Joshua Kimmich bezeichnet sich selbst als echten Sechser im defensiven Mittelfeld. Bayern-Trainer Thomas Tuchel scheint dies anders zu sehen. Die früheren Bayern-Spieler Didi Hamann und vor allem Mario Basler üben sogar scharfe Kritik an dem Nationalspieler.

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Mario Basler zählt zu den größten Kritikern von Joshua Kimmich. Im Podcast "Basler ballert" redete sich der frühere Bayern-Spieler wieder regelrecht in Rage. "Kimmich ist der Spieler, der Bayern völlig durcheinander macht. Ich werde mich auf Kimmich weiterhin einschießen, denn diese Leistung, die Kimmich bringt, ist unterirdisch", sagte Basler und kritisierte somit dessen Leistung beim verlorenen Supercup des FC Bayern München gegen RB Leipzig.

"Er spielt genau den gleichen Dreck weiter, wie er letzte Saison gespielt hat", sagte Basler und fügte ironisch hinzu: "Jetzt hat er eins dazu gelernt bei seinen Eckbällen. Jetzt schießt er sie nicht mehr ins Seitenaus, sondern jetzt schießt er sie genau dem Torhüter in die Hände, sodass der Torhüter schön die Bälle abfangen kann und Dankeschön sagt."

Kimmich ist ein Spieler, der polarisiert. Vor knapp zwei Jahren wurde in ganz Deutschland über seine mangelnde Bereitschaft zur Corona-Impfung diskutiert. Nun sind seine fußballerische Qualität und vor allem die Position von Kimmich die großen Diskussionsthemen.

Tuchel und Kimmich widersprechen einander

Vor dem Saisonstart am Freitagabend (20:30 Uhr) beim SV Werder Bremen scheinen Trainer Thomas Tuchel und Kimmich unterschiedliche Vorstellungen davon zu haben, auf welcher Position der 28-Jährige am besten aufgehoben ist.

"Joshua ist unser Stratege, der alles gerne macht, der auch alles kann und sehr viel Qualität mitbringt", sagte Tuchel. "Er ist ein sehr guter Vorbereiter, der viele Pässe vor dem letzten Pass spielt. Das ist ein ganz wichtiger Schlüssel in seinem Spiel." Was der Mannschaft allerdings fehle, sei ein "richtig defensiver Sechser, der sehr defensiv denkt, der darauf achtet, dass hinten nichts passiert und dem es mehr um den Schutz der eigenen Defensive geht als um den Angriff auf den gegnerischen Sechzehner."

Kimmich sieht das offenbar anders und fühlt sich im defensiven Mittelfeld am besten aufgehoben. "Ich bin ein Sechser", stellte er klar. Laut Informationen der "Sport Bild" gab es kürzlich ein Gespräch zwischen Trainer und Spieler. Tuchel sieht Kimmich eher als einen Achter, also als einen eher offensiv ausgerichteten zentralen Mittelfeldspieler. Zudem habe er Kimmich erklärt, dass er das Spiel zu langsam mache.

Basler teilt gegen Kimmich aus

Basler geht mit seiner Kritik noch weiter und versteht nicht, warum Kimmich überhaupt im Mittelfeld auflaufen darf: "Gib Kimmich nicht mehr diese Plattform. Setze ihn, wenn dann, auf die rechte Seite, aber nicht auf die Sechs." Laut Basler wäre der FC Bayern automatisch besser, "wenn Kimmich auf der rechten Seite oder gar nicht spielt".

Kimmich auf der defensiven Außenbahn auflaufen zu lassen, lehnt Tuchel allerdings kategorisch ab: "Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger ist im Moment kein Gedankenspiel für mich." Kimmich komplett auf die Bank zu setzen, scheint noch weniger eine Option zu sein. Der Trainer unterstreicht am Tage vor der Saisoneröffnung noch einmal, welch großen Wert Kimmich für die Mannschaft habe.

"Wir fühlen, dass da im Moment etwas Druck drauf ist, aber was Jo im Training auf dem Platz abliefert, ist extrem gut. Im Normalfall gewinnt die Mannschaft mit Jo im Training alle Spiele und er lebt das mit seiner Mentalität vor. Aktuell fehlt ihm einfach noch etwas das Spielglück und wir werden ihm helfen, dass er sich da herauskämpft."

Hamann fordert von Kimmich "mehr Disziplin in seinem Spiel"

Der frühere Bayern-Spieler Didi Hamann ist zwar nicht ganz so kritisch wie Basler, sieht es positionstechnisch aber trotzdem ähnlich. "Kimmich könnte die Position des Sechsers spielen, braucht dafür aber definitiv mehr Disziplin in seinem Spiel", sagte er im Interview mit der "Sport Bild".

"Natürlich lebt ein Zentrum im Mittelfeld davon, dass der Sechser die Arbeit macht, Räume zuläuft, Lücken schließt. Sechser wie Rodri oder Fabinho nehmen ihren Nebenleuten Arbeit ab. Das hat Kimmich zuletzt nicht geschafft, eher im Gegenteil."

Simic verteidigt Kimmich: "Kann nicht drei Positionen gleichzeitig bekleiden"

Die Sky-Expertin Julia Simic sieht Kimmich auf der Sechs nicht ganz so negativ. "Man erwartet Dinge von ihm, denen er einfach nicht gerecht werden kann. Er kann nicht gleichzeitig vorne die Spiele entscheiden und hinten an jeder Abwehraktion beteiligt sein. Er läuft am meisten, hat die meisten Ballkontakte und spielt die meisten Pässe. Aber er kann nicht drei Positionen gleichzeitig bekleiden", sagte die frühere Spielerin des FC Bayern im Interview mit unserer Redaktion.

Daher würde ihm ein Nebenmann guttun, der sich voll auf die Defensive fokussiert und Kimmich den Rücken freihält. Ein solcher defensiver Mittelfeldspieler wurde allerdings (noch) nicht gefunden. Die Diskussionen um die passende Position für Kimmich dürften also weitergehen.

Verwendete Quellen:

  • Podcast Basler Ballert: "Kimmich ist der Spieler, der Bayern völlig durcheinander macht."
  • Sport Bild (33/2023): Dietmar Hamann: "Leipzig wird Meister"
  • Sport Bild (33/2023): Kane soll Bayern das "Mia san mia" zurückgeben
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