Borussia Dortmund empfängt am Samstag den FC Bayern. Der Krisenklub muss also gegen den Rekordmeister im Aufschwung ran. Eine klare Sache, könnte man meinen. Aber es gibt einige Gründe, warum sich der BVB durchaus Hoffnungen auf einen Sieg machen darf.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Okay, machen wir uns nichts vor. Die Chancen, dass das Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Samstag (18:30 Uhr, bei uns im Liveticker) eine halbwegs fade Demonstration bayerischer Überlegenheit wird, sind groß.

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Schuld ist natürlich Jupp Heynckes, dessen Re-Installation als Bayern-Trainer offenbar eine Art posttraumatische Belastungsstörung beim BVB ausgelöst hat. Anders ist es kaum zu erklären, dass die Dortmunder nach ihrem sensationellen Saisonstart ausgerechnet mit Anbruch der vierten Jupp'schen Zeitrechnung in eine recht hartnäckige Krise geschlittert sind.

Komisch ist allerdings, dass ein Großteil der aktuellen Dortmunder Mannschaft in der Triple-Saison des FC Bayern nicht einmal Teil des Kaders war. Und der Trainer ist auch ein anderer. Tja, die Enttäuschung über das verlorene Champions-League-Finale von Wembley muss einfach schon so in die Vereins-DNA übergegangen sein, dass sie sich offenbar auch auf neue Spieler überträgt.

Das ist natürlich bitter, aber noch lange kein Grund den Sand in den Kopf zu stecken, wie Lothar Matthäus sagen würde. Denn wir haben tatsächlich drei Gründe gefunden, weshalb der BVB den Bayern am Samstag doch ein Schnippchen schlagen könnte:

1. Grund: Dortmunds Heimbilanz gegen Bayern passt

54 Spiele haben die Dortmunder gegen die Bayern im heimischen Westfalenstadion bislang absolviert und die Statistik spricht für den BVB - wenn auch knapp. 18 Siege konnten die Borussen gegen den FCB verbuchen, 17 Partien gingen verloren und 19 endeten unentschieden.

Mit der Unterstützung der phänomenalen Südtribüne im Rücken haben sich die Dortmunder zudem schon häufig zu schier unmenschlichen Leistungen aufgeschwungen. Man denke nur an das 3:2 gegen Malaga 2013, als der BVB in einem 69 Sekunden dauernden Kraftakt noch das Champions-League-Halbfinale erreichte.

Wer so etwas schafft, kann doch auch eine kleine Krise überwinden.

2. Grund: Der BVB hat nichts zu verlieren

Es gibt wohl wenige Mannschaften, die sich so richtig auf ein Duell mit dem FC Bayern freuen. Dabei ist der deutsche Rekordmeister eigentlich der ideale Aufbaugegner.

Gegen keine andere Mannschaft in der Bundesliga sind die Erwartungen so niedrig wie gegen die Bayern. Eine Niederlage wird von den meisten Vereinen schon vor Saisonbeginn eingerechnet. Und wenn es dann doch zu einem Remis oder gar einem Sieg reicht, ist die Freude umso größer.

Der BVB hatte bislang immer das Pech als Gegner auf Augenhöhe für die Bayern wahrgenommen zu werden. Dieser Druck ist dank der derzeitigen Ergebniskrise jedoch weg. Die Dortmunder können also frei nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, kickt's sich gänzlich ungeniert" aufspielen.

Nuri Sahin scheint das schon einmal verstanden zu haben. Die Stoßrichtung, die er für das Spiel gegen die Bayern vorgibt, stimmt. "Mutig, würde ich sagen", antwortet er laut "Welt.de" auf die Frage, wie der BVB spielen will. "Jeder, der gegen Bayern mutig gespielt hat, hat entweder auf die Fresse bekommen oder das Spiel gewonnen."

3. Grund: So gut sind die Bayern auch wieder nicht

Vor dem FC Bayern vor Ehrfurcht in den Staub zu fallen, war außerdem noch nie eine gute Idee - und ist in der laufenden Saison auch noch gar nicht angebracht.

Denn auch wenn die Bayern bislang alle Spiele unter Jupp Heynckes gewonnen haben, vom erdrückendem Dominanzfußball vergangener Jahre sind sie noch weit entfernt. Das wurde nicht nur beim hart erkämpften Sieg über Celtic Glasgow in der Champions League deutlich.

Zudem geht der Rekordmeister personell schwer angeschlagen in die Partie beim BVB.

Ribéry-Ersatz Kingsley Coman wird wohl ausfallen. Javi Martínez, der Motor des Bayern-Aufschwungs, humpelte nach dem Spiel in Glasgow und Mats Hummels plagen immer wieder muskuläre Probleme. Auch ein Einsatz von Jerome Boateng steht noch auf wackligen Füßen.

Damit fehlen dem FC Bayern etliche Stammkräfte. Lediglich Robert Lewandowski wird wohl in die Startelf zurückkehren.

Fans von Borussia Dortmund dürfen also getrost am Samstagabend den Fernseher einschalten oder sich ins Stadion begeben. Dass der BVB von den Bayern den Hintern versohlt bekommt, ist noch längst nicht sicher.

"Reviersport"-Experte Ansgar Brinkmann glaubt sogar: "Die Bayern werden in Dortmund aufs Maul bekommen." Und wenn der Ansgar das sagt, dann muss es ja (fast) stimmen ...




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