Der FC Bayern war der große Gewinner des 10. Spieltags. Während die Konkurrenten Punkte liegenließen, gewann der FC Bayern beim FC St. Pauli mit 1:0. Thomas Müller sprach danach unter anderem mit unserer Redaktion über seine Mitspieler Leon Goretzka sowie Jamal Musiala und über die Spielweise des FC Bayern.
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Thomas Müller: Man kann sich vorstellen, dass selbst die Spieler beim FC Bayern teilweise menschliche Züge haben und sich dementsprechend über Siege, und vor allem auch über so eine Zu-Null-Serie (fünf Pflichtspiele ohne Gegentor, Anm.d.Red.), freuen. Und dem Ganzen wollten wir damit Ausdruck verleihen. Es fühlt sich aktuell einfach gut an, jeder Spieler spürt das. Wir haben die letzten beiden Spiele zwar nur 1:0 gewonnen. Aber trotzdem waren wir in jeder Sekunde bereit, für dieses Ergebnis zu kämpfen. Deswegen habe ich den Spielerkreis zusammengetrommelt. Es fühlt sich aktuell einfach super an. Die Chemie in der Truppe ist gut. Ich war schon immer ein Freund davon, dass der Teamgeist über die gemeinsame Spielweise kommt und nicht andersherum.
Dass er ein Kämpfer ist und dass grundsätzlich jeder dranbleiben muss. Der Trainer bestimmt die Einsätze, jeder kann sich empfehlen und jeder hat vielleicht auch - der eine mehr, der andere weniger - Widerstände zu überwinden. Und trotzdem musst du beim FC Bayern bereit sein, um jede Sekunde an Spielzeit zu kämpfen. Und wenn es dann soweit ist, musst du da sein. Es ist natürlich schön zu sehen, dass Leon sich den Einsatz verdient hat.
Zu Beginn der Saison sorgte der FC Bayern in der Bundesliga für viel Spektakel, nun sind es eher Siege im Kampfmodus. Woran liegt das?
Ich würde es erst einmal damit erklären, dass der FC St. Pauli ein exzellentes Spiel gemacht hat. Sie spielten in einem 5-4-1 mit einer Aktivität, haben uns immer wieder die Meter geklaut, indem die ganze Kette von hinten aus dem Sechzehner rausgeschoben ist. Dadurch war der Raum für uns einfach sehr klein und sehr eng. Das haben sie das ganze Spiel über sehr diszipliniert gemacht. Dann kommt noch die Stimmung dazu. Wir haben natürlich auch ein, zwei Dinger liegen gelassen, daher geht das Spiel nur 1:0 aus. Aber das hatte weniger mit dem Energielevel zu tun, denn ich habe schon das Gefühl, dass wir immer relativ viel Energie auf die Platte kriegen.
Es war so eine klassische Situation: Du gewinnst den Ball, hast dann noch so ein bisschen diesen Schub und dann probiert er es einfach mal. Den Schuss hat er dann wirklich gut gemacht. Aber nein, überraschen tut mich das nicht. Er ist fleißig, er hat natürlich Qualität und hat auch natürlich die Umgebung, um gut spielen zu können. Und er muss wie alle anderen auch weiter dranbleiben.
Wie wichtig ist er für die Mannschaft auf einer Skala von 1 bis 10?
Er spielt ja auf der Zehn, also ist er nahe dran (grinst). Natürlich ist er sehr, sehr wichtig für unser Spiel, weil er Dinge macht, die anderen Spielern Freiräume ermöglichen, weil er Dinge macht, die uns selbst produktiv nach vorne kommen lassen. Er kann auch jede gegnerische Abwehrreihe beschäftigt. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen.
Reden Sie mit ihm über seine Zukunft?
Es ist ja ganz klar, dass er bei Bayern bleiben soll. Das ist von allen, die es mit dem FC Bayern halten, der klare Plan. Aber ich habe keine guten Erfahrungen damit gemacht, irgendwelchen Druck auszuüben. Ich glaube, der Austausch zwischen beiden Parteien ist sehr gut. Beide wissen, was Sache ist und sie werden sich schon zurechtfinden, glaube ich.
Haben Sie das Gefühl, dass Musiala von Gegenspielern besonders hart angegangen wird? Müssen die Schiedsrichter ihn besser schützen?
Jamal weiß, dass er manchmal schwer zu stoppen ist. Und wenn du schwer zu stoppen bist, versucht der Gegner vielleicht auch Mittel zu wählen, die ein bisschen über die Grenzen des Erlaubten hinausgehen. Er wird sich daran gewöhnen müssen. Aber die Schiedsrichter müssen ihn auch ganz klar schützen - nicht künstlich, sondern einfach pfeifen, wenn das ein Foul ist. Das wäre mein Wunsch.
Nach der Länderspielpause geht es mit einem eng getakteten Spielplan weiter. Wie wichtig ist es, dass man dabei auch Rotationen vornehmen kann?
Die Spieler haben unterschiedliche Profile. Da kann der Trainer - je nachdem auch, was der Gegner vielleicht bereithält – auf das direkte Match und auf die Form reagieren. Wir sind natürlich froh, dass wir da so viel Qualität haben. Das hält den Laden frisch, da kommt keiner ins Einschlafen. Jeder weiß, was er liefern muss und dementsprechend hilft das.
Thomas Müller schaut nicht auf die Tabelle
Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen haben an diesem Spieltag erneut Punkte liegengelassen. Wer ist aktuell Ihr logischer Konkurrent um die Deutsche Meisterschaft?
Wir sind unser logischster Konkurrent. Wir wollen in jedem Spiel noch einen drauflegen, an unseren Prinzipien weiter schleifen und arbeiten. Es macht uns aktuell viel Spaß, wenn wir diese Dinge dann auch umgesetzt sehen. Wir sehen in der Videositzung, dass das funktioniert, was wir uns vorgenommen haben. Natürlich gerade auch gegen Gegner, die nicht gleich mit dem ersten Schuss ein Tor machen. Das ist uns ja gegen Frankfurt und Barcelona passiert. Dadurch kam auch Kritik an unserem Spielsystem auf. Aber ich glaube, im Großen und Ganzen sieht jeder, der uns ein bisschen beobachtet, dass das sehr wirksam ist, was wir machen - gerade gegen den Ball. Und da bleiben wir dran. Es interessiert uns weniger, was in der Tabelle los ist, sondern dass wir unsere Spiele gewinnen. Aber es ist natürlich schön, dass du nicht auf die anderen schauen musst. Das muss ich zugeben. Das war in den letzten Jahren anders.
Über den Gesprächspartner
- Thomas Müller (Jahrgang 1989) wurde in der Jugendabteilung des FC Bayern München ausgebildet und hat nie für einen anderen Verein gespielt. Er gewann unter anderem 2-Mal die Champions League, 12-Mal die Deutsche Meisterschaft und 6-Mal den DFB-Pokal. Mit der Deutschen Nationalmannschaft wurde er 2014 Weltmeister.
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