Die Einführung des Video-Assistenten (VAR) in der 1. Bundesliga liegt nun rund fünf Jahre zurück. Seine Premiere bei einem großen Turnier feierte der Video-Beweis bei der WM 2018 in Russland. Diese kuriosen Entscheidungen blieben den Fans im Gedächtnis.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Eine Kolumne
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Der Videobeweis wurde eingeführt, um den Fußball gerechter zu machen. Dazu wurde in der Saison 2017/2018 in der 1. Bundesliga die Position eines Video Assistent Referee (VAR) geschaffen, der das Spiel fernab des Platzes über eine Vielzahl an Kameraperspektiven auf einem Fernseher verfolgt und den leitenden Schiedsrichter per Funk auf eventuelle Fehlentscheidungen hinweist.

Nach fünf Jahren bleibt der Video-Beweis weiterhin ein Reizthema. Diese acht kuriosen Entscheidungen der vergangenen Jahre bleiben den Fans wohl noch länger im Gedächtnis.

Kuriose VAR-Entscheidungen - wie zum Beispiel der "Halbzeitelfmeter"

Saison 2017/18, 32. Spieltag, Mainz – Freiburg: Formal zwar korrekt, es gibt tatsächlich ein strafbares Handspiel unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff. Aber im Ablauf natürlich maximal kurios: Die Meldung der Video-Assistentin kommt erst kurz bevor der Schiedsrichter das Feld verlassen hat, und die Mannschaften müssen wieder aus der Kabine geholt werden. Wahrscheinlich der VAR-Einsatz, der am stärksten im Gedächtnis geblieben ist.

WM-Finale 2018, Frankreich – Kroatien: Handelfmeter für Frankreich, der zum 2:1 führt, nach VAR-Eingriff und langem On-Field-Review. Der Schiedsrichter hat das Handspiel auf dem Feld nicht wahrgenommen, insofern ist auch diese Intervention formal zwar korrekt. Aber über die Strafbarkeit des Handspiels kann man streiten. Ein glasklarer Elfmeter liegt hier nicht vor.

EM-Finale der Frauen 2022, England – Deutschland: Ein Handspiel der Engländerin Leah Williamson im eigenen Strafraum bleibt folgenlos, weil auch der VAR nicht eingreift. Dabei spricht sehr viel für eine Strafbarkeit des Handspiels und damit für eine Intervention: Der Arm ist weit oben und wird zum Ball geführt, damit verhindert die Spielerin, dass der Ball aufs Tor kommt (oder sogar ins Tor geht).

Saison 2018/19, 32. Spieltag, Hertha – Stuttgart: Der Schiedsrichter übersieht in der 37. Minute ein glasklares Handspiel von Karim Rekik (Hertha) im eigenen Strafraum, dem VAR Günter Perl entgeht es ebenfalls. Perl äußert sich später so: "Es war fahrlässig von mir. Zeitgleich fand ein potentielles Foul in Herthas Strafraum statt. Dieses wurde von uns überprüft, dabei haben wir das Handspiel von Rekik übersehen. Im Ablauf war außerdem ungewöhnlich, dass niemand meiner Kollegen diese Situation im Blick hatte. Aber das darf keine Ausrede sein und ist nur ein schwacher Trost."

Nach heftiger Kritik wird Video-Assistent Stark nicht mehr eingesetzt

Saison 2018/19, 1. Spieltag, Wolfsburg – Schalke: Nach VAR-Eingriffen werden eine Gelbe Karte für den Schalker Matija Nastasic in eine Rote Karte umgewandelt und eine Rote Karte für den Wolfsburger Wout Weghorst in eine Gelbe Karte. Die Kritik ist anschließend heftig. Jochen Drees, der Projektleiter der Video-Assistenten, verordnet dem VAR Wolfgang Stark eine Zwangspause. Diese wird von Dauer sein – Stark wird nie wieder eingesetzt.

Saison 2021/22, 14. Spieltag, Dortmund – Bayern: Nach einem Zweikampf zwischen Lucas Hernandez und Marco Reus im Bayern-Strafraum lässt Schiedsrichter Felix Zwayer weiterspielen, der VAR greift nicht ein, obwohl viel für ein Foulspiel spricht. Nach einem ungeahndeten Handspiel von Mats Hummels im Strafraum des BVB dagegen interveniert der VAR, obwohl man über die Strafbarkeit streiten kann. Die Dortmunder sind aufgebracht, Jude Bellingham unterstellt Zwayer indirekt, nicht neutral zu sein. Im Rückspiel bleibt ein Foulspiel von Benjamin Pavard an Bellingham im Bayern-Strafraum ungeahndet, auch hier gibt es den eigentlich fälligen VAR-Eingriff nicht. Schiedsrichter Daniel Siebert bezeichnet das später selbst als Fehler.

Intervention des VAR ohne Foulspiel

Saison 2021/22, 2. Bundesliga, November 2021, Bremen – Schalke: Obwohl kein Foul am Bremer Roger Assalé im Schalker Strafraum vorliegt und Schiedsrichter Tobias Stieler deshalb zu Recht weiterspielen lässt, interveniert VAR Christian Dingert. Nach dem On-Field-Review spricht Stieler den Bremern einen Strafstoß zu, den diese zum 1:1-Endstand verwandeln. Die Aufregung ist riesig, Stieler und Dingert werden heftig kritisiert, weil eine eigentlich richtige Entscheidung durch den VAR-Eingriff am Ende in eine falsche umgewandelt worden ist.

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Saison 2017/18, März 2018, Köln – Leverkusen: Positive VAR-Eingriffe bleiben weniger im Gedächtnis, weil sie meist kaum umstritten sind. Hier begeht der Leverkusener Lucas Alario hinter dem Rücken von Schiedsrichter Harm Osmers eine Tätlichkeit (Ellenbogenschlag) gegen Dominic Maroh. Der VAR greift ein, Alario wird des Feldes verwiesen. Ohne VAR wäre diese Tätlichkeit im Spiel ungeahndet geblieben.

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