- Am 11. November 1991 feiert Köln traditionell den Start in die Karnevalsaison.
- Sechs Tage später aber verdunkelt sich der Himmel über der Metropole am Rhein.
- Der FC verliert auf tragische Weise seinen Torjäger. Maurice Banach stand auf dem Sprung in die Nationalelf.
- Vor Antritt seiner Fahrt rettet er seiner Frau und seinen Kindern unbewusst das Leben.
Erich Rutemöller ist auch nach 30 Jahren immer noch hoch emotional. "Immer, wenn ich an der Unfallstelle vorbeifahre, spreche ich ein kleines Gebet", erzählt der langjährige Bundesliga-Coach, der den 1. FC Köln und Maurice Banach zwischen 1990 und 1991 trainierte: "Immer noch, nach all den Jahren."
Die betreffende Unfallstelle liegt auf der A1 in Höhe Remscheid. Hier verunglückte am 17. November 1991 der damalige Torjäger Maurice Banach im Alter von 24 Jahren tödlich. Auf dem Weg ins Vormittagstraining am Tag nach einer 0:3-Niederlage bei Schalke 04 war der Wagen des Stürmers des 1. FC Köln ausgebrochen, gegen einen Brückenpfeiler geprallt und sofort in Flammen aufgegangen. Banach hinterließ eine Frau und zwei Söhne, Danny und Zico, drei Jahre und neun Monate alt. Banachs Mitspieler warteten auf dem Trainingsgelände vergeblich auf die Ankunft ihres beliebten Kollegen. Statt dessen erhielten sie die Nachricht seines Todes. 1.500 Trauergäste wohnten am 25. November 1991 Banachs Beisetzung in dessen Heimatstadt Münster bei. Die Brücke, die Banach zum Verhängnis wurde, gibt es heute längst nicht mehr.
Banach lässt Frau und Kinder daheim: "Bin heute Mittag wieder hier"
In dem Buch "Maurice Banach: Sie nannten ihn Mucki" haben die Autoren Ralf Friedrichs und
Auch die sportlichen Weggefährten erzählen von einem Menschen, den alle mochten. "Er war unsere Stimmungskanone, unser Spaßvogel - wenn es mal nicht so lief, hat er alle aufgemuntert", sagte Mitspieler Falko Götz. Doch Banach hatte auch eine große Karriere vor sich.
Borussia Dortmund lässt Maurice Banach laufen
Aus der Jugend Borussia Dortmunds kommend, setzte er sich in der Bundesliga beim BVB nicht durch - und nahm nach 14 Bundesliga-Einsätzen für die Schwarz-Gelben den Umweg über Wattenscheid 09 und die 2. Bundesliga. Nachdem er den Außenseiter mit 22 Treffern in die Bundesliga geschossen und sich nebenher die Torjägerkrone aufgesetzt hat, greift im Sommer 1990 der 1. FC Köln zu. Zum Zeitpunkt seines Unfalls belegte er mit zehn Toren Rang zwei der Torschützenliste hinter dem Dortmunder Stéphane Chapuisat (elf Tore). Eine Nominierung für die Nationalmannschaft schien eine Frage der Zeit.
Dort gab es in Jürgen Klinsmann, Rudi Völler und Karl-Heinz Riedle hochkarätige Platzhirsche. Doch Bundestrainer Berti Vogts, der auch der Beerdigung beiwohnte, hatte schon öffentlich erklärt, Banach gehöre "im Strafraum zu den Allerbesten". Und Rutemöller, später selbst lange Jahre in DFB-Diensten, versichert: "Er wäre auf jeden Fall sehr bald Nationalspieler geworden, da bin ich mir ganz sicher."
Littbarski: "Banach war Müller und Lewandowski in einer Person"
Der 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski, damals Teamkollege Banachs, erklärt, die Kombination von Banachs Stärken habe er "selten gesehen". Er sei "quasi Thomas Müller und Robert Lewandowski in einer Person" gewesen. In den Augen von Mitspieler Alfons Higl "hatte er etwas von Serge Gnabry oder auch Leroy Sané".
Rund um Köln sehen viele in Banachs tragischem Unfall auch einen Grund für den Niedergang des FC, der 1990 noch Vize-Meister wurde und im Europacup-Halbfinale stand. Zum Zeitpunkt des Unglücks war der FC Elfter, mit einer Trotzreaktion erreichte die Mannschaft noch den UEFA-Cup. Es blieb für 25 Jahre der letzte Einzug in den Europacup, ausgerechnet im Jahr der Einführung der Champions League.
Christoph Daum holt Banach - und wird dann entlassen
Mit "Mucki" Banach wäre die Entwicklung vielleicht in eine andere Richtung gegangen, glaubt auch Christoph Daum. "Dass man diesen Abschwung auch mit Maurice Banach in Verbindung bringt, das kann ich sehr gut nachvollziehen", sagt der Trainer, der den Stürmer aus Wattenscheid verpflichtete, vor dessen Ankunft aber schon entlassen war: "Er war eines der hoffnungsvollsten Talente, die wir damals im deutschen Fußball hatten. Das wäre auf Jahre - wenn nicht Bayern München mit einem horrenden Angebot gekommen wäre - ein unheimliches Faustpfand für den 1. FC Köln gewesen, um weiter im Spitzenbereich mitzumischen. Insofern war sein Tod ein weiteres Kriterium für die Ursache des Niedergangs des 1. FC Köln zu Beginn der neunziger Jahre." (dpa/hau)
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