Der Rückrundenauftakt verläuft für die Schiedsrichter recht ruhig. Nur in Stuttgart wird es am Schluss ein wenig turbulent. Auch die Video-Assistenten sind kein Thema. Mit ihnen ist der DFB in dieser Saison bislang ohnehin zufrieden, und die Zahlen geben ihm Recht.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Eine Kolumne

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Die Unparteiischen in der Fußball-Bundesliga sind gut in die Rückrunde gestartet. Anders als am ersten Spieltag dieser Saison, an dem vor allem die Video-Assistenten (VAR) heftig kritisiert wurden, gab es diesmal kaum Klagen über die Referees. Ganz im Gegenteil.

Tobias Welz zum Beispiel leitete die Auftaktpartie zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern München (1:3) am Freitagabend mit viel Umsicht. Auch Deniz Aytekin hatte im Topspiel zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund (0:1) am Samstag keine Schwierigkeiten.

Lediglich in zwei Spielen kam es zu einem Eingriff des Video-Assistenten. 78 Minuten waren in der Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg (3:1) absolviert, als Jetro Willems für die Gastgeber mit einem Distanzschuss das 4:1 erzielte.

Bei der Überprüfung, ob bei der Torerzielung alles korrekt zugegangen war, bemerkte der Video-Assistent allerdings, dass Ante Rebić bei der Entstehung des Treffers seinen Gegenspieler Manuel Gulde mit dem Unterarm am Hals getroffen hatte.

Schiedsrichter Sven Jablonski hatte das offenbar nicht gesehen, weshalb ihm sein VAR empfahl, die Szene in der Review Area selbst noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Nach dem Betrachten der Bilder annullierte der Referee das Tor und sprach Freiburg einen Freistoß zu. Eine richtige Entscheidung nach einer berechtigten Intervention.

Zu Recht kein Handelfmeter für Stuttgart

Über die Notwendigkeit des zweiten On-Field-Reviews an diesem Spieltag konnte man hingegen streiten. Gegen den 1. FSV Mainz 05 hatte sich der VfB Stuttgart nach einem 0:3-Rückstand kurz vor dem Ende auf 2:3 herangekämpft, als der Mainzer Caricol Aaron den Ball im eigenen Strafraum beim Kopfballversuch an den Arm bekam.

Der Unparteiische Tobias Stieler reagierte nicht, er konnte das Handspiel im Gewühl vermutlich gar nicht erkennen. Das Spiel lief noch kurz weiter, bevor der Video-Assistent nach der Prüfung der Bilder in der nächsten Unterbrechung zum Review riet.

Stieler sah sich die Szene daraufhin auf dem Monitor an und entschied schließlich, keinen Handelfmeter für den VfB zu geben. Das war völlig korrekt. Denn Aaron konnte den Ball erst sehr spät sehen, weil er sich direkt hinter einem Stuttgarter befand, der die Kugel nur knapp verpasst hatte.

Das Handspiel kam deshalb unglücklich zustande und sicherlich nicht mit Absicht. Der Eingriff des VAR samt Review war daher einerseits nicht unbedingt erforderlich. Andererseits gestattet das Reglement für die Video-Assistenten die Videoprüfung am Spielfeldrand, wenn auf diese Weise in engen Spielen die Akzeptanz einer Entscheidung erhöht werden kann.

Hinrunde: Video-Assistenten verhinderten 40 klare Fehler

Kurz vor dem Rückrundenbeginn hatten DFL und DFB ein positives Zwischenfazit zur Arbeit der Video-Assistenten in dieser Saison gezogen. DFL-Geschäftsleitungsmitglied Ansgar Schwenken sagte, die Technik habe stets "einwandfrei funktioniert", und die kalibrierten Abseitslinien hätten "dazu beigetragen, dass Abseitsstellungen in allen Spielen und Situationen schnell und zweifelsfrei aufgelöst werden konnten".

