- Fährt Simon Terodde im reifen Fußballer-Alter von 34 Jahren erstmals zu einer WM?
- Schalke hat der Rekord-Torschütze der 2. Bundesliga mit 30 Toren zurück in die Bundesliga geschossen.
- Das hat auch der Bundestrainer bemerkt.
- Für Terodde ergreift ein Weltmeister das Wort, der Flick und Schalke bestens kennt.
Unser Kolumnist
172 Tore in 283 Spielen sind Teroddes Empfehlung. 30 davon erzielte die Tormaschine in der abgelaufenen Saison – mehr als jeder andere Spieler. Aber eben nur in der 2. Bundesliga.
Deren Rekordtorschütze ist Terodde inzwischen. Und er kann zudem darauf verweisen, in jedem seiner acht Profivereine zuverlässig geknipst zu haben: in Duisburg genauso wie anschließend in Düsseldorf, Köln, Berlin, Bochum und Stuttgart, 2020/21 beim HSV und zuletzt als Kapitän und Aufstiegsgarant beim FC Schalke 04. Nur Terodde hat in fünf Spielzeiten in der 2. Bundesliga mindestens 24 Tore erzielt. Ein echter Mittelstürmer und damit Angehöriger einer fast ausgestorbenen Spezies im deutschen Profifußball.
Hansi Flick: "Simon Terodde stehen alle Türen offen"
Nicht zum ersten Mal hat sich Terodde ins Blickfeld eines Bundestrainers geschossen. "Wenn er gut performt und seine Tore macht, sind alle Türen offen", sagte Bundestrainer Hansi Flick kurz vor dem Start der Nations League. Flick verwies dabei nicht auf Teroddes für einen Fußballer fortgeschrittenes Alter (34) oder seine überschaubare Bundesliga-Erfahrung (58 Spiele, zehn Tore). Flick betonte, wie Terodde seinen Job erledigt: "Es ist herausragend, wie er die letzten Jahre die Tore macht. Er hat eine gute Quote." Siehe 172 Tore in 283 Zweitligapartien.
"Wir werden in der nächsten Saison sehen, ob er auch in der Bundesliga Tore erzielen kann", werde Flick mit Blick auf seinen WM-Kader für das Turnier in Katar "genau" hinschauen, wie sich Teroddes Quote im Fußball-Oberhaus entwickelt.
"Ich gehe nicht davon aus, dass er wieder 30 Tore macht", sagte Flicks früherer Bayern-Kollege Olaf Thon im Gespräch mit unserer Redaktion. "Ich traue ihm aber 15 Tore und mehr zu."
Terodde hat in Schalke das gleiche Problem wie bisher in seiner Karriere: Bis zur Sommerpause stürmt er für einen Spitzenklub (2. Bundesliga), aus dem nach dem Aufstieg in der Regel sofort ein Abstiegskandidat wird (Bundesliga).
Simon Terodde lässt den Traum von der WM-Teilnahme zu
Doch zu träumen, ist immer erlaubt. Erst recht im Austragungsjahr einer WM. Terodde nannte die Nationalmannschaft zuletzt "einen großen Traum". Er sei "total demütig und gebe weiter Gas", sagte er bei Sport1 und weiter: "Wenn Hansi Flick am Ende wirklich zur Entscheidung kommen sollte, dass er einen Stürmer für Katar braucht, der vorne drin steht und Tore macht, und er dann auch noch an mich denken sollte, dann stehe ich natürlich bereit."
Schalke-Legende Thon macht fleißig Werbung für einen der königsblauen Aufstiegshelden: "Er macht seine Tore, egal, ob er in der 2. Bundesliga spielt. Und in der kommenden Saison wird er Erstligaspieler und Stammspieler auf Schalke sein. Von daher glaube ich, dass Hansi Flick mit dem Gedanken einer Nominierung von Terodde spielt."
Olaf Thon: "Auch 2021/22 hatte niemand Terodde 30 Tore zugetraut"
Die aber hängt selbstredend stark davon ab, wie schnell sich Schalke und Terodde wieder in der Bundesliga zurechtfinden. "Aber auch vor der abgelaufenen Saison hätte niemand Terodde 30 Tore zugetraut", argumentiert Thon, einer der Weltmeister von 1990. "Von Anfang an aber hat er gezeigt, dazu in der Lage zu sein. Er hat die Mannschaft mitgezogen."
Das könnte ihm, obwohl er dann ein Neuling wäre, aufgrund seiner Erfahrung auch in der Nationalmannschaft gelingen.
So schwer manchem Fußballfan die Vorstellung fällt, Deutschland mit Terodde gegen Teams wie Europameister Italien oder EM-Finalist England, die in der Nations League warten, auflaufen zu sehen: In der Geschichte der Nationalelf finden sich sechs Spieler, die sogar zu ihren aktiven Zeiten in der 2. Liga zu Einsätzen in der A-Auswahl des DFB kamen:
- Siegfried Held (Kickers Offenbach): 1972
- Ferdinand Keller (TSV 1860 München): 1975
- Stefan Effenberg (AC Florenz): 1993
- Paul Freier (VfL Bochum): 2002
- Lukas Podolski (1. FC Köln): 2004
- Patrick Helmes (1. FC Köln): 2007
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