Rodri gehört zu den Vielspielern im internationalen Fußball, weil er gut ist und zudem angestellt bei einem Spitzenverein. Er beklagt sich über die hohe Belastung durch zahlreiche Spiele. Er hatte sogar einen Streik erwogen - ehe ihn eine schwere Verletzung stoppt. Sie mag ihn in seiner Ansicht unterstützen. Die Statistik aber schließt viele Kollegen aus.

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Es ist ja nicht so, als hätte er es nicht geahnt. 6.107 Minuten hat sich Rodri zwischen Juli 2023 und Juli 2024 auf den Fußballplätzen dieser Welt bewegt, eine ganze Menge also, wie er fand. Aber nicht nur das, nein: Es sei sogar "zu viel", fügte der Mittelfeldspieler von Manchester City an und schloss sogar einen möglichen Spielerstreik nicht aus.

Rodri hat sich Bänder im Knie verletzt

Sofort ging ein altbekanntes Raunen durch Europas Spitzenklubs und der Spanier erhielt umgehend Zustimmung von Profis aus München, Madrid, Leverkusen oder Dortmund. Und dann passierte auch noch, was irgendwie passieren musste: Am 22. September zog Rodri sich im Heimspiel gegen den FC Arsenal eine schwere Bänderverletzung im Knie zu. Er wird laut City-Trainer Pep Guardiola "für eine lange Zeit" ausfallen. Um das volle Ausmaß der Verletzung und die Ausfallzeit zu ermitteln, seien allerdings weitere Unteruchungen nötig, hieß es. Rodri sei deshalb nach Spanien gereist, "um sich von einem Spezialisten untersuchen zu lassen".

Die Spitzenspieler und ihre hohe Belastung - es ist ja nicht so, dass das ein neues Thema ist. Prominente Profis und ihre Trainer beschweren sich seit Jahren über den so vollen Fußball-Kalender. Als die Fifa dann auch noch stolz eine Klub-Weltmeisterschaft für den Sommer 2025 beschloss, wurden die Gesichter einiger noch länger. Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti hatte sogar zunächst einen Boykott angekündigt, ruderte kurz darauf aber wieder kleinlaut zurück.

Manchester Citys Star Rodri während einer Pressekonferenz
Manchester Citys Starspieler Rodri hat die Debatte um eine angeblich zu hohe Belastung im Profifußball erneut angestoßen. (Archivbild) © dpa / Martin Rickett / PA Wire

Nun aber gewinnt die Debatte wieder an Fahrt. Rodri hat sie angestoßen, als er mit müdem Blick und aufgestütztem Oberkörper auf dem Podium einer Pressekonferenz saß. Ob die Spieler angesichts der vielen Partien sogar streiken könnten, wurde der Europameister gefragt. "Wir sind nah dran", antwortete der 28-Jährige. "Sie können alle möglichen Spieler fragen, sie werden das Gleiche sagen." Öffentliche Zustimmung bekam Rodri unmittelbar danach etwa von RB Leipzigs Profi Willi Orban oder Leverkusen-Coach Xabi Alonso.

Für viel Geld auch viel Belastung aushalten?

Die Frage ist jetzt, ob sie recht haben. Ist die Belastung aus medizinischer Sicht tatsächlich zu hoch und damit ungesund? Und falls ja, wird an Stammtischen gerne argumentiert: Fußballer verdienen doch unfassbar viel Geld, können sie da ein paar Spiele mehr nicht einfach mal aushalten? Was das Geld angeht, hatte mal wieder Ancelotti einen Vorschlag. "Die Spieler haben kein Problem damit, auf Gehalt zu verzichten, wenn sie weniger spielen", sagte der Italiener.

Ob sie das wirklich tun würden, bleibt erstmal unbeantwortet. Fakt dagegen ist, dass die von Rodri thematisierte hohe Belastung offenbar nur auf einen Bruchteil an Spielern zutrifft. Die Fifa verweist bei dem Thema gerne auf einer jüngst veröffentlichten Studie des Internationalen Zentrums für Sportstudien CIES, das der Weltverband vor knapp 30 Jahren selbst mitgegründet hatte. Demnach spielen die meisten Klubs pro Saison nicht mehr als noch vor zwölf Jahren.

Barcelonas Torwart Marc-André ter Stegen reißt sich die Patellasehne im Knie
Marc-André ter Stegen landet im Spielseines FC Barcelona gegen den FC Villarreal unglücklich. Die Patellasehne im Knie reißt. Folge zu großer Belastung durch zu viele Spiele? (Archivbild) © dpa / Revierfoto

Die Statistik sagt: Die Belastung passt durchschnittlich

Die durchschnittliche Anzahl an Partien der Klubs pro Saison lag zwischen 2012 und 2024 demnach bei etwas mehr als 40. Nur fünf Prozent der Vereine waren in mehr als 60 Spielen gefordert. Und: Nur 0,31 Prozent der Spieler kamen in 61 oder mehr Partien zum Einsatz. Die Studie hat sich das Arbeitspensum von mehr als 18.000 Fußballern in 40 Ligen über einen Zeitraum von zwölf Jahren (2012 bis 2024) angeschaut. Durchschnittlich absolvierten diese Spieler 22,7 Partien pro Saison.

Ist also alles gar nicht so schlimm? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Denn der Mittelfeldspieler selbst zählt zu den 0,31 Prozent, er hat in der Saison 2023/24 insgesamt 63 Pflichtspiele bestritten. Es geht also offenbar um die vergleichsweise eher geringe Anzahl an absoluten Topspielern.

Im Sommer 2025 wird die Klub-WM gespielt

Es geht um diejenigen Profis, die mit ihren Vereinen regelmäßig in mehreren Wettbewerben gefordert sind und dazwischen, davor und danach für ihre Nationalteams spielen. Dass im Sommer 2025 dann auch noch eine Klub-WM dazukommt, macht die Situation dieser Profis nicht besser.

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Zusammen mit dem neuen Champions-League-Modus würden Spieler wie er dadurch "wohl auf 70 oder 80 Spiele" kommen, hatte Rodri befürchtet. Das war allerdings vor seiner Verletzung, durch die sich die Anzahl seiner Einsätze nun deutlich verringern und wodurch er wieder aus dem kleinen Kreis der 0,31 Prozent der Spieler herausfallen dürfte.

Sportarzt schaut mit Bedenken auf zunehmende CL-Belastung

Im Gespräch mit unserer Redaktion nimmt auch der Sportarzt Dr. Rüdiger Kirr Bezug auf die gestiegene Belastung durch den neuen Champions-League-Modus: "Früher haben sechs Spiele pro Klub gereicht, um die Gruppenphase zu spielen. Dann warst Du nach dem fünften Spieltag vielleicht schon Gruppenerster und hast als Trainer im letzten Gruppenspiel deine B-Elf auflaufen lassen." Das bedeutete eine Schonung von Leistungsträgern wie Rodri. "Jetzt", so Kirr weiter, "brauchst du vielleicht zehn Spiele, um im Achtelfinale zu stehen. Das summiert sich natürlich" - im Zweifel vor allem für Stars wie Rodri. (dpa/bearbeitet von hau)

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