- In der Formel 1 gibt es 2022 einen Budgetdeckel in Höhe von 140 Millionen Dollar.
- Allerdings sorgt das Entwicklungstempo bei Red Bull Racing bei Ferrari für Misstrauen.
- Teamchef Mattia Binotto nimmt vor allem die FIA in die Pflicht, das Budget besser zu kontrollieren.
Mattia Binotto machte aus seiner Verwunderung keinen Hehl. Der Ferrari-Teamchef blieb gewohnt ruhig, man merkte ihm aber an, wie sensibel das Thema Geld aktuell in der Formel 1 ist.
Da wird diskutiert, gestritten und auch gerne mal mit dem Finger auf den anderen gezeigt. Oder gleich auf mehrere. Wie jüngst in Spa, nachdem Ferrari gegen Red Bull Racing und Max Verstappen die wohl empfindlichste und deutlichste Niederlage der Saison erlitten hatte.
Binotto wurde nach dem Rennen auf Gerüchte angesprochen, Red Bull arbeite an einem Leichtgewichts-Chassis. Für Binotto ist das kaum vorstellbar. "Wir könnten uns die Entwicklung eines leichten, oder irgendeines anderen, Chassis während der Saison niemals leisten, weil das Budget das nicht zulässt", sagte er. Und ergänzte: "Ich wäre sehr überrascht, wenn andere Teams dazu in der Lage wären".
Hält sich Red Bull an die Grenzen?
In der Formel 1 gibt es in dieser Saison eine Budgetgrenze von 140 Millionen Dollar, die ein Team nutzen kann, unter anderem für die Weiterentwicklung des Autos. Bei einem Verstoß gegen die Grenze drohen Strafen. Seit der Einführung des Kostendeckels 2021 sind vor allem die Top-Teams verschnupft, wenn es um das Thema Geld geht, denn Red Bull Racing, Mercedes oder Ferrari müssen im Vergleich zu früher sparen und den Gürtel in Sachen Weiterentwicklung viel enger schnallen. Die Frage, die im Raum schwebte: Hält sich Red Bull Racing an die Regeln und Grenzen?
Binotto brachte das Thema nach dem Rennen in den USA im Mai schon einmal auf den Tisch. Denn Ferrari hatte zu Saisonbeginn einen Vorsprung auf den Titel-Rivalen, der aber Rennen für Rennen schmolz, denn Red Bull merzte die Probleme am eigenen Auto schnell und erfolgreich aus. "Ich hoffe, weil es auch eine Budgetgrenze gibt, dass Red Bull irgendwann die Entwicklung einstellt, sonst verstehe ich nicht, wie sie das machen können. Wenn es eine Sorge gibt, dann ist es die, wie viel sie entwickeln, wenn man die Budgetgrenze bedenkt“, sagte Binotto damals.
Verstappen demontiert die Konkurrenz
Noch vor der Sommerpause hatte Red Bull den Konkurrenten dann überholt, in Spa jetzt noch einmal ein Stück mehr distanziert,
Dass Verstappen nach 14 Rennen satte 98 Punkte Vorsprung auf Charles Leclerc hat, liegt nicht nur an den Autos, sondern auch an sehr vielen Ferrari-Fehlern. Was aber auffällt: Die Weiterentwicklung des RB18 läuft gefühlt auf Hochtouren. "Wir werden weiterarbeiten und haben noch einiges in der Entwicklung", kündigte Motorsportberater Helmut Marko dann auch noch in Spa an.
Es ist spannend zu beobachten, wie im Haifischbecken Formel 1 das Misstrauen sofort Oberhand gewinnt, wenn es um Geld und mögliche Vorteile der Konkurrenz geht. Dann wird auch das eigentlich gute Verhältnis zwischen Red Bull und Ferrari einer Belastungsprobe unterzogen.
Wird genug überwacht?
Binotto sieht die Probleme im Reglement. "Ist es fair genug, ist es gerecht genug, ist die Überwachung zu wenig effizient? Das ist ein großes Fragezeichen", so Binotto. Das Reglement sei im Moment noch sehr unausgereift, so der Ferrari-Boss, "und die Zahl der Leute, die es in der FIA überwachen, ist sehr gering. Man muss sich fragen, ob die Überwachung ausreichend ist".
Binotto nimmt daher den Automobil-Weltverband FIA in die Pflicht, in dem Bereich mehr zu tun und die Ausgaben besser zu kontrollieren: "Es wäre schlimm, wenn eine Meisterschaft durch ein finanzielles Reglement diktiert wird und nicht durch die technische und sportliche Leistung." Auch hier blieb Binotto ruhig, aber bestimmt. Man merkte trotzdem, wie sensibel das Thema in der Formel 1 ist. Und bleiben wird.
Verwendete Quellen:
- Pressekonferenzen
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