Murat Yakin atmete nach dem EM-Auftakterfolg über Ungarn ein wenig durch. Die Kritik am Nati-Trainer pausierte, wurde aber schon nach dem Schottland-Spiel wieder geübt. Entscheidend bleibt der Ausgang des Turniers.

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Die plötzlichen Avancen schob Murat Yakin ganz charmant beiseite. Ob er denn mitbekommen habe, dass er in den sozialen Medien dieser Tage vor allem bei Nutzerinnen sehr gut ankomme, wurde der Trainer der Schweizer Nationalmannschaft nach dem 1:1 gegen Schottland gefragt. "Danke für die Reaktionen", entgegnete Yakin mit einem Lächeln: "Aber ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder. Da gibt es nichts zu holen."

Nun mag es objektiv betrachtet kaum verwundern, dass Yakin - langes Haar, getönte Brille - beim anderen Geschlecht gut ankommt. Dass in den Tagen vor dem letzten Gruppenspiel gegen die deutsche Mannschaft am 23. Juni (21:00 Uhr/ARD und MagentaTV) aber plötzlich auch seine Arbeit als Trainer völlig anders - ja positiv - beäugt wird, ist dann schon eher überraschend. Schließlich hatte Yakin, 49, seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren immer wieder einen schweren Stand.

Auch von Granit Xhaka kam Kritik an Murat Yakin

In der Qualifikation zur EM hatte die Schweiz in einer Gruppe mit Rumänien, Israel, Belarus, dem Kosovo und Andorra nur vier Siege aus zehn Spielen geholt. Zahlreiche Medien forderten in dieser Zeit die Freistellung des Trainers - und auch der wichtigste Schlüsselspieler äußerte sich nicht gerade positiv über seinen Trainer. Nach einem Unentschieden gegen den Kosovo sagte Kapitän Granit Xhaka: "Ich glaube, wir haben nicht trainiert, wie wir eigentlich trainieren müssen."

Sowohl Xhaka als auch Yakin haben seitdem mehrmals betont, keinerlei Probleme miteinander zu haben. "Wir haben ein überragendes Verhältnis und tauschen uns regelmäßig aus", sagte Yakin kürzlich der "FAZ". Wie beim Double-Gewinner Bayer Leverkusen ist Xhaka unter Yakin ganz klar der Chef auf dem Platz - das wurde nicht zuletzt beim souveränen Auftaktsieg deutlich.

Murat Yakin macht seine Kritiker mit dem Sieg über Ungarn mundtot

Das überzeugende 3:1 gegen Ungarn sei "eine Genugtuung" gewesen, hatte Yakin danach betont. Wohl auch, weil die zahlreichen Kritiker plötzlich keine Angriffsfläche mehr fanden. Doch auch Yakin weiß, wie schnell die Stimmung in der Schweiz wieder kippen kann. Zumal auch sein Leben abseits des Sports immer wieder Thema ist, sein Kontakt zu einem ehemaligen Hells Angel stand vor der EM häufiger zur Diskussion.

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Und auch sportlich scheint noch lange nicht alles rosig zu sein. Nach dem 1:1 gegen Schottland kritisierte die "NZZ" bereits, Yakin habe "keine überzeugende Spielidee" vorzuweisen und sei von der "inidviduellen Klasse" seiner Spieler abhängig.

Murat Yakins Zukunft nach der EM ist offen

Der Vertrag des Trainers läuft bis zum Ende der EM. Ob Yakin auch danach im Amt bleibt, hängt zum einen natürlich vom Abschneiden der "Nati" ab, aber auch von Yakin selbst. "Kritik", sagte er vor EM der "NZZ", "gehört dazu. Aber ich muss mir nicht alles gefallen lassen." (sid/hau)

Verwendete Quelle

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