Viel zu gewinnen gab es für Vizemeister Borussia Dortmund am 34. Spieltag nicht mehr. Zum Saisonende präsentierte sich der BVB eklatant schwach - und entfacht nach dem 0:4 gegen Hoffenheim die Mentalitätsdebatte neu. Das hätten sich alle Beteiligten vor der Sommerpause liebend gern erspart.
Dem spielerischen Offenbarungseid folgten klare Worte. Nach dem peinlichen 0:4 (0:2) von Borussia Dortmund gegen Hoffenheim verspürte Roman Bürki wenig Lust, die Wogen zu glätten. "Vielleicht haben wir manchmal die falsche Mentalität und die falsche Einstellung", kommentierte der BVB-Torhüter die für einen Meisterschaftszweiten unwürdige Vorstellung und brachte das Problem seiner Mannschaft damit auf den Punkt. Verärgert fügte er an: "Schon nach 45 Minuten hat man gemerkt, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die will und auch muss. Und eine, die nicht viel Lust hatte."
Nur eine Woche nach dem starken Auftritt im Spitzenspiel bei RB Leipzig (2:0) bezog das Team von
Favre zurück im Rechtfertigungsmodus
Ein Einzelfall war die indiskutable Leistung gegen Hoffenheim jedoch nicht. Schon in den Heimspielen gegen Paderborn (3:3) oder Mainz (0:2) sowie beim Liga-Gipfel in München (0:4) blieb die Mannschaft meilenweit unter ihrem Niveau. "Wir müssen weiter an der Gewinner-Mentalität arbeiten. Das ist das, was Bayern mehr hat als wir. Über eine Saison sind das dann die kleinen Dinge, die eben fehlen, um ganz oben zu stehen", bekannte
Dank des Viererpacks von Andrej Kramaric (8./30./48./50.) zogen die Hoffenheimer in der Tabelle im Fernduell noch am VfL Wolfsburg vorbei und qualifizierten sich als Sechster direkt für die Europa League. Jörg Schmadtke, Sport-Geschäftsführer der "Wölfe", konnte sich einen verbalen Seitenhieb Richtung Dortmund nicht verkneifen: "Ich glaube, dass der letzte Spieltag noch mal enorme Aussagekraft über jede einzelne Mannschaft hat." Der Konter von Watzke ließ nicht lange auf sich warten. "Wenn ich selber 0:4 verloren hätte, würde ich einfach die Klappe halten", sagte der BVB-Chef in Anspielung auf das zeitgleiche 0:4 der Wolfsburger gegen den FC Bayern.
Vom Stolz auf den zweiten Platz und auf die beste Torausbeute der Vereinsgeschichte war bei der Borussia wenig geblieben. Nur wenige Tage nachdem ihm die Vereinsführung das Vertrauen für die kommende Saison ausgesprochen hatte, kehrte Trainer Lucien Favre zurück in den Rechtfertigungsmodus. Bleibende Schäden befürchtet er nach der Niederlage jedoch nicht: "Wir werden das ziemlich schnell vergessen. Wir haben trotzdem unser Ziel erreicht und sind am Ende die Nummer zwei. Wir haben eine gute Saison gespielt."
Zwei Abschiede beim BVB
Das leise Lebewohl für
Neben Götze wird auch Achraf Hakimi den Club verlassen. Laut Medieninformationen will Real Madrid den zuletzt an den BVB ausgeliehenen Außenverteidiger an Inter Mailand verkaufen. Bei einer vermeintliche Transfersumme von über 45 Millionen Euro stieg der Revierclub aus dem Poker aus. "Das wollen wir nicht. Das können wir nicht", bekannte Michael Zorc. Der BVB-Sportdirektor hatte ohnehin eine andere Lösung im Kopf: "Wir haben immer noch gehofft, Achraf vielleicht auf eine andere Art und Weise mit einem anderen Konstrukt hier bei uns zu behalten. Doch in dieser Woche hat es noch einmal eine Entwicklung gegeben."
Jadon Sancho soll dem Club dagegen erhalten bleiben - ungeachtet der anhaltenden Spekulationen über einen Wechsel des 20 Jahre alten englischen Nationalspielers in die Premier League. "Ich glaube nicht, dass Jadon zu uns kommt und weg will oder dass ein Verein kommt, der die Summe bezahlt, die wir sicher im Kopf haben. Da gibt es keinen einzigen Cent Corona-Rabatt. Ich glaube, dass es keinen Transfer in dieser Größenordnung geben wird." (dpa/kad)
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