Real-Star Vinicius Junior sorgt in der Champions League für den nächsten Aufreger, diesmal ausnahmsweise jedoch ohne eigenes Zutun. In Madrid soll der exzentrische Brasilianer nicht mehr unumstritten sein. Sind inzwischen sogar die eigenen Mitspieler genervt von ihm?

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Am Dienstagabend wurde Real-Star Vinicius Junior mit einem ganz besonderen Banner im Etihad Stadium von Manchester City begrüßt. Beim Einlaufen der Mannschaften wurde ein riesiges Plakat über der Tribüne ausgebreitet. Darauf zu sehen: City-Star Rodri mit dem Ballon d'Or, versehen mit dem vielsagenden Spruch "Stop crying your heart out" (dt.: Hör auf so herzzerreißend zu weinen). Zudem pfiffen die Fans in Manchester Vinicius zu Beginn der Partie bei jeder Ballberührung aus.

Rodri-Banner gegen Vinicius Junior
"Stop crying your heart out": Das Banner der City-Fans beim Heimspiel gegen Real Madrid – eine klare Spitze gegen die "Königlichen" und insbesondere Vinicius Junior. © IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock

Real Madrid sorgte für Ballon-d'Or-Eklat

Angelehnt an den berühtem Song der britischen Band Oasis ist das Banner vor allem eins: eine Stichelei gegen Real Madrid und vor allem Vinicius Junior. Hintergrund ist die Verleihung des Ballon d'Or im vergangenen Jahr. Bereits im Vorfeld galt der Offensiv-Star von Real als Sieger der begehrten Auszeichnung – als dann jedoch durchsickerte, dass doch ManCity-Star Rodri den goldenen Ball gewinnen würde, blieben Vinicius und die Real-Delegation der Veranstaltung in Paris fern. Der Boykott-Eklat war perfekt. Und Real präsentierte sich als besonders schlechter Verlierer.

Wirklich gestört habe ihn das Rodri-Banner allerdings nicht, erklärte Vinicius nach dem knappen 3:2-Sieg gegen City im Playoff-Hinspiel der Champions League. "Ich habe das Banner der City-Fans gesehen, und es hat mich noch mehr motiviert", sagte der Brasilianer dem spanischen Fernsehnetzwerk "Movistar". "Wenn gegnerische Fans so etwas unternehmen, gibt mir das mehr Kraft, ein großartiges Spiel zu machen", erklärte der 24-Jährige.

Rodri beim Spiel gegen Real Madrid
Ballon-d'Or-Gewinner Rodri, aktuell verletzt, freute sich sichtlich, als er das Banner der City-Fans sah. © IMAGO/NurPhoto/Jose Breton

In der Tat lieferte Vinicius ein starkes Spiel ab: Der Brasilianer bereitete gleich zwei Tore vor, darunter auch den entscheidenden Treffer von Jude Bellingham in der Nachspielzeit. Die Provokationen zahlte er den Fans aus Manchester anschließend heim: Reichlich provokant bejubelte Vinicius das entscheidende Tor und breitete dabei die Arme aus – ganz nach dem Motto: "Sorry Leute, aber was soll ich machen?" Zu allem Überfluss der City-Anhänger wurde der exzentrische Offensiv-Star anschließend von der Uefa auch noch zum Spieler des Spiels gekürt.

Nach dem Sieg gegen die kriselnden "Skyblues" hat Real Madrid nun also beste Chancen, ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen. Doch hinter den königlichen Kulissen scheint es mächtig zu brodeln – zumindest, wenn man einem Bericht der spanischen Zeitung "Sport" Glauben schenken darf.

Modric und Vinicius geraten auf dem Feld aneinander

Demnach soll Vinicius mittlerweile nicht mehr nur bei den Fans polarisieren, sondern sogar auch bei seinen eigenen Mitspielern. Dem Bericht zufolge sollen viele Kollegen mittlerweile von der Art des Brasilianers genervt sein. Vinicius scheint sich immer weiter vom Team zu isolieren – oder vielmehr isoliert zu werden.

