Der FC Bayern und Borussia Dortmund treffen sich zum Spitzenspiel light, der Rekordmeister spielt einmal mehr in seiner ganz eigenen Liga. Aber auch aus Dortmunder Sicht gibt es Hoffnung für die Zukunft.
Jetzt ist es also wieder so weit, die beiden besten Klubs des Landes dürfen anderthalb Stunden auf Wettbewerbsniveau miteinander verbringen (Samstag, 18:30 Uhr). Der FC Bayern und Borussia Dortmund sind die Dominatoren des letzten Bundesliga-Jahrzehnts.
Wobei die Bayern die zwischenzeitliche Übermacht des BVB längst nicht nur aufgeholt, sondern ins komplette Gegenteil gekehrt haben. Erst die Leistungen des ewigen Rivalen hatten die Bayern in völlig neue Sphären getrieben, das musste sogar Bayern-Präsident
Dortmunds märchenhafter Aufstieg in den Jahren 2011 und 2012 mit zwei Titeln und einem Triumph im DFB-Pokal war eine Zäsur für die Bayern - das Champions-League-Finale von Wembley ein Jahr später drehte die Machtverhältnisse dann endgültig wieder um.
Über 100 Punkte Vorsprung in fünf Jahren
Seitdem haben die Bayern dem BVB in der Liga bei vier Titelgewinnen in Folge um insgesamt 87 Punkte deklassiert, erst waren es 25 Zähler Unterschied, dann 19, dann 33 und in der vergangenen Saison noch deren zehn.
Momentan haben die Bayern schon wieder 15 Punkte Vorsprung, Dortmund wird - völlig unabhängig vom Ausgang der Partie in der Allianz Arena - ein fünftes Jahr in Folge weit abgeschlagen ins Ziel trudeln.
Es ist ein Spitzenspiel light, auf das sich die Fans wenigstens noch ein bisschen freuen dürfen. Sportlich hatte die Partie jedenfalls schon mal deutlich mehr Wert. Die Bayern spielen schon längst in ihrer eigenen Liga und die Republik fragt sich, wie lange das wohl noch so gehen mag. Und ob nicht wenigstens der BVB mal wieder einigermaßen mithalten könnte.
"Dortmund wird nicht der große Rivale im klassischen Sinn sein", sagte
"Überragende" BVB-Saison
Damit ist schon viel gesagt über das Kräfteverhältnis beider Klubs. Die Bayern sind der Chef im Ring, der BVB allenfalls noch ein Junior-Partner. Sammer meint auch den entscheidenden Grund zu kennen, warum die Borussia in dieser Saison wieder deutlich weiter entfernt ist von den Bayern.
"Dortmund hatte den viel größeren Umbruch. Unabhängig vom sportlichen Verlust von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan", stellte Sammer klar. Und vor diesem Hintergrund sei die Leistung des Tabellenvierten "überragend". Er könne die Kritik nicht verstehen, "ich habe größte Hochachtung vor dieser Saison der Dortmunder."
Es gibt schon noch ein paar Parallelen zwischen beiden Klubs: Der BVB verzeichnet wie die Bayern von Jahr zu Jahr neue Rekordumsätze, beide Teams haben einen tollen Kader und einen überragenden Torjäger in ihren Reihen, eine immense Fanbasis und eine erprobte Vereinsführung, für die Kontinuität kein Fremdwort ist.
Im Jugendbereich ist die Borussia den Bayern in den letzten Jahren sogar weit enteilt, der Nachschub an hoffnungsvollen Kräften für die Profimannschaft funktioniert beim BVB deutlich besser als in München.
Größer, schneller, besser
Aber die Bayern sind eben abgesehen von der Entwicklung eigener Spieler in allen anderen Bereichen größer, schneller, besser. Die viel zitierte "regionale Angelegenheit" trifft auch für Borussia Dortmund längst nicht mehr zu, der BVB expandiert wie die Bayern aggressiv und global. Und trotzdem wird die finanzielle Lücke zwischen beiden Klubs kaum noch zu schließen sein.
Sportlich sieht es derzeit genauso aus - zumindest auf den ersten Blick. Aber die aktuelle Bayern-Mannschaft rafft sich in dieser Saison vielleicht ein letztes Mal auf zu einer ganz besonderen Kraftanstrengung, die Haudegen Philipp Lahm, Arjen Robben, Franck Ribéry oder Xabi Alonso drängen vehement auf ein zweite Triple.
Danach kommt der Umbruch, der selbst für einen Klub wie die Bayern nicht geräuschlos und wackelfrei über die Bühne gehen könnte. Und sollten die Bayern tatsächlich noch einmal voll abräumen, wer weiß, wie hungrig die Mannschaft dann noch ist?
BVB einen Schritt voraus
Der BVB ist zumindest in dieser Disziplin den Bayern einen Schritt voraus. In Dortmunds Kader wimmelt es nur so von jungen, hochtalentierten Spielern, die eine große Zukunft verheißen - sofern der BVB seinen Kader einigermaßen zusammenhalten kann. In den letzten Jahren war es immer so, dass der Klub seine besten Spieler über kurz oder lang verloren hat, gerne auch in Richtung München.
Die Bayern kennen dieses Problem nicht. Wen der Primus halten will, der bleibt auch. Die Münchner bleiben ein Käufer-Klub, beim BVB schwingt die Tür in beide Richtungen. Aber die Basis ist gelegt, Dortmunds Mannschaft dürfte in einem oder zwei Jahren ein ernsthafter Konkurrent sein, auch für die Bayern.
Und wenn die sich dann wieder auf dem falschen Fuß erwischen lassen, könnten sich beide Klubs mal wieder auf Augenhöhe begegnen. Aber wohl nur dann.
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