Der FC Schalke 04 prägt mit seiner Aufholjagd bei Borussia Dortmund ein neues Verb und Jupp Heynckes nimmt Rache an Uli Hoeneß - unsere wie immer nicht ganz ernst gemeinten Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

1. Erkenntnis: "Schalken" sollte Anwärter auf das Jugendwort des Jahres sein

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Was! War! Das! Für! Ein! Revierderby! Oder für unsere jugendlichen Leser: Hallo, I bims 1 krasses Derby vong Aufholjagd her!

So krass, dass es sich vielleicht sogar lohnen würde, für dieses 4:4 zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 ein neues Verb zu erfinden: "Schalken" - sich megacool aus einer fast aussichtslosen Situation befreien.

Wir hören schon Jugendliche in der U-Bahn: "Ey, meine Ellies hätten mich fast total hacke erwischt, ich konnte mich gerade noch rausschalken!" Oder auch: "So'n Alpha-Kevin wollte mich abziehen, aber ich hab mich voll raugeschalkt." Ein klarer Anwärter für das Jugendwort des Jahres, oder?

Wobei sich die deutsche Sprache sicher auch über ein knackiges Verb für "etwas Sichergeglaubtes durch absolutes Einstellen sämtlicher Bemühungen noch aus der Hand geben" freuen würde. Aber da fällt uns gerade irgendwie nichts Passendes ein... Vielleicht hätte Peter Bosz eine Idee.

2. Erkenntnis: Jupp Heynckes rächt sich an Uli Hoeneß

Dieser Uli Hoeneß. Man kann ja von dem Mann halten, was man will, aber seine große Klappe wird man dem Präsidenten des FC Bayern auch auf seine alten Tage wohl nicht mehr abgewöhnen können.

Auf der Jahreshauptversammlung der Bayern am Freitagabend hatte Hoeneß ordentlich Öl ins Gerüchtefeuer rund um einen Verbleib von Jupp Heynckes gegossen. "Ja, das halte ich für möglich", hatte Hoeneß gesagt.

Vor Heynckes' innerem Auge müssen in diesem Moment die Bilder glücklicher Tage als Rentner mit Hund Cando im beschaulichen 130-Seelen-Kaff Fischeln vorbeigezogen sein.

Ja, er liebt es, den FC Bayern zu trainieren und er tut seinem besten Freund Uli auch gerne mal einen Gefallen. Aber jetzt will der ihn einfach um weitere Jahre seines hart verdienten Ruhestands bringen. Nein, da macht der Heynckes nicht mit!

Praktisch, dass sich mit dem Spiel am Samstag in Mönchengladbach die perfekte Gelegenheit zur Rache bot. Der FC Bayern verlor das erste Mal seit der Heynckes'schen Renaissance. Und nachdem wir kurz unseren Aluhut zurechtgerückt hatten, war uns auch klar, warum. An Zufall kann hier wohl niemand glauben. Viel eher handelte es sich bei der Niederlage um eine klare Botschaft von Heynckes an Hoeneß: "Gefährde noch einmal meine Rente und du kannst dir das Triple in die Haare schmieren!"

Und damit es Hoeneß auch sicher versteht, diktierte Bayerns Trainer die Botschaft auch noch in die Mikrofone der anwesenden Journalisten: "Wir haben eine ganz klare Vereinbarung. Ich möchte auch nicht jede Woche dazu Stellung nehmen, weil es eine klare Vereinbarung gibt und dabei bleibt es auch". Punkt.

3. Erkenntnis: Kramer sollte nicht immer den Kopf hinhalten

Es gibt viele Dinge, um die man Christoph Kramer beneiden kann: Seinen Gehaltszettel, die Weltmeistermedaille und ein schönes Auto fährt er bestimmt auch.

Um eine Sache beneidet ihn jedoch bestimmt niemand: die unwiderstehliche Anziehungskraft, die Kramers Kopf auf anderer Leute Körper hat.

Uns fällt kein anderer Spieler ein, dessen Dickschädel so oft in Mitleidenschaft gezogen wird, wie Kramers. Allein der Blackout im WM-Finale, dann der Tritt in sein Gesicht von Leipzigs Keita, die Schädelprellung im Spiel gegen Stuttgart - und gegen den FC Bayern schon wieder. Nach einem Zusammenprall mit Vestergaard musste Kramer benommen vom Platz getragen werden.

Auch wenn es dieses Mal schnell Entwarnung gab, Kramer habe "nur" eine Platzwunde im Mundraum, machen wir uns doch langsam Sorgen um Kramers Kopf. Und das ganz ernsthaft. Vor allem, weil wir wissen, wie es einigen Football-Spielern in den USA ergangen ist, die zu viele Stöße gegen den Kopf erlitten haben.

Und das wünschen wir Kramer nun wirklich nicht!

Also, lieber Christoph, halt doch bitte nicht immer deinen Kopf hin! Danke.

4. Erkenntnis: Der Videobeweis ist immer noch Mist

Was haben wir schon auf den Videobeweis geschimpft, immer in der Hoffnung, dass vielleicht doch irgendwann der eine Spieltag kommt, an dem alles reibungslos verläuft und uns allen endlich ein Licht aufgeht, warum das Ding überhaupt eingeführt wurde. Noch warten wir vergeblich.

Weil wir aber irgendwie keine Lust mehr haben, uns noch weiter aufzuregen und unsere Kraft lieber dazu nutzen, auch das Hundertste Mal "Last Christmas" mit einem stoischen Lächeln zu ertragen und nicht auszurasten, lassen wir heute jemand anderen die Lage äußerst treffend zusammenfassen:


5. Erkenntnis: Manche Sachen wollen manche Leute einfach nicht hören

Achtung, jetzt wird es persönlich. Die Autorin dieses Textes hat nämlich auch ihre ganz eigene Erkenntnis aus diesem Spieltag ziehen müssen.

Sie ist, obwohl selbst eher südlich angesiedelten Mannschaften anhängend, aus Gründen der Zuneigung mit einen Dortmund-Fan verheiratet.

Besagter Dortmund-Fan hatte nach dem 4:0-Halbzeit-Stand im Revierderby schon wieder zum Angriff auf den FC Bayern geblasen und sämtliche Krisengedanken abgeschüttelt. Er ist wohl nicht der Einzige, der derart fehlgeleitet wurde.

Die Ermahnungen der Autorin, dieses Spiel werde noch 4:4 ausgehen, da der BVB grundsätzlich in der zweiten Halbzeit einbräche, verhallten ungehört beziehungsweise wurden als Spaßverderberei abgetan.

Erste Erkenntnis daher: Das Mahnen künftig lieber Matthias Sammer überlassen, dem glaubt man eher.

Erkenntnis Nummer zwei folgte nach dem Schlusspfiff: Den Satz "Hab ich dir doch gesagt" sollte man sich am besten immer sparen. Den Rest können Sie sich denken. Aber zur Beruhigung: Um eine Scheidung sind wir herumgekommen. Gerade noch so.

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