Polen steht im Viertelfinale der EM 2016 in Frankreich, die Schweiz fährt nach Hause. In einer dramatischen Partie schoss Xherdan Shaqiri die "Nati" mit einem Traumtor in die Verlängerung. Die Entscheidung fiel dann im Elfmeterschießen.
- Nati scheitert im Achtelfinale der EM 2016 mit 5:6 (1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen gegen Polen
- Sensations-Tor von
Xherdan Shaqiri reicht am Ende nicht - Granit Xhaka scheitert als einziger beim Elfmeterschießen
- Robert Lewandowski bleibt ohne Turniertor
- Hier finden Sie die Partie in der Ticker-Nachlese.
Der Star des Spiels
Lukasz Fabianski stand im Achtelfinale der EM 2016 erneut "nur" im Tor, weil Wojciech Szczesny wegen einer Veletzung passen musste. Aber Fabianskis Einsatz entpuppte sich als Glücksfall für die Polen. Spätestens mit Beginn der Schweizer Druckphase ab der 60. Minute rückte Fabianski immer mehr in den Fokus und brachte die Schweiz mit zum Teil überragenden Paraden schier zur Verzweiflung.
Die Szene(n) des Spiels
Wieder ist Xherdan Shaqiri kaum etwas gelungen. Ein paar gute Dribblings, ein paar Pässe. Aber sonst? Nichts Handfestes. Und dann die 82. Minute: Ein zu kurz abgewehrter Ball der Polen fällt am Sechzehner herunter. Shaqiri legt sich quer in die Luft, trifft den Ball im Seitfallen perfekt mit dem linken Spann und nagelt das Ding unten rechts ins Netz. Das schönste Tor der EM bislang.
Die Lehren des Spiels
- Die Schweiz hat eine große Chance auf eine überragende Europameisterschaft vergeben. In der „leichten“ Turnierhälfte hatten einige sogar schon von einem Durchmarsch bis ins Finale geträumt. Jetzt ist die Mannschaft bereits an der ersten Hürde gescheitert. Das ist enttäuschend und auch einigermaßen ernüchternd - zumal die letzten 60 Minuten Spielzeit die bisher besten der Schweizer Mannschaft bei diesem Turnier waren.
- Das Schweizer Spiel bei eigenem Ballbesitz und das Umschaltverhalten nach Ballverlust waren in der ersten Halbzeit frappierend. Immer wieder wurde von den Polen die rechte Verteidigungsseite bespielt, wo Stephan Lichtsteiner einen schweren Stand gegen Kamil Grosicki hatte. Die Polen stellten gegen den Ball Fabian Schär und eine Linie weiter vorne
Granit Xhaka konsequent zu. So fehlte es immer wieder an den nötigen vertikalen Pässen, um die Polen zum Verschieben zu bewegen. Mit handballartigem Ballbesitzspiel ohne Druck in die Tiefe war den beiden Viererketten des Gegners nicht beizukommen. - Polen spielte exakt so, wie man es erwarten konnte: In einem 4-4-2 gegen den Ball, mit eng zusammenstehenden Ketten und einem schnellen Umschalten nach Ballgewinn. Xhaka wurde weit weg gehalten vom eigenen Tor, der Kopf der Schweizer Mannschaft durfte zwar wieder so oft passen wie kein anderer Spieler auf dem Platz, aber fast ausschließlich in ungefährlichen Zonen. Probleme hatten die Polen aber immer auch bei Defensivstandards, die nicht sauber verteidigt wurden.
- In der zweiten Halbzeit hatte die Schweiz endlich mehr Zug nach vorne, mit der Doppel- und später sogar Dreifach-Besetzung des offensiven Zentrums durch die Hereinnahmen von Breel Embolo und Eren Derdiyok konnte die Nati Druck entfachen.
- Die Polen konnten nicht mehr schnell herausrücken und für Entlastung sorgen. Warum Trainer Adam Nawalka bis zum Ende der regulären Spielzeit trotz sichtlicher Müdigkeit einiger Spieler keinen einzigen Wechsel vollzog, bleibt rätselhaft. Im Gegensatz dazu coachte sein Gegenüber Vladimir Petkovic deutlich strukturierter: Der Schweizer Trainer erkannte früh die Missstände im eigenen Spiel und reagierte angemessen.
- In der Verlängerung blieb die Schweiz in großen Phasen weiter auf dem Gaspedal. Die Polen wirkten müde und ausgelaugt, konnten keine Konter mehr fahren. Die Schweiz dosierte mit kalkuliertem Risiko seine Angriffe. Wenn sie aber mal durchkam, wurde es auch brandgefährlich. Aber Fabianski hielt alles. Oder aber die Schweiz scheiterte am eigenen Unvermögen. Chancen waren genug da, um das offenbar Unvermeidliche doch zu verhindern.
- Beim Elfmeterschießen scheiterte dann ausgerechnet der bis dahin konstanteste Spieler. Granit Xhakas Fehlschuss wird in die Geschichte eingehen. So bitter das auch ist.
Die Stimmen zum Spiel
Yann Sommer (Schweiz): "Es ist bitter für uns. Es war ein schweres Match, wir haben es gut gemacht. Die einzige Möglichkeit haben sie genutzt, und am Ende entscheidet das Glück beim Penalty. Wir sind sehr enttäuscht, haben gefightet bis zum Schluss. Wir waren die bessere Mannschaft, aber so ist Fußball. Vielleicht waren wir am Anfang zu zögerlich, zu ängstlich. Trotzdem bin ich stolz auf die Mannschaft und die Fans. Sie haben uns super unterstützt."
Xherdan Shaqiri (Schweiz): "Wir sind raus und wir sind sehr enttäuscht. Du kannst noch so ein schönes Tor machen - aber wenn du rausfliegst, bringt das auch nicht mehr viel."
Vladimir Petkovic (Trainer Schweiz): "Wir hätten das Weiterkommen verdient, wir waren die bessere Mannschaft. Die Jungs haben alles gegeben, eigentlich hätten wir mehr Tore als das eine schießen müssen. Wir waren am Anfang zu nervös, haben leichte Fehler gemacht. Später haben wir uns aber gefunden und gut gespielt. Insgesamt ziehe ich eine sehr positive EM-Bilanz. Wir müssen daraus jetzt lernen."
Lukasz Fabianski (Polen): "Die Schweiz hat uns alles abverlangt,
Hier gibt es die Highlights in der Ticker-Nachlese
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