Die Bundesliga als Liga der Weltmeister? Den Testspielergebnissen von Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg und Co. nach zu urteilen nur auf dem Papier. Denn nur wenige Tage vor dem Pflichtspielstart mit der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde leisten sich Deutschlands Top-Vereine eine Pleite nach der anderen - auch wenn Niederlagen in Vorbereitungsduellen nicht zwingend Schlüsse auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit zulassen.

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Nein, in Topform befindet sich die Bundesliga wahrlich nicht. Der VfL Wolfsburg: 1:5 gegen Atletico Madrid. Borussia Dortmund: 0:4 gegen den FC Liverpool. Der FC Schalke: 1:2 gegen Tottenham Hotspur. Borussia Mönchengladbach: 1:3 gegen Athletic Bilbao. Mainz 05: 0:1 gegen den FC Granada. Der Hamburger SV: 0:2 gegen Lazio Rom. Der VfB Stuttgart: 1:2 gegen Hull City. Werder Bremen: 0:1 gegen Leicester City - die Bundesligavereine kassieren in den Testspielen eine deutliche Niederlagen nach der anderen.

Im Land des Weltmeisters war einige Wochen nach Mario Götzes Glücksmoment im Finale von Rio de Janeiro alles rosarot. Aber nun steht der Alltag an. Und der wird auch mit weltmeisterlichen Weihen so beschwerlich wie in jedem Jahr davor auch. Als die Bayern und Borussia Dortmund vor etwas mehr als einem Jahr im Finale der Champions League standen, entbrannte sofort eine Debatte darüber, ob denn die Bundesliga endlich die stärkste Liga der Welt wäre.

So übertrieben die Lobhudelei damals auf das erste rein deutsche Finale der Königsklasse ausfiel, so verkehrt war die Kritik an den Klubs, die in der Saison danach auf europäischer Bühne nur selten Glanzlichter setzen konnten. Und nun? Hyperventilieren einige Fans und Berichterstatter bereits, weil in der Vorbereitung auf die Spielzeit einige Partien verlorengehen.

Natürlich ist es unglücklich, wenn Jürgen Klopp bei der Saisoneröffnung von Borussia Dortmund noch vollmundig raushaut, der BVB wolle "ein verschissen zu spielender Gegner sein" - um dann keine 24 Stunden später bei der Reise an die Anfield Road von den Reds nach Strich und Faden verdroschen zu werden. Dass den Zweiten der vergangenen Bundesligasaison und den Zweiten der abgelaufenen Spielzeit in der Premier League aber in einem Pflichtspiel vier Tore trennen sollen, darf doch stark bezweifelt werden.

Die deutschen Europapokal-Teilnehmer

Oder der VfL Wolfsburg. Der will in die Champions League und hat dafür auf dem Transfermarkt in den vergangenen Monaten allerhand getan. Atletico ist spanischer Meister und stand im Finale der Königsklasse nur Zentimeter vom Triumph entfernt. Die Spanier sind dem durchaus talentierten VfL noch zwei, vielleicht auch drei Schritte in ihrer Entwicklung voraus. Die satte Niederlage ist ein Dokument dafür.

Von den ehemals sieben deutschen Europapokal-Teilnehmern - Mainz ist durch das blamable Aus in der Europa-League-Qualifikation gegen Tripolis ja bereits ausgeschieden - hat lediglich Bayer Leverkusen seine jüngste Vorbereitungspartie gewonnen. Gegen den FC Southampton, Endstand 1:0, durch ein Eigentor. Es gibt in der Tat einige Probleme bei den Klubs.

Die Bayern müssen ihre erst spät in die Vorbereitung eingestiegenen WM-Fahrer integrieren und auf Spielniveau bringen. Der BVB versucht sich fieberhaft daran, seine Spielidee nach dem Weggang von Robert Lewandowski zu modifizieren. Auf Schalke haben sich neun verletzte Spieler angesammelt. Leverkusen bekommt vom neuen Trainer Roger Schmidt eine völlig neue Spielidee verpasst.

Wolfsburg muss sein unbestritten großes Talent kanalisieren und als Team noch besser zusammenfinden. Mönchengladbach unterliegt - obwohl als Mannschaft schon gut eingespielt - noch großen Leistungsschwankungen; auch innerhalb einer Partie. Gegen Bilbao etwa stand es nach 24 Minuten 0:3. Und Mainz mit seinem neuen Coach Kasper Hjulmand? Da scheint es in der Tat fundamentale Probleme zu geben im Jahr eins nach dem Weggang von Erfolgstrainer Thomas Tuchel. Aber Mainz wird die Liga international ohnehin nicht mehr vertreten in dieser Saison.

Die Bundesliga bleibt konkurrenzfähig

Es ist wie immer im Vorlauf einer Saison: Aus großen und kleineren Versatzstücken müssen die Trainer und Mannschaften ein stimmiges Bild formen. Für die Fans sind heftige Niederlagen selten ein Grund zur Freude, zumal wenn sie bei der offiziellen Eröffnungsparty kassiert werden, wo doch alle neu und frisch und aufregend ist und Lust machen soll auf die bald beginnende Spielzeit.

Klar ist aber auch, dass eine Niederlage im Hinblick auf den Lerneffekt für eine Mannschaft manchmal besser ist als ein anderes Resultat. Fehler werden schonungslos aufgezeigt, und auch die Höhe einer Niederlage schärft vor den wirklich wichtigen Spielen nochmals eindringlich die Sinne.

Die Bundesliga steigt in diese Saison wegen der WM in Brasilien später ein als sonst. Aber immer noch rechtzeitig genug, um bis zum Auftakt in die Gruppenphasen der Champions League und Europa League Mitte September die entsprechende Wettkampfhärte und Spielpraxis zu erreichen. Daran ändern auch ein paar Niederlagen in den Testspielen nichts. Die Bundesliga wird konkurrenzfähig sein.

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