RB Leipzig hat einen Top-Start in der Bundesliga hingelegt. Ist der Aufsteiger vielleicht sogar reif für die Europa- oder gar die Champions League?
Dass RB Leipzig irgendwann in der Bundesliga vorne mitmischen wird, dürfte jedem Fußball-Fan klar gewesen sein. Immerhin hat der Verein mit Red Bull einen Getränkehersteller hinter sich, der auf Erfolg ausgerichtet ist und (wichtiger noch) für den Geld keine Rolle spielt.
Doch kaum einer dürfte erwartet haben, dass der Aufsteiger so einen Raketenstart hinlegt. Borussia Dortmund wurde mit 1:0 besiegt, der Hamburger SV in dessen Stadion sogar mit 4:0 deklassiert. Nun stehen sie auf dem zweiten Tabellenplatz - auch wenn Hertha BSC am Sonntagabend noch vorbeiziehen könnte.
Erfolgsfaktor Geld
Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die finanziellen Möglichkeiten haben RB Leipzig den Start in die Bundesliga vereinfacht. 50 Millionen Euro wurden im Sommer für neue Spieler ausgegeben. Auf der anderen Seite wurde kein Geld durch Spielerverkäufe eingenommen. Der Verein hat es einfach nicht nötig, gute Fußballer abzugeben.
Zum Vergleich: Bayern München hat für neue Spieler zwar 70 Millionen Euro ausgegeben, aber auch 52 Millionen Euro durch Transfers eingenommen. Borussia Dortmund hat knapp 110 Millionen Euro ausgegeben, aber auch 111 Millionen eingenommen. Kein Bundesligist hat so ein dickes Transfer-Minus wie RB Leipzig.
Erfolgsfaktor jugendliche Frische
Verpflichtet wurden allerdings keine Superstars im besten Alter. Stattdessen wird auf junge Spieler gesetzt. Sportdirektor
Tatsache ist: Alle sieben Ligatore erzielte RB Leipzig bislang in der zweiten Halbzeit. "Die Kondition ist ein wichtiger Faktor", sagte Yussuf Poulsen nach dem Sieg beim HSV gegenüber unserer Redaktion. "Man hat gesehen, dass der Gegner müde wurde. Wir hatten immer noch Power."
Das passt zur Taktik von Trainer
Erfolgsfaktor Einwechselspieler
Dass die Leipziger bis zur Schlussminute hohes Tempo gehen können, hängt auch mit der Breite des Kaders zusammen. Ein Beispiel: Gegen den HSV saßen zunächst Olympia-Silbermedaillen-Gewinner Davie Selke, U-21 Nationalspieler Timo Werner, 15-Millionen Mann Oliver Burke und der Champions League erfahrene Kyriakos Papadopoulos auf der Ersatzbank.
Trainer Hasenhüttl kann jederzeit nachlegen. Und das mit großem Erfolg. Gegen Borussia Dortmund traf Naby Keita nach einer Vorlage von Oliver Burke – beide wurden eingewechselt. Auch beim HSV waren an allen vier Toren ein Einwechselspieler beteiligt. "Wir sind sehr stabil. Ganz unabhängig davon, wer welche Position besetzt", sagt Dominik Kaiser gegenüber unserer Redaktion.
Erfolgsfaktor taktische Ausrichtung
Die Taktik der Leipziger ist einfach erklärt: Gut verteidigen und schnell kontern. Alleine beim 4:0 Sieg gegen den HSV fielen dadurch zwei Tore. "Bei uns weiß jeder, was er nach der Balleroberung zu tun hat. Und dann geht es ganz schnell", verrät Emil Forsberg. Trainer Hasenhüttl passt seine taktische Ausrichtung immer an den jeweiligen Gegner an. Nach dem Sensations-Sieg gegen Borussia Dortmund wurde die Startaufstellung auf drei Positionen verändert – nur eine davon war verletzungsbedingt.
Erfolgsfaktor Gelassenheit
Spieler und Verantwortliche von RB Leipzig wissen, dass sie vielen gegnerischen Fans ein Dorn im Auge sind. Der Kommerz ist Traditionalisten zuwider. Doch nehmen sie ihre Rolle als "Bad Boy" mit Gelassenheit.
Als einige Fans des Hamburger SV vor dem Bundesligaspiel einen Protestmarsch ankündigten, konterte Hasenhüttl: "Was ich versprechen kann, ist, dass unsere Fans keinen Protestmarsch gegen Investor Kühne geplant haben." Zur Erklärung: Der HSV wird von dem Milliardär finanziell unterstützt.
Poulsen, der seit 2013 bei Leipzig spielt, stellt eine positive Entwicklung fest: "Bei dem Protestmarsch waren vielleicht sechs Leute." Auch wenn diese Einschätzung nicht ganz korrekt ist, bleibt er frohen Mutes: "Die Anfeindungen werden weniger und weniger. Wir haben früher ganz anderes erlebt."
Reif für Europa?
Eigentlich visierte Leipzig nur einen gesicherten Mittelfeldplatz an. Selbst nach dem gelungenen Start äußert niemand höhere Ziele. Ralf Rangnick verriet in einem Interview mit dem kicker Sportmagazin, dass es bis Sommer 2018 lediglich darum geht, sich in der Bundesliga zu etablieren: "Im dritten Jahr wäre Europa dann zumindest nicht völlig utopisch."
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