• Ferrari präsentiert in dieser Saison eine sehr breite Palette an Fehlern.
  • Zuletzt in Zandvoort gingen die Boxenstopps bei Carlos Sainz in die Hose.
  • Die Kritik wächst, doch Teamchef Mattia Binotto stellt sich vor seine Mannschaft.
Eine Analyse

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Mattia Binotto kennt das Spiel schon. Im Grunde läuft es inzwischen bei fast jedem Formel-1-Rennen so: Irgendwas geht bei Ferrari schief, der Teamchef der Roten tritt dann vor die Kameras und muss die Patzer seines Teams erklären. Mal sind es strategische, dann fahrerische, oder auch eigentlich unerklärliche. Oft sind es mehrere auf einmal. Der Italiener macht das meist sehr gekonnt, ruhig und bedacht, ohne die emotionale Ebene zu betreten oder zu bedienen, die einen Rennstall wie Ferrari traditionell umgibt. Binotto vermeidet es, Leute an den Pranger zu stellen. Immer öfter steht er aber selbst am selbigen. Denn die Liste der Ferrari-Fehler wird immer länger. Und kurioser.

Zuletzt beim 15. Saisonrennen in Zandvoort fehlte bei einem Boxenstopp von Carlos Sainz ein Hinterrad, später kassierte der Spanier eine Zeitstrafe, weil sein Team ihn nach seinem zweiten Stopp zu früh losfahren ließ. Häme und Kritik folgten auf dem Fuße. "Sogar Formel-2- und Formel-3-Teams machen einen besseren Job bei ihrer Strategie und ihren Boxenstopps", kritisierte Ex-Weltmeister Nico Rosberg bei Sky UK. "Du kommst in die Box und da ist kein Reifen in einem normalen Rennen. Da muss sich im Team einfach langsam etwas ändern", sagte Rosberg.

Zu viele Fehler und keine Konsequenzen

"Ich kann es langsam nicht mehr verstehen", sagte auch Rosbergs Sky-Kollege Ralf Schumacher. Auch, wenn es ein tolles Team sei, so der frühere Formel-1-Pilot: "Es werden zu viele Fehler gemacht. Dazu keine Konsequenzen - es scheint sich in Italien nichts geändert zu haben", so Schumacher.

Er sprach Binotto in Zandvoort auf Patzer wie den bei Sainz an. Binotto verwies darauf, dass man sich die Saison insgesamt angucken solle, da gebe es auch Positives, so der Italiener. "Wir haben ein gutes Auto zurückgebracht, das konkurrenzfähig ist. Wir haben nun Schwierigkeiten, die wir überwinden müssen. Dazu sind wir in der Lage und wir wollen ein gutes Auto für die nächste Saison", so Binotto.

Es seien immer kleine Schwierigkeiten, die aufträten, und dann zur Sprache kämen, sagte der Teamchef: "Das muss man auch in den Griff bekommen. Das werden wir und es ist ein tolles Team, welches das kann", sagte Binotto. Zum peinlichen Boxenstopp-Fehler sagte er: "Sicherlich sollte das nicht passieren, aber ich bin mir sicher, dass wir in dieser Hinsicht in Zukunft stärker sein können. Ich mach mir darüber weniger Sorgen als über das Tempo des Autos."

Binotto in der Kritik

Doch in der Formel 1 ist es nicht anders als im Fußball: Wenn die Leistung nicht stimmt, müssen die Verantwortlichen in allerletzter Konsequenz gehen. Ferrari hat sich in dieser Saison sehr viele Fehler geleistet, unter dem Strich viel zu viele. Max Verstappen und Red Bull Racing wären wohl auch ohne Patzer zu dominant gewesen, doch wenn sich 2023 eine neue Titel-Chance bieten sollte für die Roten, dann sollten sie aus den Fehlern gelernt haben und da sein. Und sich nicht erneut selbst in Sachen Kreativität bei den eigenen Unzulänglichkeiten überbieten. Binotto steht zwar immer mal wieder in der Kritik, hält sich aber noch auf seinem Posten. Die Frage ist: Wie lange noch?

"Die Leute sagen oft, dass Binotto ein Mechaniker ist. Daher könnte man mal überlegen, ob Ferrari nicht besser auf ein Führungsduo setzt", schlug Rosberg vor. "Bei dem könnte er sich dann um die technischen Dinge kümmern und eine andere Person dann als Geschäfts- und Personalmanager fungieren." Es sei zudem nur eine Frage der Zeit "bis bald der nächste Fehler von Ferrari kommt", ätzte Rosberg.

"Wir haben ein großartiges Team"

Binotto ließ das nicht auf sich und dem Team sitzen. Es sei sehr einfach, so etwas von außen zu sagen, konterte er. "Wir werden keine Leute austauschen, das ist eine klare Antwort an Rosberg", erklärte Binotto: "Was wichtiger ist, ist einfach die Stabilität im Team und dass wir uns von Rennen zu Rennen verbessern. Wir haben ein großartiges Team, daran habe ich keinen Zweifel." Es habe alle Teams Jahre und Erfahrung gekostet, um vorne zu sein, betonte Binotto: "Es gibt keinen Grund, warum das bei uns anders sein sollte." Doch bei Ferrari ticken die Uhren ein wenig anders. Binotto fordert Zeit und Geduld. Doch davon hat er in Maranello nicht viel. Aber keine Frage: Auch das Spiel kennt er.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung
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