- In einem bemerkenswert offenen Interview spricht Dortmunds Top-Talent über rassistische Angriffe in den sozialen Medien.
- Der 18-jährige Bellingham attackiert unter anderen die deutschen Verbände für ihren halbherzigen Kampf gegen Rassismus.
Am Mittwoch machte eine Meldung die Runde, die in den kommenden Wochen und Monaten noch öfter so oder ähnlich vernehmbar sein wird: Einer der absoluten Top-Klubs Europas ist hinter dem 18-Jährigen her.
In diesem Fall soll Real Madrid der Interessent sein, die Königlichen werden ihr zwar über die Mapen erfolgreiches, aber eben auch schon in die Jahre gekommenes Mittelfeld-Trio um Casemiro,
Mit dem Transfer des Franzosen Eduardo Camavinga von Stade Rennes im letzten Sommer, damals ebenfalls zarte 18 Jahre jung, wurde ein erster Schritt schon getan. Mit
Bellingham: "Bekomme rassistische Nachrichten"
Fast zeitgleich mit der Nachricht vom Real-Interesse am Spieler gab Bellingham selbst dem US-Nachrichtensender "CNN" ein bemerkenswert offenes und auch schonungsloses Interview, das für deutlich mehr Aufsehen sorgte als das Gerücht aus Spanien.
Der Engländer beklagte da nicht nur offenen Rassismus - vor allen Dingen in den sozialen Medien - sondern auch eine Schieflage in der Gewichtung dieser Vorfälle im Vergleich zu einigen seiner eigenen Aussagen zuletzt. Auch der Deutsche Fußball Bund und die Deutsche Fußball Liga bekamen im Zuge dessen ihr Fett weg.
"Nach den meisten Spielen bekomme ich auf Instagram rassistische Nachrichten", berichtete Bellingham. "Das ist leider die Welt, in der wir leben. Und deswegen müssen wir mehr dagegen tun. Vor allem die Menschen, die an der Macht sind." Damit seien vor allen Dingen die Verbände gemeint, die FIFA, die UEFA, die englische FA - aber eben auch der DFB und die DFL.
Denn während sich Bellingham nach eigener Aussage auf die Unterstützung seiner Mitspiueler und seines Klubs verlassen kann, habe er "vom Deutschen Fußball-Bund sowie von der Deutschen Fußballliga nie wirklich Zuspruch erhalten".
Bellingham vermisst entschiedenen Kampf gegen Alltagsrassismus
Besonders verärgert ist der Teenager auch deshalb, weil es die DFL und der DFB waren, die im letzten Dezember nach Bellinghams verunglückten Aussagen gegen Schiedsrichter Felix Zwayer sofort ermittelten und den Spieler mit einer Strafe über 40.000 Euro belegten. Bellingham hatte Zwayer nach dem Spiel gegen den FC Bayern und einigen sehr strittigen Entscheidungen durch die Blume Einflussnahme vorgeworfen, "man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?", hatte er damals gesagt.
Aber während die Verbände damals mit der Untersuchung und der Sanktion ganz fix waren, bleiben nach den Attacken auf ihn und auch andere Spieler im Internet alle Seiten ruhig. "Da waren sie schnell zur Stelle, haben Kontakt mit mir aufgenommen und mir meine Strafe aufgebrummt, es gab ein großes Drama in den Medien", so Bellingham, der auch klar erkennen ließ, dass im Kampf gegen den Alltagsrassismus weniger konsequent durchgegriffen werde.
"Ich habe nun daraus gelernt. Ich weiß, was ich sagen kann und was nicht. Ich weiß, dass ich manchmal meine Emotionen besser kontrollieren muss", sagte Bellingham und erinnerte in dem Zusammenhang auch in die Tage nach dem EM-Finale im letzten Sommer, das England gegen Italien nach Elfmeterschießen verloren hatte.
Die dunkelhäutigen Spieler Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukaya Sako hatten damals ihre Elfmeter verschossen, in den sozialen Medien wurde das Trio daraufhin aufs Übelste rassistisch beleidigt. Auch damals dauerte es tagelang, bis eine entsprechende Reaktion der Verbände folgte - während die Spieler selbst sich sofort zur Wehr setzten. "Auf dem Weg ins Finale waren wir alle Engländer. Nachdem die drei ihre Elfmeter verschossen hatten, waren sie Schwarze...", so Bellingham.
Verwendete Quellen:
- CNN.com: Jude Bellingham questions whether authorities 'care' about racist abuse directed at Black footballers
- Spox.de: BVB, News und Gerüchte: Real Madrid wohl an Jude Bellingham dran
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.