Er ist erst 23 Jahre alt, doch schon jetzt lasten die Hoffnungen bei der kommenden EM auf Juri Knorr. Beim Heimturnier wird es besonders auf ihn ankommen. Da trifft es sich gut, dass er sich aktuell in bestechender Form befindet.
Juri Knorr ist im DHB-Kader für die Handball-EM in Deutschland bereits einer der erfahrensten Spieler. Und das, obwohl er erst 23 Jahre alt ist. Der Spielmacher steht besonders im Fokus. Denn vor allem auf ihn wird es beim Heimturnier ab dem 10. Januar ankommen.
Knorr überzeugt bei DHB-Generalprobe gegen Portugal
Dass sich seine Teamkollegen auf ihn verlassen können, zeigte Knorr bereits eindrücklich bei den beiden Testspielen kurz vor der EM gegen Portugal. Sowohl beim 34:33-Erfolg in Flensburg am vergangenen Donnerstag als auch beim 35:31-Sieg in Kiel am Samstag war Knorr mit sechs Treffern jeweils bester Werfer Deutschlands.
Knorr gehört schon jetzt zu den wichtigsten Säulen im DHB-Kader. Wie wichtig er ist, machte er bereits bei der WM im vergangenen Jahr deutlich, als Deutschland Fünfter wurde. Mit 53 Toren war er der drittbeste Torschütze des Turniers, dank seiner zusätzlichen 52 Vorlagen war er am Ende sogar der Top-Scorer der WM. Wenig überraschend wurde Knorr daraufhin zum besten Youngster gewählt und ins All-Star-Team berufen.
Kretzschmar: "Juri ist ein Vollbluthandballer"
Was Knorr als Spielmacher auf der Mitte-Position auszeichnet, ist neben seiner Torgefahr auch der Spielwitz, den der 23-Jährige regelmäßig zeigt. "Juri ist ein Vollbluthandballer, ein Instinkthandballer", sagte DHB-Legende Stefan Kretzschmar kürzlich dem sid. "Wie er bei der WM gespielt hat, war schon atemberaubend. So einen dominanten Spielmacher haben wir uns lange gewünscht."
Für den ehemaligen Weltklasse-Linksaußen sei Knorr bereits ein Star - das "liege auf der Hand". Zudem ist sich der 50-Jährige sicher, dass der Spielmacher auch beim kommenden Turnier in Deutschland noch weiter wachsen wird.
Auftakt gegen die Schweiz wird zum "einmaligen" Erlebnis
Der deutsche Hoffnungsträger selbst gibt sich bescheiden. Lieber als über sich selbst spricht er über das gesamte Team. Das sehe er vor der Heim-EM als "Wundertüte mit extrem viel Potenzial", wie Knorr im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF erklärte. "Wir haben viele verschiedene Spielercharaktere. Wir sollten aber auch ehrlich sein, dass wir nicht die Superstars haben wie Dänemark oder Frankreich", führte der 23-Jährige weiter aus.
Knorr will die Chance des Heimturniers nutzen, man habe nun die Möglichkeit, "etwas Besonderes, etwas Großes zu schaffen". Der Startschuss fällt am Mittwoch mit dem Auftakt gegen die Schweiz - im Düsseldorfer Fußballstadion vor einer Weltrekord-Kulisse von 53.000 Zuschauern. Für Knorr ein "einmaliges" Erlebnis.
Schon Knorrs Vater war Handball-Profi
Der Ausnahmespieler der Rhein-Neckar Löwen, dessen Vater Thomas selbst schon erfolgreicher Bundesliga-Handballer war, hat großen Respekt vor dem Spiel gegen die Schweiz. Die Eidgenossen werden "der große Stolperstein, den es aus dem Weg zu räumen gilt. Wenn wir das schaffen, kommen wir hoffentlich in eine Euphorie rein - ohne die wird es nicht gehen", sagte Knorr.
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Wie wichtig der 23-Jährige für die Mannschaft ist, machte auch Dominik Klein, Weltmeister von 2007 und ARD-Experte, nochmals klar. Im Angriff sei er der "Motor", wie er im Interview mit unserer Redaktion erklärte. Neben Torwart
Sollte Knorr mal nicht auf dem Handballfeld stehen, gehört er eher zu den ruhigeren Typen. Das bestätigte zuletzt auch sein Teamkollege Timo Kastening gegenüber dem sid: "Abseits der Platte ist er ein absolut entspannter Mensch. Manchmal nimmt er sich auch sehr zurück und lässt lieber anderen den Vortritt."
Juri Knorr während der EM: Lesen zur Entspannung
Vor allem mit den U21-Weltmeistern David Späth und Justus Fischer kommt Knorr besonders gut klar. Mit Torhüter und Vereinskollege Späth teilt sich Knorr bei der Nationalmannschaft auch ein Zimmer. "Ich genieße das, weil ich mit ihm einfach einen Kumpel dabeihabe. Es ist schön, wenn man dann jemanden hat, mit dem man wirklich man selbst sein kann", sagte der 23-Jährige zuletzt.
Für die freie Zeit während der kräftezehrenden EM hat Knorr einige Bücher mit im Gepäck. "Lesen tut mir auf jeden Fall gut. Ich muss mich manchmal zwingen, es häufiger zu tun, weil der Griff zum Handy ist manchmal irgendwie schneller und dann bleibt man da hängen", sagte der Spielmacher. Und was liest Knorr, um zwischen den Spielen und jetzt im Vorfeld der EM mal abzuschalten? "Momentan sind es Benedict Wells' Romane. Eigentlich habe ich in letzter Zeit mehr Biografien gelesen, aber momentan eher kitschige Romane."
Seine eigene Geschichte wird Knorr am Abend des 10. Januar in Düsseldorf fortschreiben. Ob es eine deutsche Erfolgsstory oder doch eine EM-Tragödie wird, wird vor allem auch am 23-Jährigen selbst liegen.
Verwendete Quellen
- Mit Material der dpa
- Mit Material des sid
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