Die neue Saison sollte für Mesut Özil zu einem Neuanfang werden. Jetzt fällt der Star des FC Arsenal wegen einer Knieverletzung vermutlich lange aus. Ein weiterer Rückschlag für den Weltmeister. Kein Wunder werden die Stimmen lauter, die Özils Karriere in einer Sackgasse sehen - vergleichbar mit der von Mario Gomez. Zu Recht?

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Die Diagnose ist da, jetzt geht es mal wieder um andere Dinge: Interpretation, Moderation und vor allem Deutungshoheit hinsichtlich der Schwere der Verletzung. Fakt ist: Mesut Özil wird wegen einer Teilruptur des Außenbands im linken Kniegelenk bis auf Weiteres nicht Fußballspielen können.

Wie lange der Star des FC Arsenal ausfallen wird, darüber jedoch streiten sich sein Klub FC Arsenal und der Deutsche Fußball-Bund. DFB-Doc Müller-Wohlfahrt hat zwölf Wochen Pause veranschlagt. Das wäre gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus für Özil. Arsenal reagierte unwirsch auf die Prophezeiung aus Deutschland und beharrt auf der Version, dass die Dauer von Özils Ausfall noch nicht fest stünde.

Mesut Özil bei der WM nur dabei statt mittendrin

So oder so scheint das erste Halbjahr aber gelaufen für den bald 26-Jährigen. Mesut Özil ist Weltmeister, er ist Arsenals teuerster Einkauf der bisherigen Vereinsgeschichte - und steht trotzdem, oder gerade deshalb, einmal mehr in der Kritik. Bisher ist die Saison, in der vieles besser werden sollte als in der vergangenen, an ihm vorbeigelaufen.
Bei der WM in Brasilien war er in der Wahrnehmung der Fans bestenfalls mit dabei. Aber er war keine tragende Säule im Team der Titel-Garanten Manuel Neuer, Mats Hummels, Philip Lahm, Thomas Müller oder Bastian Schweinsteiger. "Seine Körpersprache ist gleich Null", ätzte auch unser WM-Experte Andreas Brehme während des Turniers und erneuerte seine Kritik regelmäßig.

In England hat Mesut Özil nach einem furiosen Start stark abgebaut. So stark, dass die wenig zimperliche englische Presse im Deutschen längst ihren Lieblings-Sündenbock für Arsenals bislang schwache Saison gefunden hat. Ganz von der Hand zu weisen sind die Vorwürfe gegen Özil auch nicht. Man muss lange zurückdenken, um sich an eine besonders auffällige Partie des Regisseurs zu erinnern.
"Wir müssen Geduld mit ihm haben", sagte Arsenal-Coach Arsene Wenger im Hinblick auf die Nachwehen eines körperlich extrem belastenden WM-Jahrs. Nun muss sich der Franzose noch einmal ein paar Monate mehr gedulden, um jenen Özil zu sehen, den er seit nunmehr einem Jahr schmerzlich vermisst.

Karriereknick als realistisches Szenario

Diese Zeit gewähren andere Mesut Özil nicht. Es werden erste Stimmen laut, die Özils Karriere beim notorischen Under-Performer Arsenal in einer Sackgasse sehen. Bereits sein Wechsel von Real Madrid nach London wurde ihm als Rückschritt ausgelegt. Andererseits: Was sollte nach Real auch noch Größeres kommen? Von ganz oben kann es schließlich nur nach unten gehen.

Trotzdem erinnert Özils Werdegang an den von Mario Gomez. Der versuchte in Florenz eine Stufe weiter unten wieder neu zu beginnen - und hängt seitdem völlig durch. Langwierige Verletzungen und Formkrisen haben Gomez aus dem Bewusstsein der Fans verbannt. Lediglich unglückliche Auftritte wie der im Testspiel gegen Argentinien mit den drei vergeigten Top-Torchancen bleiben hängen.
Nun befürchten einige, Özil könnte ein ähnliches Schicksal ereilen. Der Karriereknick droht ein realistisches Szenario zu werden.

Immer mehr Zipperlein und Malaisen

Nach dem steilen Aufstieg auf Schalke und später in Bremen und dem Wechsel zu Real Madrid stagniert Özil seit zwei Jahren in seiner Entwicklung. Im DFB-Team und bei Arsenal muss er oft auf dem Flügel spielen, dabei ist das Zentrum seine angestammte Heimat.

Hinzu kommen immer mehr Zipperlein und größere Malaisen: In seinen ersten Profijahren war Özil kaum einmal verletzt, bei Arsenal jetzt bereits das dritte Mal ernsthaft. Weit über 100 Fehltage wird er bei den Gunners angehäuft haben, wenn er rund um Weihnachten zurückerwartet wird. Bei günstiger Prognose.

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