Auch Jochen Drees, der Projektleiter der Video-Assistenten, äußerte sich zufrieden. Die Anzahl der Eingriffe, die Dauer der VAR-Interventionen und die Qualität der Entscheidungen seien "im Vergleich zur letzten Saison nahezu unverändert gut".

Das sei vor allem deshalb beachtlich, "weil wir an zwei Spieltagen" - gemeint waren der erste und der vierzehnte - "eine Häufung von schlechten Leistungen der Video-Assistenten erlebt haben", und es spreche dafür, "dass an den übrigen Spieltagen ein sogar überdurchschnittliches Leistungsbild der Video-Assistenten vorlag".

In den 153 Hinrundenspielen sind nach Einschätzung des DFB mithilfe der Video-Assistenten insgesamt 40 klare Fehlentscheidungen der Schiedsrichter verhindert worden, drei mehr als in der Hinrunde der vergangenen Premierensaison.

Noch deutlicher ist die Verbesserung bei der Fehlerquote im Kölner Video-Assist-Center: Stellten die Verantwortlichen vor einem Jahr elf falsche Entscheidungen im Anschluss an einen Eingriff durch den VAR fest, so führte aus ihrer Sicht diesmal nur eine einzige Intervention zu einem Fehler.

15-mal hielten die Referees ihre Entscheidung aufrecht, nachdem sie auf Empfehlung ihrer Video-Assistenten ein On-Field-Review durchgeführt hatten. In der Hinrunde der Spielzeit 2017/18 war das nur zweimal der Fall gewesen.

Weniger Überprüfungen als vor einem Jahr

Insgesamt überprüften die VAR bislang 879 Situationen (2017/18: 1.041). Davon betrafen 523 eine Torerzielung, in 230 Situationen ging es um das Thema Strafstoß und in 126 um das Thema Feldverweis. 631-mal (2017/18: 750-mal) bestand anschließend keine Veranlassung, Rücksprache mit dem Schiedsrichter zu halten.

192-mal (2017/18: 241-mal) kam es zu einer Kommunikation mit dem Unparteiischen und einer Bestätigung seiner Entscheidung. 56-mal dagegen (2017/18: 50-mal) intervenierte der Video-Assistent. Zwei weitere Male hätte er es nach Ansicht der Schiedsrichter-Kommission des DFB tun sollen.

Folgte der Überprüfung einer Szene eine Kommunikation zwischen VAR und Schiedsrichter, bei der die getroffene Entscheidung bestätigt wurde, dann vergingen zwischen dem Beginn der Überprüfung und der Bestätigung durchschnittlich 38 Sekunden, das sind acht Sekunden mehr als in der Hinrunde der vergangenen Saison.

Kam es zu einem Eingriff des Video-Assistenten, dann vergingen im Schnitt 44 Sekunden, wenn der Unparteiische nicht in die Review Area laufen musste, was in 43 Prozent der Interventionen der Fall war.

Brutto- und Nettospielzeit sind gestiegen

Durchschnittlich 72 Sekunden brauchte der Referee, wenn er sich die Bilder selbst anschaute, was er in 57 Prozent der Fälle tat. Das bedeutet: Ein Review dauerte in der Hinrunde im Durchschnitt 60 Sekunden. Das entspricht exakt dem Wert von vor einem Jahr.

Gestiegen sind die Brutto- und die Nettospielzeit. Durchschnittlich 95 Minuten und 10 Sekunden dauerte jede Bundesligapartie, das sind 31 Sekunden mehr als in der Saison 2017/18 und 58 Sekunden mehr als in der Spielzeit 2016/17.

Die Nettospielzeit lag im Schnitt bei 57 Minuten und 47 Sekunden und stieg damit um 43 Sekunden gegenüber der vergangenen Saison und sogar um fast zwei Minuten im Vergleich zu 2016/17.

Bemerkbar macht sich hier eine Anpassung an internationale Gepflogenheiten, wie sie auch bei der WM in Russland zu beobachten waren. Vier oder sogar fünf zusätzliche Minuten am Spielende, die früher die absolute Ausnahme waren, sind inzwischen keine Seltenheit mehr.

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