Oliver Bierhoff hat sich in einem Interview zur Causa Mesut Özil geäußert und dabei erklärt, dass man womöglich sportlich auf den Nationalspieler bei der WM in Russland hätte verzichten müssen. Hintergrund ist der Eklat um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einen Monat vor Turnierbeginn.

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Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff hat Fehler im Umgang mit Mesut Özil eingestanden.

In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" sprach der 50-Jährige erstmals öffentlich darüber, ob eine Nichtnominierung des Mittelfeldspielers für die WM 2018 in Russland nach dem Erdogan-Skandal gerechtfertigt gewesen wäre.

"Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet", sagte Bierhoff.

Özil blieb vom Medientag fern

Im Vorfeld der WM hatten Özil und Teamkollege Ilkay Gündogan durch gemeinsame Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für einen Eklat gesorgt, dessen Nachwirkungen die Nationalmannschaft durch das Turnier begleiteten.

Gündogan hatte später betont, er und Özil hätten mit den Bildern kein politisches Statement setzen wollen.

Trotz des Vorfalls waren beide Spieler für die Endrunde nominiert wurde, Özil durfte im Trainingslager dem obligatorischen Medientag fernbleiben. Weltmeister Deutschland schied in der WM-Vorrunde aus.

Bierhoff schränkte allerdings ein, dass "Mesut das, was von ihm erwartet wurde, aus bestimmten und offensichtlichen Gründen so hätte nicht sagen können. Ilkay Gündogan hat gesprochen und hat sich auch sehr geöffnet", sagte der Europameister von 1996. "Trotzdem ist er ebenso und weiterhin hart kritisiert worden."

Die Profis sollen aber weiter ihre eigene Meinung sagen dürfen: "Wir wollen offene und ehrliche Ansagen, keine angepassten und weichgespülten."

Bierhoff hat "ausgezeichnetes" Verhältnis zu Löw

Bierhoff äußerte sich in dem Interview zudem zu Bundestrainer Joachim Löw. Zu diesem bestehe auch nach dem Vorrunden-Aus bei der WM ein "ausgezeichnetes" Verhältnis. "Dass wir vertrauensvoll miteinander arbeiten, zeigt sich gerade in diesen schwierigen Tagen. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, sich offen und ehrlich zu kritisieren", betonte Bierhoff.

Beide würden seit "nunmehr 14 Jahren vertrauensvoll und erfolgreich" zusammen arbeiten, sagte der Europameister von 1996: "Jogi hat nicht nur die Energie, die Bereitschaft und den Willen, die richtigen Schritte einzuleiten und umzusetzen, er hat dafür auch unbestritten die Fähigkeiten und die Kompetenz."

Löw hatte erklärt, auch nach dem historischen Scheitern in Russland im Amt bleiben zu wollen und die Nationalelf in die Zukunft zu führen.

Bierhoff: "Löw wird alles hinterfragen"

Bei der DFB-Elf seien nach einer tiefgreifenden Analyse Veränderungen nötig, sagte Bierhoff: "Es muss Einschnitte auf allen Ebenen geben." Diese müssten allerdings gut durchdacht sein.

Unter Löw soll es einen Neustart geben. "Ich weiß, er wird alles hinterfragen, auch unseren Spielstil. Und dann stellt sich die Frage, welche Spieler wir brauchen. Gehen Sie davon aus, dass die Mannschaft ein neues Gesicht bekommen und zeigen wird", sagte Bierhoff: "Ich weiß, dass wir Kredit verspielt haben. Wir werden uns stellen und Veränderungen angehen." (tfr/dpa)

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