Die Rückkehr von Uli Hoeneß ins Präsidentenamt bei den Bayern ist reine Formsache. Der neue alte Boss wird im Klub einiges anpacken - zwei Baustellen sind besonders groß. Für Karl-Heinz Rummenigge wird sich einiges ändern - und die Liga darf sich wieder auf die "Abteilung Attacke" freuen.

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Jetzt dürfte es nur noch Formsache sein, bis der FC Bayern München wieder "seinen" Uli Hoeneß in verantwortungsvoller Position zurück hat. Hoeneß wird bei der Präsidentenwahl kandidieren und die Mitglieder des größten Vereins der Welt werden ihn wieder zurück auf den Thron verhelfen. Und sehr wahrscheinlich auch auf den Hauptsitz des Aufsichtsrats. So, als hätte es die letzten zweieinhalb Jahre nicht gegeben.

Es ist aber einiges passiert bei den Bayern in dieser Zeit. Hoeneß wird einige Räder nicht mehr zurückdrehen können. Den Internationalisierungsdrang seines Klubs zum Beispiel. Vor rund drei Jahren stieß Jörg Wacker zu den Bayern, um genau jene Schiene so richtig anzukurbeln. Wacker war eine Hoeneß-Entscheidung, der mächtige Boss nahm den ehemaligen "bwin"-Geschäftsführer mit den Worten "Herzlich Willkommen in der Bayern-Familie" nur zu gerne auf.

Wie gut Wacker seinen Job erledigte, zeigte sich nicht erst seit den USA-Reisen und der Eröffnung des Büros in New York. Die Bayern machen mächtig Druck, es gilt einiges aufzuholen im Vergleich etwa zu der Premier League, die ganze Märkte in Fernost fast vollständig abgegrast hat.

Hoeneß für das Herz der Fans

Was aus wirtschaftlicher Sicht absolut notwendig ist, kommt an der Basis nicht immer gut an. Die Teampräsentation vor einer Woche geriet beinahe zu einem PR-Desaster, die Wut der Fans über die protzige Inszenierung im amerikanischen Stil via Facebook Live kam so gar nicht gut an. Und nicht wenige hatten sich da wohl gedacht: "So etwas hätte es unter Hoeneß nicht gegeben."

Die Demission der Institution Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hätte Hoeneß wohl entweder verhindert oder zumindest anders moderiert als es seine Stellvertreter wollten oder konnten. Und einen wie Bastian Schweinsteiger hätte man auch nicht durch die Hintertür hinauskomplimentiert, sondern um ihn gekämpft oder wenigstens salbungsvoll verabschiedet. Diese Dinge sind passiert und nicht mehr zu ändern.

Mit der Rückkehr von Hoeneß wird sich aber intern und extern wieder so einiges anders darstellen bei den Bayern. Hoeneß gilt als der Berserker an der Basis, sein Wort hat bei den Fan-Treffen und in den Bierzelten in Bayern und dem Rest der Republik immer noch Gewicht. Ihm nehmen die Leute seine Leidenschaft ab, das vergossene Herzblut sowieso. Das Volk verlangt auch in einem globalisierten Markt Folklore und Nähe - und genau die wird Hoeneß wieder liefern.

Rummenigge wird etwas abgeben müssen

Sein Stellvertreter als Präsident, Karl Hopfner, wird geräuschlos wieder zurück in die zweite Reihe rücken. Hopfner war drei Jahrzehnte lang der treue Adjutant an Hoeneß' Seite und wird es auch in Zukunft wieder sein. Für Hopfner wird das überhaupt kein Problem sein, er ist ohnehin der Mann der leisen Töne.

Etwas anders sieht das bei Karl-Heinz Rummenigge aus. "King Kalle" war in den letzten Monaten unglaublich omnipräsent, hatte zu allem und jedem etwas zu sagen und bearbeitete auch Sachgebiete, in denen er sich in den Jahren davor eher zurückgehalten hatte.

Der Verlust von Matthias Sammer hat in der Kommunikation nach draußen eine große Lücke gerissen. Auch hier wird Hoeneß wieder vermehrt einspringen und jene Attacken reiten (müssen), für die die Bayern gefürchtet sind. Und er wird auch ein wenig den Job des Mahners übernehmen müssen, der Sammer gerne zugeschrieben wurde.

Rummenigge wird sich wieder eher seinen "traditionellen" Themen im Vorsitz der Europäischen Klubvereinigung, TV- und Marketingfragen widmen und als Planer im Hintergrund agieren. Hoeneß dagegen dürfte schon bald wieder der Fixpunkt werden und die volle Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Bundesliga hat in den letzten Jahren ein wenig vor sich hingedämmert. Das lag zum einen an der sportlichen Übermacht der Bayern, aber auch daran, dass es kaum noch Figuren gab, an denen man sich reiben konnte.

Sammer ist vorerst weg, Heribert Bruchhagen hat sich zurückgezogen, Rummenigge und Hans-Joachim Watzke sind mittlerweile beim "Du" angekommen. Es wurde ziemlich viel gekuschelt, selbst unter einst großen Rivalen. Da trifft es sich ganz gut, dass mit RB Leipzig und Hoeneß‘ Dauerrivalen Ralf Rangnick eine polarisierende Kombination aufgestiegen ist - und das selbstverständlich Hoeneß wieder zurück ist. Der Bundesliga kann etwas mehr Gedränge und auch der eine oder andere Aufreger nur gut tun.

Die Basketballer bereiten Sorgen

Innerbetrieblich dürfte es mit dem neuen Trainer Carlo Ancelotti keine großen Probleme geben. Ancelotti verkörpert den Typus Trainer vom Schlag Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld: Menschelnd, genügsam, warmherzig. Damit sollte der Italiener auch auf Hoeneß' Kurs liegen.

Und wo die Probleme in der darbenden Nachwuchsarbeit liegen, hat Hoeneß in den letzten Monaten am eigenen Leib erfahren. Das neue Nachwuchsleistungszentrum ist auch sein Baby und er wird auch in Zukunft einen gestrengen und kritischen Blick darauf haben, was mit der Jugend passiert – und welche Posten mit welchen Protagonisten besetzt werden.

Was dem bald wieder Mächtigen aber ziemlich Kopfzerbrechen bereitet, ist die von ihm ins Leben gerufene Basketballabteilung. Da ging es zuletzt drunter und drüber. Die Bayern sind seit zwei Jahren ohne Titel und europäisch immer noch eine kleine Nummer. Trainer Svetislav Pesic ist zurückgetreten, der geplante Bau einer eigenen Halle mit Hilfe des Sponsors und Geldgebers Red Bull ist gescheitert.

Es war Hoeneß' Idee, die Bayern auf Deutschlands und auch Europas Basketball-Landkarte zu setzen und die Sparte so groß zu machen wie die der Fußballer. Derzeit stecken Bayerns Basketballer im Mittelmaß fest. Und mit Mittelmaß konnte sich Uli Hoeneß noch nie anfreunden.

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