Favoritenstürze, sympathische Exoten und Stars, die sich daneben benehmen: Der erste Spieltag der Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich ist Geschichte. Von allem war etwas geboten. Wir fassen die wichtigsten Ereignisse zusammen.

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Leg Dich nicht mit Zlatan an!

Wer würde sich eigentlich für das schwedische Nationalteam interessieren, gäbe es nicht Zlatan Ibrahimovic? Wahrscheinlich nicht einmal viele Schweden selbst. Na gut, die Damenwelt dürfte sich das eine oder andere Spiel noch ansehen, um gutaussehende Wikingerwaden zu bestaunen. Aber sportlich? Nö, wenig zu holen. Also ist es gut, dass Zlatan für Action sorgt. Und wie. Keiner schießt Tore wie das selbsternannte "Ghettokind" aus Malmö. Keiner tritt so arrogant auf wie der Megastar von Paris Saint-Germain. Und keiner springt so grotesk zwischen Genie und Wahnsinn hin und her wie der Sohn eines Bosniers und einer Kroatin.

Dieses Mal waren die armen Österreicher dran. Insbesondere David Alaba und Ruben Okotie machten Bekanntschaft mit der "dunklen Seite des Zlatan". Alaba bekam im Zweikampf Ibrahimovics Ellenbogen mit voller Kraft und höchstwahrscheinlich auch Absicht mitten auf die Zwölf. Okotie wagte es kurz nach seiner Einwechslung, den "göttlichen Schweden" im Zweikampf zu berühren. Die Reaktion? Zlatan blickte den jungen Österreicher so angeekelt an, als wäre dieser eine Mischung aus Küchenschabe und Regenwurm.

Ach ja, als Randnotiz: Das Spiel in Wien endete 1:1.

"Größte Schande der Geschichte"

Was für Schweden gilt, lässt sich auch auf Portugal anwenden. Tauschen Sie den Namen Ibrahimovic gegen Cristiano Ronaldo aus und ersetzen Sie "Boshaftigkeit" durch "Weinerlichkeit" und sie landen bei den Südwesteuropäern. Auch hier gilt: Ohne ihren Star ist das Nationalteam eine Ansammlung biederer "Jose Normalfußballer". Das geht dann sogar so weit, dass man im heimischen Stadion in Aveiro 0:1 gegen Albanien verliert. Albanien? Genau, die Großmacht vom Balkan mit einem von "transfermarkt.de" geschätzten Gesamtmarktwert von knapp 28 Millionen Euro. Dafür bekommt man momentan wahrscheinlich den linken großen Zeh Ronaldos - und das ohne Gehalt.

Dass in diesem Fußglied aber wohl mehr Ballgefühl steckt als in den restlichen portugiesischen Kickerhaxen - geschenkt. Aber trotzdem: Eine Blamage dieses Ausmaßes darf sich Portugal nicht erlauben. Die Sportzeitung "A Bola" schreibt von der "größten Schande der Geschichte unserer Nationalelf", während Ex-Kapitän Luis Figo gelangweilt mit der Schulter zuckt und seine Scoutingtätigkeiten für Inter Mailand auf Albanien ausdehnt.

Familienausflug in Gibraltar

Die Uefa hat Nachwuchs bekommen. Ein neuer Fußballzwerg ist geboren. An der äußersten Südwestspitze des Kontinents ist mit Gibraltar ein sympathischer Exot in die europäische Fußballfamilie aufgenommen worden. Zwar ging das erste Pflichtspiel standesgemäß mit 0:7 verloren, zumindest in der ersten Hälfte lieferten die Amateure vom Affenfelsen dem Gegner Polen aber einen schönen Kampf. Doch dann bekam Robert Lewandowski auf einmal Bock auf Tore und stach viermal zu.

Leider darf Gibraltar seine Heimspiele noch nicht zu Hause austragen. Der Grund: Das Stadion ist nicht gut genug für die Uefa. Also spielt man im portugiesischen Faro. Das kann man dann aber gleich für einen netten Ausflug mit der Familie nutzen. Denn in der Nationalmannschaft Gibraltars tauchen zwei Namen gleich mehrmals auf.

In der Viererkette spielen die Brüder Joseph und Roy Chipolina. Die Dynastie der Casciaros stellt gleich drei aktuelle Nationalspieler: Im Angriff wirbeln Lee und Kyle, in der Abwehr macht Ryan den Laden dicht.

Alles neu beim Ex-Weltmeister?

Was so ein Aus in der Gruppenphase eines großen Turniers alles bewirken kann. Wir erinnern uns mit Schrecken an die EM 2000, als das deutsche Team unter Leitung von "Sir" Erich Ribbeck und dem karierten Jackett von Assistent Uli Stielike nach der Vorrunde wieder nach Hause durfte/musste. Im Anschluss rief man beim DFB das "Projekt 2006" ins Leben. Das Ende ist bekannt und brachte mit leichter Verspätung den Titel bei der WM 2014.

Jetzt sind also die Spanier dran. Blamabel war das Auftreten der Iberer beim Turnier in Brasilien. Jetzt müssen es die Jungstars richten. Wobei man mit dem Wort Star doch etwas vorsichtig sein sollte. Im Sturm begann beim 5:1 gegen chancenlose Mazedonier Paco Alcacer. Wer ist das, fragen Sie? Ein 21 Jahre alter Stürmer vom FC Valencia. Für große Furore in Spanien sorgte in der zweiten Hälfte die Leistung von Munir El Haddadi. Der Stürmer spielt eigentlich im B-Team des FC Barcelona. Zu schwach für den Verein, aber gut genug für die Nationalmannschaft - ob das das Rezept zum EM-Titel 2016 sein kann?

Lose-Lose-Situation in Amsterdam

Was hat Louis van Gaal und den niederländischen Fußballverband nur geritten, als sie ihre Entscheidungen für die Zukunft getroffen haben? Lief doch eigentlich alles gut. Bei der WM erreichte man das Halbfinale, warf unter anderem Titelverteidiger Spanien und die starken Mexikaner aus dem Turnier. Die Art und Weise, wie "Oranje" auftrat, sorgte für Sympathie rund um den Globus. Warum also wechselt der damalige Nationalcoach Louis van Gaal zu Manchester United?

Dort stolpert er von Blamage zu Blamage und bleibt trotz eines Investitionsprogramms der Größenordnung "Griechenland-Rettung" weit hinter den Erwartungen zurück.

Und die Nationalmannschaft? Verliert den Auftakt in Tschechien mit 1:2. Blöd gelaufen. Doch Neu-Coach Guus Hiddink hat noch ein Ass im Ärmel. Arjen Robben fehlte in Prag. Muss es der verletzte Altstar also künftig wieder richten.

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