• Julian Brandt hat beim BVB eine starke Hinserie gespielt und sich einen Stammplatz ergattert.
  • Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte spricht Brandt nun über die Dortmunder Probleme, seine eigene Entwicklung und einen der Gründe für das frühe DFB-Aus bei der WM in Katar.

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Julian Brandt war sicherlich einer der wenigen "Gewinner" der Dortmunder Hinserie. Der 26-Jährige startete als Grenzgänger zwischen Stammelf und Bank, erarbeitete sich aber schnell einen festen Platz in Edin Terzic‘ erster Elf und legte mit fünf Toren und drei Assists in allen Wettbewerben die besten Zahlen in seiner Zeit beim BVB auf.

Vor dem Start in die leicht verlängerte Rückserie sprach Brandt nun in einem Interview mit "Sport1" über die Dortmunder Probleme in der Bundesliga - und darüber, wie die in der zweiten Saisonhälfte in Griff zu kriegen sind.

"Wir haben zu viele Gegentore gefressen und zu viele Spiele verloren. Die unnötige Niederlage in Köln und die beiden Niederlagen zum Jahresabschluss in Wolfsburg und Gladbach haben weh getan. Du kannst immer mal ein schlechtes Spiel haben, aber wir hatten einfach zu viele davon", so Brandt, der aber schon wegen der deutlich entspannten Personallage eine ordentliche Basis für einen Aufschwung erkennt.

"Wir haben in Mo (Dahoud), Marco (Reus), Jamie (Bynoe-Gittens), Sebastien (Haller) und Thomas Meunier fünf Spieler dazu bekommen, die lange verletzt waren. Dadurch haben wir eine neue Qualität. Uns hat es schon weh getan, dass sie im ersten Teil der Saison weggebrochen sind. Ich hasse es eigentlich, wenn man das als Argument heranzieht. Das darf keine Ausrede für unsere schwankenden Leistungen sein, aber irgendwie hängt das schon auch damit zusammen."

Brandt weiß um den Druck beim BVB

Auch deshalb hinkt der BVB als Sechster der Tabelle seinen eigenen Ansprüchen weit hinterher, sind die Titelträume bei aktuell neun Punkten Rückstand auf die Bayern in ganz weite Ferne gerückt. So ganz aufgeben will Brandt die hohen Ziele noch nicht und ruft eine kleine Aufholjagd aus - allerdings Schritt für Schritt.

"Wir stehen auf Platz sechs, aber natürlich schielst du auch nach oben. Du guckst auch mit einem Auge auf die Paarung Bayern gegen Leipzig gleich am ersten Spielwochenende. Es sind nur drei Punkte bis Platz zwei. Wenn wir zwei, drei Spiele hintereinander gewinnen, kann sich schon wieder etwas tun. Neun Punkte sind aber schon ein Brett, das wissen wir. Es braucht schon viel, dass die Bayern das noch verspielen."

Noch wichtiger seien aber die eigene Leistung und Ergebnisse, auch und gerade im DFB-Pokal und in der Champions League. "Wir wollen in beiden Pokal-Wettbewerben weiterkommen und uns in der Liga wieder oben festsetzen. Um das zu schaffen, dürfen wir den Start im neuen Jahr nicht verbocken, dieser Druck herrscht gleich von Anfang an!"

Defensivstärke? Besser spät als nie

Seine persönliche Entwicklung in dieser Saison führt Brandt etwas überraschend nicht auf seine Stärken in der Offensive zurück, sondern auf ein paar defensive Punkte. "Ich weiß, wie ich in die Zweikämpfe gehen muss, was ich bei der Arbeit gegen den Ball machen muss, damit ich auf dem allerhöchsten Niveau bestehen und in der ersten Elf stehen kann. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das endlich verstanden habe. Besser spät als nie", so Brandt.

"Wenn es in eine 1-gegen-1-Situation geht, darf der Gegner nicht mehr so leicht an mir vorbeikommen, das habe ich mittlerweile begriffen. Ich habe mir persönlich auch vorgenommen, dass ich zwei, drei Gelbe Karten mehr sammle und auch mal einen Gegenspieler weggrätsche. Das gehört zum BVB-Fußball dazu."

Rückkehr nach Bremen?

Wie lange er noch Teil dieses "BVB-Fußballs" sein kann oder darf, darüber hat er sich offenbar noch keine großen Gedanken gemacht. "Ich hatte nie einen Karriereplan und kann die Frage daher nicht beantworten. Bei mir ist alles offen. Ich fühle mich hier wohl, wer weiß aber, wohin der Wind einen weht. Wenn hier alles top läuft, wir uns in den Armen liegen und ich verlängere, dann wäre ich glücklich. Es kann aber alles passieren. Deshalb ist eine Einschätzung schwierig." Brandts Vertrag in Dortmund läuft - vorerst - noch bis Sommer 2024.

Irgendwann könnte sich Brandt dann noch einen Kindheitstraum erfüllen und für den Verein seiner Heimatstadt auflaufen, für den er bisher noch kein Spiel absolviert hat. "Ich habe mir als kleines Kind immer vorgenommen, dass ich Profi werde und irgendwann wieder nach Bremen zurückkehre. Mein kleiner Bruder spielt da, meine Familie wohnt in Bremen. Ich habe eine besondere Beziehung dorthin. Das muss nicht passieren, war jetzt auch eher eine spontane Reaktion auf andere Spieler, die in die Wüste wechseln. Aber das wäre jedenfalls eher mein Ding."

Brandt: "Hätten einen Strich unter das Thema ziehen müssen"

Als Teil der deutschen Reisegruppe bei der Weltmeisterschaft in Katar formuliert Brandt eine klare Meinung zu den Debatten rund um das Turnier.

"Es hingen alle irgendwie mit drin. Ich sage nicht: ‚Der DFB ist böse, die Journalisten sind böse, Katar ist böse.‘ Es gab einige Spieler bei uns, die sich aktiv um das Thema gekümmert haben. Wir dürfen wichtige Themen wie Menschenrechte nicht unter den Teppich kehren, das ist klar. Wir müssen darauf hinweisen. Es ist wichtig, dass wir kritisch sind, aber wir waren eigentlich in Katar, um eine erfolgreiche WM zu spielen und nicht, um ein fremdes Land so zu ändern, wie es uns als Europäern passt."

Deshalb wäre es aus Brandts Sicht ratsam gewesen, der DFB hätte dafür gesorgt, "dass das politische Thema nicht endlos so groß wird und sich eine Eigendynamik entwickelt. Wir hätten an einem gewissen Punkt einen Strich unter das Thema ziehen müssen und als DFB, als Medien, als Politiker sagen müssen: ‚Jetzt ist alles von allen mehrfach gesagt. Jetzt unterstützen wir die Mannschaft, jetzt spielen wir Fußball!‘"

Verwendete Quellen:

  • Sport1.de: Brandt überrascht mit kurioser Ansage
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