Im ersten Pflichtspiel der Saison ist Borussia Dortmund gegen Regionalligist Schott Mainz turmhoher Favorit. Aber Vorsicht: In der Geschichte des BVB gab es schon einige Ausrutscher und Peinlichkeiten in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde gegen unterklassige Gegner.

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Der TSV Schott Mainz, das war bis vor ein paar Wochen noch Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, fünfte Spielklasse. Mittlerweile spielt der von einem Glasfabrikanten alimentierte Klub wieder in der Regionalliga Südwest - aber auch das sollte für Borussia Dortmund in der ersten DFB-Pokalrunde am Samstag keine Gefahr darstellen. Oder etwa doch?

Es ist zwar schon eine Weile her, dass der BVB in der ersten Runde an einem Außenseiter gescheitert ist, aber: Immerhin ist den Dortmundern das nun auch schon fünfmal passiert. Peinliche Pokalsensationen haben also durchaus Tradition beim BVB.

1971/72, Kickers Offenbach

Nachdem es die Borussia seit Einführung des DFB-Pokals zuvor schon gegen drei Bundesligisten und vor Einführung der Bundesliga in den 50er-Jahren auch schon gegen Oberligist Concordia Hamburg in der ersten Runde erwischt hatte, schied der BVB im Dezember 1971 erstmals gegen einen unterklassigen Klub aus.

Nach einem 1:1 am Bieberer Berg beim damaligen Regionalligisten ging das Rückspiel mit 0:3 verloren. Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass die Regionalliga damals die zweithöchste Spielklasse Deutschlands war und der OFC mit Spitzenspielern wie Erwin Kostedde oder der BVB-Ikone Siggi Held auch überragend besetzt war.

1990/91, SpVgg Fürth

Nach dem Ausscheiden gegen die Bundesligisten Hannover 96 und den HSV in den 70er- und 80er-Jahren erwischte es die Borussia gleich zu Beginn der 90er gegen die Spielvereinigung Fürth. Und das war nun wirklich eine Sensation! Der Klub aus der Landesliga Mitte (damals vierte Spielklasse) war schon nach drei Minuten wegen einer Roten Karte dezimiert – und das bei fast 40 Grad auf dem Rasen.

Trotzdem führten Fürth zur Pause 2:1, dank Treffern des späteren Bundesligatrainers Achim Beierlorzer und von Oliver Zettl. Der schlug BVB-Kapitän Michael Zorc zur Halbzeit vor: "Einigen wir uns auf ein Unentschieden?" Damals gab es bei einem Remis noch ein Wiederholungsspiel und das hätte die Fürther immerhin ins Westfalenstadion geführt. Zorc soll milde lächelnd abgelehnt haben.

Zettls Antwort in der zweiten Halbzeit war der dritte Treffer für die Franken, die Pokalsensation war damit perfekt. Und der BVB gegen einen drei Klassen tiefer spielenden Gegner raus. Ein schwacher Trost für die Borussia: Fürths späterem Fusionsverein TSV Vestenbergsgreuth gelang ein paar Jahre später gegen die Bayern ein noch größerer Coup...

1996/97, Wattenscheid 09

11. August 1996, Lohrheidestadion in Wattenscheid. Julio Cesar, Matthias Sammer, Jürgen Kohler, Stefan Reuter, Stephane Chapuisat sind alle gekommen. Welt- und Europameister, Weltstars zu Gast beim Bochumer Stadtteil-Klub. Der Großteil der rund 11.000 Zuschauer wittert trotzdem die Chance auf ein Wunder - und sollten nicht enttäuscht werden.

Dortmunds Star-Truppe geht die Partie aufreizend lässig an, die frühe Führung durch Michael Zorc verstärkt diesen Eindruck nur noch. Dann gelingen dem Regionalligisten drei Tore innerhalb einer knappen halben Stunde. Heiko Herrlich und Stefan Reuter zwei Minuten vor dem Ende retten den BVB doch noch irgendwie in die Verlängerung.

Da zeigt Wattenscheid aber mehr Willen und Widerstandskraft: Frank Bläker, in der Schalker Jugend ausgebildet, sorgt fünf Minuten vor dem möglichen Elfmeterschießen für die Sensation gegen jene Borussia, die sich neun Monate später zur besten Mannschaft Europas kürt.

2001/02, VfL Wolfsburg 2

Sechs Siege in Folge reihte der BVB zum Start in die Saison 2001/02 in der Bundesliga und im Rahmen der Champions-League-Qualifikation aneinander. Dann kam das Pokalspiel gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg - und die schöne Serie war dahin.

Im "AOK-Stadion am Elsterweg" schonte der damalige BVB-Coach Matthias Sammer seine Offeniv-Stars Marcio Amoroso, Jan Koller, Heiko Herrlich und Tomas Rosicky und ließ stattdessen eine bessere B-Mannschaft gegen den Oberligisten ran. Eine fatale Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

Der BVB blieb in der Offensive gegen die kleinen Wölfe ideenlos, auch die späteren Einwechslungen von Amoroso, Rosicky und Koller änderten daran nichts. Das einzige Tor des Tages gelang Ingo Vandreike, der später noch bei Germania Halberstadt und in Gifhorn halb-professionell Fußball spielte. Es war Vandreikes einziges Spiel und sein einziges Tor im DFB-Pokal. Für den BVB aber war es dieses eine zu viel.

2005/06, Eintracht Braunschweig

Mitten hinein in die wohl schwerste Krise der Geschichte der Borussia folgte das Ausscheiden in der ersten Pokal-Runde gegen Braunschweig. Der BVB war gerade erst hauchzart dem finanziellen Kollaps entkommen, selbst der FC Bayern musste mit zwei Millionen Euro aushelfen. Da wäre jede Spielrunde im DFB-Pokal doppelt wichtig gewesen, um frisches Geld in die leeren Kassen zu spülen. In Braunschweig ging das aber gleich im ersten Spiel völlig schief.

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Der damalige Zweitligist entpuppte sich als der erwartet hartnäckige Gegner, ließ sich auch vom frühen Rückstand nach Jan Kollers Tor nicht unterkriegen und schlug doppelt zurück. Erst durch Jürgen Rische kurz vor der Halbzeit. Und dann, wenige Minuten vor dem Abpfiff, besiegelte Daniel Graf das Dortmunder Ausscheiden.

Es ist bis heute das letzte Erstrunden-Spiel überhaupt, das Borussia Dortmund verloren hat. Ob sich das am Wochenende ändert?

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