War das Wettbewerbsverzerrung? Der FC Bayern spielt nicht wirklich schlecht beim vom Abstieg bedrohten SC Freiburg, verliert aber dennoch. Das gefällt dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV gar nicht. Auch für sie geht es schließlich um den Ligaverbleib. Einzelne Protagonisten sehen Motivationsprobleme bei den Bayern.
"Ich habe schon vor dem Spieltag gesagt, dass wir uns nicht auf einen Sieg der Bayern einstellen sollten." Robin Dutt redete auf Nachfrage unseres Portals in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena Klartext. Der Sportvorstand des VfB Stuttgart blieb äußerlich zwar entspannt. Dass der FC Bayern aber beim wie die Schwaben vom Abstieg bedrohten SC Freiburg verlor, konnte ihm nicht gefallen. Und auch der in Stuttgart 1:2 unterlegene HSV kam nicht drum herum, das Ergebnis des Rekordmeisters im Breisgau kritisch zu bewerten. Schließlich geht es auch für die Hanseaten nun mehr denn je gegen den Abstieg. Da wäre eine Niederlage der jetzt mit 34 Punkten als 15. der Tabelle vor dem HSV (32 Punkte/17.) geführten Badener gerade recht gekommen.
Niemand hat mit Freiburg-Sieg gerechnet
Zur Erinnerung: Vor dem Spieltag ging Hamburg aussichtsreich als 14. in den Kampf gegen den Abstieg. Freiburg war 15., niemand aber konnte sich so richtig einen Sieg der Mannschaft von Chefcoach Christian Streich gegen das Starensemble Pep Guardiolas vorstellen. Es kam anders: Nils Petersen schoss den Sport-Club zur Riesen-Überraschung. Leidtragende sind der HSV und der VfB, obwohl dieser sogar sein Spiel gewann. "Es ist noch ärgerlicher, dass wir verloren haben", meinte Hamburgs Zoltan Stieber zwar. Andere Spieler aber wähnten ein Motivationsproblem bei den Bayern - letztlich zu ihrem Nachteil. "Sie haben mental schwierige Wochen mit dem Ausscheiden im Pokal und dem Aus in der Champions League hinter sich. Und die Meisterschaft ist auch entschieden", meinte VfB-Kapitän Christian Gentner im Gespräch mit unserem Portal. "Ich war leider nie in der Situation, dass ich ein Champions-League-Halbfinale verloren habe und dann schon Meister war."
Es sei schade, wie es nun gekommen ist, meinte der 29-Jährige. "Der Spielplan ist leider so gelegt, dass die Freiburger jetzt zum Schluss gegen die Bayern gespielt haben. Es ist verschwendete Energie, sich darüber Gedanken zu machen." HSV-Torwart René Adler sagte auf Nachfrage, dass er zwar nicht glaube, "dass irgendeiner vom FC Bayern München bewusst ein Spiel verlieren will oder in ein Spiel geht, um das zu verlieren". Und meinte dann doch: "Dass die Konkurrenz gegen uns spielt, passt zu diesem gebrauchten Tag."
Wettbewerbsverzerrung, ja oder nein?
Noch auf der Tribüne, rund ums Stadion oder in der S-Bahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof - es war das am heißesten diskutierte Thema der Fußball-Anhänger beider Lager. Auch mancher Spieler hatte eine klare Meinung. "Man kann sich einfach nicht auf Mannschaften verlassen, für die es um nichts mehr geht", sagte Stuttgarts Mittelfeld-Stratege Daniel Didavi. Für ihn war die Niederlage der Bayern ein mahnendes Beispiel für den kommenden und letzten Spieltag dieser Saison. Dann muss Kontrahent Hamburg gegen Schalke ran. Und Königsblau hat nunmehr durch das 1:0 über Paderborn die Europa-League-Teilnahme sicher. "Auf Schalke können wir uns auch nicht verlassen", meinte der 25-Jährige deshalb. "Bei denen geht es auch um nichts mehr." Er war in seinen Bedenken nicht alleine.
Mini-Shitstorm auf Twitter gegen den FC Bayern
Auf Twitter war ein zwar überschaubarer, aber aussagekräftiger Shitstorm auf den FC Bayern zu beobachten. So schrieb zum Beispiel User "Quasiland": "Lieber FC Bayern, diese lächerliche Wettbewerbsverzerrung nimmt langsam widerliche Züge an." Die Münchner ihrerseits hatten noch vor dem Spiel im Breisgau angekündigt, erst gar nicht den Verdacht der Wettbewerbsverzerrung aufkommen zu lassen. Und so spielten sie in Freiburg einen feinen Fußball, waren teils drückend überlegen. Zudem schonte Starcoach keinen seiner zweifelsohne von den Strapazen der vergangenen Wochen geschlauchten Stars. Einzig, es reichte nicht. Dass nun vermehrt Kritik aufkommt, ist angesichts der unglücklichen Konstellation des Spielplans in diesem hochdramatischen Abstiegskampf auch nicht verwunderlich. Gut, dass die Bayern am letzten Spieltag gegen Mainz 05 spielen. Die Rheinhessen werden nämlich weder absteigen noch geht es für sie um die internationalen Plätze.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.