Dass die Situation innerhalb des Teams angespannt ist, wurde erst zuletzt beim knappen 3:2-Erfolg von Real im Pokal-Viertelfinale gegen Außenseiter Leganés deutlich. Dabei nahm sich Real-Routinier Luka Modric Vinicius zur Brust und bemängelte dessen Defensivarbeit auf dem Platz. Das Wortgefecht auf dem Platz war deutlich zu sehen, Vinicius selbst schien von der Ansage des Kapitäns wenig begeistert zu sein. Dem "Sport"-Bericht zufolge verließ er anschließend die Umkleidekabine, ohne ein Wort mit einem seiner Teamkollegen zu wechseln. Szenen, die zeigen, dass der Offensiv-Star möglicherweise an Standing innerhalb der Mannschaft eingebüßt hat.

Dabei ist wohl auch seine exzentrische Art auf dem Platz nicht hilfreich. Erst Anfang des Jahres sorgte er erneut für Negativschlagzeilen, als er im Spiel gegen Valencia nach einer Tätlichkeit vom Platz flog, anschließend den Schiedsrichter angehen wollte und gar nicht mehr zu halten war.

Vinicius wird immer wieder Opfer von Rassismus

Was aber auch zur Wahrheit gehört: Vinicius polarisiert in der Fußballwelt wie wohl kaum ein anderer Spieler. Während ihn die eigenen Fans lieben, wird ihm vom gegnerischen Anhang immer wieder purer Hass entgegengeschleudert – häufig über die Grenzen üblicher Rivalität hinaus. Denn immer wieder sieht sich der Brasilianer mit massiven Rassismus-Anfeindungen konfrontiert, ein Problem, das der 24-Jährige immer wieder öffentlich anprangert.

Die "Sport" berichtet, dass der Tag der Ballon-d'Or-Verleihung ein persönlicher Wendepunkt für Vinicius war. Seitdem schwächelt der 24-Jährige immer wieder in Spielen, seine Anzahl an Toren und Vorlagen nahm ab, vor allem in der spanischen Liga. Möglicherweise auch, weil er nicht mehr den ganz großen Rückhalt seiner Teamkollegen spürt? Unklar. Klar ist hingegen, dass die ausgebliebene Auszeichnung immens an Vinicius genagt hat – und möglicherweise auch noch weiter nagt.

Weil Offensiv-Kollege Rodrygo abliefert und auch Star-Neuzugang Kylian Mbappé nach Anfangsschwierigkeiten in Madrid immer besser in Schwung kommt, soll Berichten zufolge in der Real-Führungsriege sogar darüber nachgedacht werden, Vinicius zu verkaufen. Interessenten gäbe es genug, wirklich leisten könnten sich den Brasilianer aber wohl die wenigsten.

Gerüchte um Mega-Angebot aus Saudi-Arabien

Zuletzt mehrten sich jedoch die Gerüchte um ein mögliches Angebot aus Saudi-Arabien. Ein nicht namentlicher genannter Klub aus der Wüste soll Real demnach eine Ablösesumme von 300 Millionen Euro geboten haben. Vinicius selbst soll ein Fünfjahresvertrag mit einem Jahresgehalt von 200 Millionen Euro netto angeboten worden sein. Doch Real-Präsident Florentino Pérez wollte sich Berichten zufolge nicht darauf einlassen und verwies stattdessen auf Vinicius' Ausstiegsklausel in Höhe von einer Milliarde Euro.

Denn scheint es bei Vinicius und Real holprig zu laufen, ein erstes Angebot einer Verlängerung seines bis 2027 laufenden Vertrags soll der 24-Jährige zuletzt abgelehnt haben. Der Brasilianer möchte demnach der Topverdiener des Vereins sein, noch vor Superstar Mbappé. Pérez hingegen soll nicht bereit sein, das Gehaltsgefüge der "Königlichen" derart zu sprengen. Ob es noch zu einer Einigung kommen wird, ist aktuell ungewiss.

Zoff mit den Teamkollegen, Häme der gegnerischen Fans und ein stockender Vertragspoker: Vinicius hat bei Real derzeit beileibe nicht den leichtesten Stand.

Von alldem will Vinicius zumindest öffentlich nichts wissen, nach dem wichtigen Sieg gegen Manchester City bekräftigte er seine Loyalität gegenüber Real. "Ich weiß auch nichts, niemand hat mit mir gesprochen", sagte Vinicius laut Medien im Gespräch mit "Movistar". "Ich muss mit dem Präsidenten sprechen. Hoffentlich kann ich noch lange hier bleiben", so Vinicius, der bei und mit Real "Geschichte schreiben" will.

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