Malik Tillman wurde vom FC Bayern München an PSV Eindhoven verliehen, entwickelte sich dort zum Top-Spieler und feierte die niederländische Meisterschaft. Bayern-Sportvorstand Max Eberl muss nun entscheiden, ob der Offensivspieler in München eine Perspektive hat.
Malik Tillman durchlebte euphorische Tage. Am Sonntag gewann er mit PSV Eindhoven das Heimspiel gegen Sparta Rotterdam mit 4:2 und sicherte sich die niederländische Meisterschaft. Dies wurde kurz darauf mit einer Parade gefeiert. Tillman postete auf Instagram Bilder davon und schrieb: "Kampioen van Nederland" (auf Deutsch: Meister der Niederlande).
Der 21-Jährige hat großen Anteil daran, dass Eindhoven erstmals seit 2018 wieder die Meisterschaft gewann. Dem Leihspieler des FC Bayern gelangen alleine im Ligabetrieb neun Tore und elf Vorlagen. In 15 seiner 26 Liga-Einsätze verbuchte er mindestens eine Tor-Beteiligung.
In München ausgebildet, in Glasgow und Eindhoven durchgestartet
Tillman wurde beim FC Bayern ausgebildet und gab dort auch sein Profidebüt. Aufgrund der starken Konkurrenz konnte er sich allerdings nicht durchsetzen. Für die Profis des FC Bayern absolvierte er lediglich sieben Pflichtspiele. Sein einziger Treffer gelang ihm im August 2021 in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Bremer SV.
Umso mehr stellte er seine Qualitäten im Ausland unter Beweis. Die vergangene Saison verbrachte er beim schottischen Top-Verein Glasgow Rangers, wo ihm in 42 Pflichtspielen zwölf Tore und fünf Vorlagen gelangen. Danach kehrte er zunächst nach München zurück und verlängerte seinen Vertrag bis zum Sommer 2026, wurde aber im gleichen Zuge nach Eindhoven verliehen.
Im Interview mit dem "kicker" verriet er seine Beweggründe für die Ausleihe: "Das Wichtigste sind für mich einfach Spiele. Spiele auf hohem Niveau und am besten so viele wie möglich. Ich weiß nicht, ob das bei Bayern unbedingt der Fall gewesen wäre. Sagen wir so: In Eindhoven war die Chance definitiv größer."
Tillman hat in den Niederlanden viel Freude am Fußball. "Die Stimmung ist echt sehr, sehr gut. Wir sind als Team unheimlich eng zusammengewachsen. Jeder hat Spaß, die Trainer haben Spaß, der Staff hat Spaß. Wir spielen gerade einfach gerne Fußball, das sieht man uns auch an", sagte er.
Earnie Stewart, der Sportdirektor vom PSV Eindhoven, gerät regelrecht in Schwärmen, wenn er auf Tillman angesprochen wird. "Er ist ein besonderer Spieler, in jeder Hinsicht etwas Besonderes", erklärte er gegenüber "ESPN".
Er lobt vor allem, wie Tillman "in engen Räumen spielt und ins Eins-gegen-Eins geht. Seine Anbindung zum Spiel ist großartig. Was viele zudem übersehen, ist seine Defensivarbeit und die Anzahl der Bälle, die er im Mittelfeld gewinnt. Das ist unheimlich. Seine Entwicklung ist fantastisch".
Allerdings lief nicht alles glatt. Ende September verschlief der 21-Jährige die Abreise zum Auswärtsspiel gegen Almere City. Trainer Peter Bosz ließ Tillman nicht mehr nachkommen und strich ihn aus dem Kader. "Es ist zwar eine schwache Ausrede, aber ich kam von einer Länderspielreise aus den USA und hatte den Jetlag dieses Mal wohl nicht so gut vertragen. Aber das darf mir natürlich auf keinen Fall passieren", sagte Tillman später.
Immerhin gelang es ihm, den Fauxpas mit guten Leistungen vergessen zu machen. In den darauffolgenden drei Ligaspielen verbuchte er zwei Tore und eine Torvorlage. Der niederländische "Telegraaf" schrieb daraufhin: "Langschläfer Tillman sorgt für den Weckruf bei PSV: Mittelfeldspieler zeigt Klasse."
Auch in der Nationalmannschaft der USA ist er nach seinen ersten zehn Länderspielen eine feste Größe, stand im März beim Concacef-Nations-League-Halbfinale gegen Jamaika in der Startelf und gewann schlussendlich mit der US-Auswahl den Titel.
Tillman würde gerne in Eindhoven bleiben
Die Zukunft von Tillman ist offen. Seine Ausleihe endet zum Ende dieser Saison, sodass er eigentlich nach München zurückkehren würde. Laut "transfermarkt.de" besitzt Eindhoven aber eine Kaufoption in Höhe von 12,5 Millionen Euro. Der FC Bayern soll allerdings das Ziehen der Option durch eine Zahlung von 3 Millionen Euro verhindern können.
Tillman fühlt sich in Eindhoven wohl und kann sich einen längeren Verbleib gut vorstellen. "Es liegt mehr an den Vereinen als an mir. Ich würde mich freuen, wenn ich bleibe, ja. Aber es liegt an Bayern und an PSV", erklärte er gegenüber "ESPN".
In München wäre seine Perspektive ungewiss. Tillman hat in Eindhoven zwar seine Flexibilität nachgewiesen, denn er wurde vorwiegend als linker offensiver Flügelspieler eingesetzt, teilweise aber auch in der Zentrale. In München wäre die Einsatzchance trotzdem geringer, weil er Konkurrenten wie Jamal Musiala, Kingsley Coman, Leroy Sané oder Thomas Müller hätte.
Ab 2025 könnte Tillman in München gebraucht werden
Eine mögliche Variante könnte auch darin bestehen, die Kaufoption abzukaufen und den Vertrag mit Tillman langfristig zu verlängern, um ihn dann erneut nach Eindhoven zu verleihen, sodass er seine Entwicklung fortsetzen kann.
Im Sommer 2025 könnte die Konkurrenzsituation nämlich eine völlig andere sein. Der Vertrag von Müller läuft aus, sodass er im Alter von 35 Jahren seine Karriere beenden könnte. Der Kontrakt mit Sane endet, Stand heute, zum gleichen Zeitpunkt, sofern sich Spieler und Verein nicht auf einen neuen Vertrag einigen können. Tillman könnte dem FC Bayern dann sehr guttun.
Verwendete Quellen:
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