Normalerweise konkurrieren Torwart-Kollegen innerhalb eines Vereins miteinander. Auf Manuel Neuer und Sven Ulreich trifft das nicht zu. Dies ist ein Grund dafür, warum aus den Kollegen Freunde wurden.

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Torhüter haben untereinander oft ein schwieriges Verhältnis. Schließlich kann nur einer von ihnen zwischen den Pfosten stehen. Wer den internen Konkurrenzkampf verliert, hängt im schlimmsten Fall jahrelang auf der Ersatzbank fest und erleidet einen Karriereknick.

Im Falle des FC Bayern München ist die Situation eine andere. Bei Manuel Neuer und Sven Ulreich sind die Rollen so klar verteilt, dass kein Konkurrenzkampf existiert. Neuer ist der Jahrhundert-Torhüter und die unangefochtene Nummer 1, während Ulreich ein verlässlicher Vertreter ist – nicht mehr und nicht weniger.

Neuer und Ulreich verstehen sich "menschlich" und "auf dem Rasen"

"Menschlich verstehen wir uns sehr gut, auch auf dem Rasen", wird Neuer auf "fcbayern.com" zitiert. "Was Ulle seit 2015 für den Verein leistet, wie er mich auch unterstützt hat, ist phänomenal. Unser Verhältnis ist einzigartig."

Dies zeigte sich vor allem, als Neuer infolge eines Skiunfalls einen Unterschenkelbruch erlitt und bis zu seinem Comeback Ende Oktober mehr als zehn Monate ausfiel. "Er war regelmäßig bei mir und hat sich nach meinem Zustand erkundigt. Er hat alle Phasen miterlebt", erzählt Neuer.
Ulreich wechselte im Sommer 2015 nach München, um die Rolle der Nummer 2 hinter Neuer einzunehmen. Zuvor hatte er 220 Pflichtspiele beim VfB Stuttgart absolviert und erlebte dort zuletzt sportliche Krisen bis hin zum Abstiegskampf. "Ich wollte etwas Neues. Im ersten Jahr habe ich viel gelernt", sagte er ein Jahr später in einem Interview mit "spox.com".

Allerdings kündigte er damals an, dass er "irgendwann wieder regelmäßig spielen" wolle: "Den Wunsch, irgendwo die unangefochtene Nummer eins zu sein, habe ich im Hinterkopf." Es sollte allerdings eine ganze Weile dauern, ehe er dieses Vorhaben umsetzte.

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Ulreich verließ 2020 den FC Bayern – und kehrte schnell wieder zurück

Im Jahre 2020 wechselte Ulreich zum Hamburger SV, um mit dem ambitionierten Zweitligisten das Ziel Bundesliga-Aufstieg anzugehen. Das Vorhaben scheiterte! Ulreich war zwar als Nummer 1 zwischen den Pfosten gesetzt, ist in den Leistungen aber eher schwankend gewesen. Der HSV landete auf einem enttäuschenden 4. Platz und verpasste den Aufstieg.

Danach einigten sich Spieler und Verein auf eine Vertragsauflösung. Grund dafür war wohl unter anderem, dass der damals neu installierte HSV-Trainer Tim Walter großen Wert auf einen mitspielenden Torhüter legt. Genau dies ist allerdings die Schwäche von Ulreich. Somit musste der Torwart seine Zukunft überdenken – und kehrte nach München zurück.

"Wenn man in der 2. Liga war, kommen die Angebote dann nicht im Übermaß", sagte er später in einem Interview mit "transfermarkt.de". "Ich hatte zwei, drei Anfragen von Vereinen, bei denen ich hätte mehr spielen können. Aber als die Anfrage von Bayern kam, musste ich nicht lange überlegen, weil ich eine gute Zeit dort hatte. Die Aufgabe als Nr. 2 habe ich immer sehr gerne und mit Leidenschaft erfüllt."

Der Kontakt nach München ist in seiner Abwesenheit ohnehin nie abgerissen. "Mit Manuel Neuer, Toni Tapalovic (damaliger Torwarttrainer, Anm.d.Red.), dem einen oder anderen weiteren Spieler und auch einigen aus dem Staff. Wenn man so viel zusammen erlebt, ist man wie eine kleine Familie und tauscht sich immer wieder aus. Als mein Transfer offiziell wurde, haben sie sich auch gleich bei mir gemeldet", verriet Ulreich gegenüber den Vereinsmedien.

Ulreich über Neuer: "Wichtig, dass wir uns gut verstehen"

Über das Verhältnis zu Neuer sagte Ulreich: "Seit dem ersten Tag hatte ich mit Manu ein gutes Verhältnis. Es ist enorm wichtig, dass wir uns gut verstehen, nicht nur auf dem Platz. Ich spüre das Vertrauen von Manu."

Dass sich der mittlerweile 35-Jährige mit seiner Rolle als Nummer 2 anfreundete, dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass er für einen Ersatzmann außergewöhnlich oft zwischen den Pfosten stand. Aufgrund der Verletzungsanfälligkeit von Neuer absolvierte Ulreich bereits 98 Pflichtspiele für den FC Bayern. Darunter befinden sich elf Champions-League-Spiele, sogar zwei Halbfinalspiele gegen Real Madrid im Jahre 2018.

Kehrte Neuer nach einer Verletzung wieder zurück, fügte sich Ulreich stets ohne Beanstandung seiner Rolle als Nummer 2. "Er kann das auch, weil er ganz klar seine Rolle kennt und sich nicht als Konkurrent sieht, sondern er und Manu Freunde sind", erklärt Trainer Thomas Tuchel.

Verträge bis zum Sommer 2025 verlängert

Ulreich und Neuer haben ihre Verträge bis zum Sommer 2025 verlängert, sodass sie weiterhin das Torwart-Duo des FC Bayern bleiben.
Tuchel glaubt, dass der 38-jährige Neuer über die Vertragsdauer hinaus ein Ausnahme-Torhüter sein wird: "Für Manu gibt es kein Limit. Solange er sich gut fühlt und er so hält, machen wir da kein Limit.

Er ist in einer Top-Verfassung und kann dann so lange im Tor stehen wie er möchte. Es ist sehr beeindruckend. Der Mix zwischen seiner Lockerheit und seiner Professionalität ist in perfektem Einklang."

Ulreich dürfte in der täglichen Zusammenarbeit seinen Teil dazu beitragen.

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