Hans-Joachim Watzke hat einige tiefgreifende Veränderungen bei Borussia Dortmund angekündigt. Die Frage, wer bleiben darf und wer gehen muss, steht ebenso im Raum wie jede Menge potenzielle Zugänge in allen Mannschaftsteilen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Ansage war unmissverständlich und schonungslos. Hans-Joachim Watzke hat nach dem Theater um Pierre-Emerick Aubameyang offenbar genug von jener Spezies Profi, die dem Klub auf der Nase herumtanzen und letztlich nur ihre eigenen Interessen verfolgen.

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Der BVB wurde zuletzt immer wieder zum Spielball jener Spieler, denen der Klub zu klein und die finanzielle Perspektiven irgendwann zu gering wurden. Das soll in Zukunft wieder anders werden, auch wenn Dortmund längst den Ruf als Ausbildungsverein auf höchstem Niveau weg hat. Mit den ganz Großen in Europa kann der BVB nicht mithalten, als Anlaufstelle junger, hochtalentierter und entwicklungsfähiger Spieler dürften die Schwarz-Gelben aber weiter sehr gefragt sein.

Also hat Watzke - wohl auch ein wenig als Drohkulisse für die aktuelle Mannschaft - ein paar tiefgreifende Maßnahmen angekündigt, wie der Kader schon in wenigen Monaten anders gestaltet werden könnte. "Wir benötigen im Sommer eine Kader-Justierung, je nach Verlauf der Rückrunde auch eine deutlichere. Michael Zorc, der dafür die Federführung hat, kennt dazu meine Meinung und Erwartungshaltung", sagte der Geschäftsführer in der "FAZ".

Die Ankündigung verstärkt den Druck auf den Kader und auf einige Spieler ganz speziell - und öffnet damit Spekulationen Tür und Tor, wer stattdessen demnächst für die Borussia auflaufen könnte. Eine Bestandsaufnahme.

Veränderungen auf der Torhüterposition

Roman Weidenfeller wird seine Karriere in Schwarz-Gelb nach 16 Jahren beenden. So ist zumindest Stand heute der Plan. Der BVB benötigt also wenigstens eine neue Nummer zwei - sollte Roman Bürki zum einen Bestandteil des Kaders und zum anderen auch weiterhin die Nummer eins bleiben.

Der Schweizer ist nicht unumstritten, schwankt in seinen Leistungen etwas zu sehr. Kandidaten für eine - oder sogar beide - Planstellen im Tor gäbe es genug. Timo Horn könnte Köln bei einem Abstieg des FC für festgeschrieben zehn Millionen Euro verlassen. Kevin Trapp hat bereits im Winter mit einem Abgang bei Paris St.-Germain kokettiert. Und dann wäre da noch Geheimtipp Jiri Pavlenka.

Der Tscheche spielt in Bremen eine bärenstarke erste Bundesliga-Saison und wäre einer der Kandidaten, die Werder unter Umständen verkaufen muss. Denn der Transfer von Winterzugang Milot Rashica wurde quasi vorfinanziert, neben Pavlenka bleiben nicht viele andere Spieler im Bremer Kader, die man schnell zu viel Geld machen kann.

Möglich ist auch, dass Bürki, der jüngst er seinen Vertrag verlängert hat, bleiben darf. Vermutlich ginge er aber dann als Nummer zwei in die Saison und der BVB könnte sich nach einer neuen Nummer eins umschauen.

Durms BVB-Tage sind gezählt

In der Abwehr gilt Ömer Toprak als Wackelkandidat. Der Türke ist erst vor einem halben Jahr von Bayer Leverkusen verpflichtet worden, hat sich bisher aber noch nicht als verlässliche Größe etablieren können.

Sokratis ist trotz einiger Aussetzer gesetzt, mit Manuel Akanji hat Dortmund schon einen jungen Innenverteidiger gekauft. Vielleicht folgt fürs Zentrum noch ein zweiter. Die Gerüchte um Leverkusens Jonathan Tah halten sich hartnäckig, der Nationalspieler gilt schon jetzt als Mann der Zukunft auch im DFB-Dress und besitzt trotz seiner Fähigkeiten noch genug Steigerungspotenzial.

Auf der Außenbahn dürften die Tage von Erik Durm gezählt sein. Durm sollte schon im Sommer nach Stuttgart verkauft werden, rasselte dann durch den Medizintest und war seitdem fast nur noch verletzt.

Da Lukasz Pizczek im Sommer 33 Jahre alt wird und Jeremy Toljan noch nicht so eingeschlagen hat wie erhofft, benötigt Dortmund auf der rechten Abwehrseite dringend Verstärkung. Vielleicht könnte Stuttgarts Benjamin Pavard ein Kandidat sein, der Franzose ist technisch stark, hat einen guten Offensivdrang und kann auch als Innenverteidiger eingesetzt werden.

Was wird aus Sahin?

Im Mittelfeld bangen gleich mehrere Spieler. Nuri Sahin ist eine Ikone in Dortmund, aber auch über seinen Zenit hinaus. Der Türke spielt eine schwache Saison bisher, wirkt körperlich und gedanklich nicht mehr schnell genug.

Sebastian Rode war wie Durm fast nur verletzt, sein Wechsel aus München vor anderthalb Jahren hat sich bisher für beide Seiten kaum ausgezahlt. Auch Gonzalo Castro, der vielseitigste aller Mittelfeldspieler, durchlebt eine schwierige Zeit. Das Trio muss kämpfen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Mit Kerem Demirbay stünde dem Vernehmen nach schon ein Ersatz parat. Der Hoffenheimer wird nach seiner Verletzung zwar nur noch wenige Spiele bestreiten in dieser Saison, die Fähigkeiten des Nationalspielers sind aber unbestritten. Sowohl strategisch, als auch spielerisch zählt Demirbay zu den besten Mittelfeldspielern der Liga. Dazu kommen enorm gefährliche Standards - die waren in der Offensive in den letzten Monaten ein großes Ärgernis aus Dortmunder Sicht.

Modeste als Auba-Ersatz

Im Angriff bleibt die Frage, wer dauerhaft Aubameyang vergessen machen soll. Michy Batshuayi ist nur bis Saisonende geliehen und es dürfte ein teurer Spaß werden, den Belgier beim FC Chelsea rauszukaufen. Anthony Modeste bleibt ein Kandidat. Der Franzose will zurück nach Deutschland, würde vom Profil am ehesten als Auba-Nachfolger passen. Edin Dzeko wäre die Premiumlösung - allerdings ist Chelsea auch hinter Romas Angreifer her und dürfte im Zweifel die besseren (finanziellen) Argumente haben.

Auf den Flügeln wird sich wohl auch etwas tun. Andre Schürrle zeigte zuletzt zwar aufsteigende Form, ist aber noch immer weit hinter den Erwartungen zurück. Christian Pulisic will der BVB unbedingt halten, setzte eine astronomische Schmerzgrenze von 100 Millionen Euro Ablöse in die Welt. Eine Sicherheit ist in diesen Zeiten aber selbst das nicht.

Mit Julian Brandt kickt einer der kreativsten deutschen Spieler in Leverkusen quasi vor der Haustür. Und ein Thema sollte der Nationalspieler in Dortmund allemal sein.

In einer vorherigen Version stand, dass Ömer Toprak seit anderthalb Jahren beim BVB spielt. Er spielt aber erst seit Sommer 2017 in Dortmund. Der Fehler wurde korrigiert.
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