Die indigenen nordamerikanischen Völker der Haudenosaunee wollen mit einem eigenen Team bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles im Lacrosse antreten. Dafür bekommen sie sogar Unterstützung von US-Präsident Joe Biden.

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Der Fußball kommt aus England, Handball aus Deutschland, Basketball aus den USA. Lacrosse wiederum, ein Sport, bei dem der Ball mit fangnetzartigen Schlägern ins gegnerische Tor befördert werden muss, hat seine Wurzeln bei den amerikanischen Ureinwohnern.

Auch deshalb will die Haudenosaunee-Konföderation, ein Zusammenschluss sechs indigener Völker Nordamerikas, unbedingt dabei sein, wenn Lacrosse im Sommer 2028 nach über 100 Jahren seine Rückkehr ins olympische Programm feiert - und das am besten mit einer eigenen Mannschaft.

Mohawk waren bereits 1904 bei Olympia

Aus historischer Sicht gibt es dafür gute Gründe. Laut des Lacrosse-Weltverbands gibt es Hinweise, dass Variationen des Sports bereits im 12. Jahrhundert von verschiedenen indigenen Stämmen in Amerika gespielt wurden, noch lange, bevor diese mit europäischen Siedlern in Kontakt kamen.

Im 19. Jahrhundert wurde der Sport modernisiert, unter dem Namen Lacrosse wurde er Teil der Olympischen Spiele 1904 in St. Louis (USA). Damals nahmen nur drei Teams an den Lacrosse-Wettbewerben teil, darunter aber ein (unter kanadischer Flagge antretendes) Team der Mohawk, eines der Vöker der Haudenosaunee-Konföderation.

Auch heute haben die Haudenosaunee noch ein offizielles Lacrosse-"Nationalteam", sie sind Teil des Welt-Lacrosse-Verbands und nehmen regelmäßig an den Weltmeisterschaften teil. Und das durchaus mit Erfolg: Bei der WM 2023 im amerikanischen San Diego, bei der Teams aus allen Kontinenten mitspielten, reichte es hinter den USA und Kanada für die Bronzemedaille. Auch bei den World Games, einem Mehrsportevent für Sportarten, die nicht olympisch sind, waren die Haudenosaunee bei den Lacrosse-Wettbewerben im Jahr 2022 dabei.

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Joe Biden fordert Ausnahme bei Olympia 2028

Nun wollen die Haudenosaunee also auch bei der Rückkehr von Lacrosse bei Olympischen Spielen teilnehmen. Was wie eine verrückte Idee klingt, hat in der Politik bereits Unterstützung von ganz oben bekommen. US-Präsident Joe Biden begrüßte das Vorhaben der Haudenosaunee-Konföderation und appellierte an das IOC, die indigene Konföderation unabhängig von den Teams aus USA und Kanada antreten zu lassen.

"Ihre Vorfahren haben das Spiel erfunden, sie haben es für Jahrtausende perfektioniert, ihre Umstände sind besonders und ihnen sollte eine Ausnahme gewährt werden, ein eigenes Team bei Olympia zu stellen", erklärte der US-Präsident. Auch die kanadische Sportministerin und der Welt-Lacrosseverband sprachen sich für eine eigenständige Teilnahme der Haudenosaunee aus.

Das Problem: Kaum ein Sportverband der Welt ist so hart wie das IOC, wenn es um die Aufnahme in den Verband geht. Ausnahmen wie etwa beim Fußball, wo mit England, Schottland, Wales und Nordirland vier Teilländer des Vereinigten Königreichs an den Wettbewerben teilnehmen können, gibt es bei den Olympischen Spielen fast gar nicht.

Lediglich einige US-Außengebiete wie Puerto Rico oder Guam sowie britische Überseeterritorien wie Bermuda oder die britischen Jungferninseln dürfen unter eigener Flagge teilnehmen, ohne ein unabhängiger Staat zu sein. Zudem waren aus ihren Ländern geflohene Sportler 2016 und 2020 mit eigenen Teams bei Olympia vertreten.

Olympische Charta schließt Teilnahme aus

Laut Olympischer Charta steht festgeschrieben, dass es für die eigene Teilnahme an den Spielen ein nationales olympisches Komitee braucht. Und diese Komitees sollen wiederum explizit unabhängige Länder vertreten, die von der Weltgemeinschaft anerkannt sind. Zudem müssen die nationalen olympischen Komitees mindestens fünf verschiedene Sportverbände vertreten - die Haudenosaunee-Konföderation würde aber nur in einer Sportart teilnehmen.

Das bedeutet: Wenn die Haudenosaunee mit einem Team an Olympia teilnehmen wollen, dann Stand jetzt nur unter amerikanischer oder kanadischer Flagge. Das IOC scheint bislang nicht gewillt, eine Ausnahme zu machen, auch die Appelle des US-Präsidenten blieben unbeantwortet. Ob die Erfinder des Lacrosse 2028 in Los Angeles also tatsächlich unter eigener Flagge antreten dürfen, bleibt abzuwarten.

Verwendete Quellen

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