Für Borussia Dortmund geht es gegen Juventus Turin um mehr als den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale (ab 20:45 Uhr, LIVE bei uns im Ticker). Die Begegnung sendet ein Signal für den weiteren Saisonverlauf aus - die aktuelle Offensivschwäche des BVB passt da nicht ins Drehbuch.
Wie stark verbessert Borussia Dortmund im Jahr 2015 spielt, belegt die einzig echte Währung, die der Fußball parat hat: 15 Punkte hat der BVB in der Rückrunde in der Bundesliga geholt. Das sind nach acht Spieltagen nun schon so viele wie in der gesamten Hinrunde.
Die Borussia hat sich ins Mittelfeld der Tabelle gearbeitet, höher wird es für die Schwarz-Gelben wohl nicht mehr hinausgehen. Die beiden Nullnummern gegen Hamburg und Köln stehen sinnbildlich für eine Saison des Mittelmaßes. Allerdings: Mit Mittelmaß hat die K.o.-Runde der Champions League rein gar nichts mehr zu tun.
Borussia Dortmund muss aufholen
Der BVB hat gegen Juventus Turin ein 1:2 aus dem Hinspiel aufzuholen, da passen zwei Spiele ohne eigenes Tor nicht so recht ins Anforderungsprofil dieser sehr speziellen Partie. Immerhin haben sich die Abläufe in der Defensive der Borussia haben eingependelt. Das macht Mut für das Spiel gegen die Italiener. Dummerweise muss der BVB aber wenigstens einen eigenen Treffer erzielen - und dafür braucht es gegen Juventus eine deutliche Leistungssteigerung.
Die "Alte Dame" wird in etwa so auftreten wie der HSV oder Köln zuletzt: Mit einem 4-4-2 - oder sogar einem 5-3-2-System: aggressiv im Zweikampf, bisweilen nickelig und abgebrüht und zunächst darauf bedacht, die Reihen geschlossen und die Räume eng zu halten.
Verheerende Dortmunder Bilanz
Gegen Mannschaften, die der Borussia körperlich wehtun konnten und die bissig und hartnäckig verteidigten, war es in der bisherigen Saison schnell vorbei mit der Dortmunder Herrlichkeit. Gegen Leverkusen (0:2 und 0:0), den HSV (0:1 und 0:0), Köln (1:2 und 0:0), Hertha BSC (0:2) und zuletzt Juventus (1:2) ist die Dortmunder Bilanz nahezu verheerend.
Es fehlt an offensivem Druck, daran hat offenbar auch der zwischenzeitliche Höhenflug nach der Winterpause nichts verändert. Mit schnellem Umschaltspiel wird Turin nicht beizukommen sein, weil sich schlicht kaum die nötigen Räume dafür öffnen werden. Also bleibt der Ballbesitzfußball. Und der war beim BVB zuletzt zu fehlerbehaftet, unpräzise und zu langsam.
Ist Nuri Sahin der Schlüssel?
Ein Schlüssel für eine deutliche Verbesserung in der Offensive könnte der Einsatz von
Allerdings wird sich Sahins Einsatz aufgrund eines Faserrisses wohl erst kurzfristig entscheiden. In den vergangenen Trainingseinheiten musste Sahin stets passen. Und weil Henrik Mkhitaryan und Shinji Kagawa immer noch meilenweit von ihrer Normalform entfernt sind, hat die Borussia tatsächlich ein Offensivproblem.
Zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison hatten die vier Offensivspieler Mkhitaryan, Aubameyang, Reus und Lewandowski zusammen 42 Tore und 30 Assists erzielt. Derzeit stehen Mkhitaryan, Aubameyang, Reus und Kagawa bei vergleichsweise mickrigen 19 Toren und 13 Assists. Dieser Einbruch ist nicht nur mit dem Weggang von Robert Lewandowski zu erklären.
Wichtiges Spiel über die Flügel
"Wir müssen im vorderen Bereich kreativer und zielbewusster spielen, um gegen Juventus eine Chance zu haben", sagt Sportdirektor Michael Zorc, der womöglich auch die Heimbilanz im Kopf hat: Von 15 Pflichtspielen im eigenen Stadion hat die Mannschaft erst sieben gewonnen.
Aber es gibt Hoffnung: Zumindest über die Flügel ist der BVB wieder druckvoller. Jakub Blaszczykowski und Kevin Kampl nähern sich ihrer Bestform und sind die ersten Optionen für die Startelf.
Trainer Jürgen Klopp wird gegen Juventus vermehrt das Spiel über die Flügel einfordern müssen. Im Zentrum werden die Italiener ganz sicher keinen Zentimeter Raum lassen. Dafür müssen aber auch die beiden Außenverteidiger Oliver Kirch und Marcel Schmelzer besser funktionieren und sich schlauer anstellen als zuletzt. Einfach nur zur Mitte zu flanken und auf einen Abpraller zu hoffen, wird gegen Juventus Turin nicht ausreichen.
Knackpunkt für den Saisonverlauf
"Wenn das Spiel heute für etwas gut war, dann dafür, dass wir gesehen haben, wie es nicht geht", sagte Klopp nach dem Spiel gegen Köln am Samstag. Die Partie gegen Juventus wird ein Knackpunktspiel für den weiteren Verlauf der Saison.
Der Einzug ins Viertelfinale könnte ein weiteres starkes Signal für den Aufbruch sein. Im Falle eines möglichen Ausscheidens bliebe der Borussia lediglich den DFB-Pokal und womöglich ein größeres Motivationsproblem in den kommenden Wochen. Mitte März möchte in Dortmund niemand in ein tiefes schwarzes Loch fallen - schließlich war die Saison bislang schon missraten genug.
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