Eine Maschine vor dem Tor, ausgestattet mit feinster Technik und dem perfekten Auge für den Mitspieler: Bayern Münchens Torjäger Robert Lewandowski gehört längst zur Weltklasse im Profi-Fußball - dennoch werden seine Leistungen in Europa nicht standesgemäß gewürdigt.

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Der Frust saß tief, mehr als Sarkasmus blieb Robert Lewandowski nicht übrig. Mit vier Tränen lachenden Emojis kommentierte der Pole im Dezember bei Twitter die Vergabe des Ballon d'Or an Cristiano Ronaldo - während er selbst mit gerade einmal drei Punkten auf Rang 16 landete.

Drei! Fünf Punkte weniger als beispielsweise Leicester-City-Stürmer Jamie Vardy. Und fast 250 Mal so wenig wie Gewinner Ronaldo (745 Punkte).

So streitbar diese Wahl sein mag, so unbestritten ist, dass Lewandowski eine bessere Platzierung verdient gehabt hätte. Eine viel bessere. Denn welchen immensen Wert der 28-Jährige für den FC Bayern hat, beweist er in dieser Saison einmal mehr.

Lewandowski ist treffsicherer als Ronaldo

Mit 19 Bundesliga-Toren liegt Lewandowski zusammen mit BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang auf Rang eins der Torjägerliste - einzig Edinson Cavani (Paris Saint-Germain, 25 Tore), Alexandre Lacazette (Olympique Lyon, 22 Tore) und Superstar Lionel Messi (FC Barcelona, 21 Tore) haben in Europas Top-Fünf-Ligen häufiger getroffen.

Ballon-d'Or-Gewinner und Weltfußballer Ronaldo kommt "nur" auf 18 Saisontore in der Primera Division.

Kratzte Lewandowski bereits in seinen Zeiten bei Borussia Dortmund an der Weltklasse, ist er in diese beim FC Bayern längst vorgestoßen. Es kam nicht von ungefähr, dass Real Madrid, ein Verein, der stets auf der Suche nach den Besten der Welt ist, monatelang heftig mit Lewandowski und dessen Berater Cezary Kucharski flirtete.

Doch mit seiner Vertragsverlängerung im Dezember bis zum Sommer 2021 verteilte der Bayern-Star den Madrilenen einen galaktischen Korb.

Robert Lewandowski in absoluter Gala-Form Ist der Bayern-Star aktuell der beste Mittelstürmer der Welt?
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Die Stärken des Polen wurden am Mittwochabend auch beim DFB-Pokal-Viertelfinalsieg des FCB gegen einen überforderten FC Schalke 04 (3:0) sichtbar.

Beim Tor zum 1:0 lief sich Lewandowski im richtigen Moment frei - und mit seiner sensationellen Technik lupfte er den Ball mit dem linken Fuß unhaltbar an S04-Keeper Ralf Fährmann vorbei ins Eck. Für die Schalker war dieser Treffer ein trauriges Déjà-vu. Bereits beim 1:1-Unentschieden in der Liga netzte der 28-Jährige in beinahe gleicher Manier ein.

Lewandowski: ein kompletter Stürmer

Doch es ist nicht nur die Qualität im Abschluss, die Lewandowski auszeichnet. "The Body", wie der Stürmer zu BVB-Zeiten von Teamkollegen genannt wurde, beeindruckt auch mit seiner Physis. Er ist sich für Defensivarbeit nicht zu schade, setzt seinen Körper effektiv ein und ist zudem als vorderste Spitze gleichermaßen Anspielstation und Ballverteiler.

Ex-Nationalspieler Karl-Heinz Riedle sieht beim Polen "überhaupt keine Schwächen", Lewandowski sei "technisch überragend", wie der ehemalige Stürmer im Oktober im Gespräch mit "bundesliga.de" sagte. Riedle weiter: "Einen kompletteren Spieler gibt es wahrscheinlich nicht."

"Komplett" war Lewandowskis Performance auch in der Partie gegen Schalke, in der er nicht nur als Torschütze, sondern auch als Vorbereiter auftrumpfte.

Schien der Angriff in der 16. Minute bereits zu verpuffen, als Lewandowski im Strafraum mit dem Ball vom Tor abgedrängt wurde, zauberte er plötzlich eine maßgeschneiderte Flanke aus dem Fußgelenk in Richtung Thiago, der aus kurzer Distanz nur noch zum 2:0 einnicken musste. Um den Abend abzurunden, traf Lewandowski höchstpersönlich zum 3:0-Endstand.

"Wir zeigen in der letzten Zeit, dass wir richtig gut Fußball spielen und Tore schießen", sagte Lewandowski nach dem Spiel bescheiden. Welchen Anteil er selbst daran hat, lässt sich leicht nachvollziehen:

Nach neun Pflichtspielen im Jahr 2017 steht der Stürmer bei zehn Treffern. In dieser Saison netzte Lewandowski in 33 Pflichtspielen für den Rekordmeister 30 Mal ein - sagenhaft.

Rummenigge über Lewandowski: "Kategorie Gerd Müller"

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge adelte seinen Stürmer Nummer eins nach dessen Dreierpack beim 8:0 gegen den Hamburger SV am vergangenen Wochenende und stufte ihn gar "in die Kategorie Gerd Müller" ein.

"Dass er ein klasse Stürmer ist, sieht man durch die Tore, die er im Wochenrhythmus für uns erzielt", sagte Rummenigge nach der Partie und betonte ebenso stark den Fakt, "dass er nie verletzt ist".

Lewandowski habe die Bayern seit seinem ablösefreien Wechsel im Sommer 2014 "ein gehöriges Stück weitergebracht", so Rummenigge.

Daran, dass Lewandowski die Bayern-Offensive auf ein noch höheres Niveau gehievt hat, besteht in Fußball-Deutschland kein Zweifel mehr.

Es wäre ihm zu wünschen, dass das bald auch für den Rest Europas gilt. Damit sich der Pole bei der nächsten Ballon-d'Or-Wahl nicht mehr in Sarkasmus flüchten muss.

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