Die Debatte über höhere Prämien für deutsche Medaillengewinner ist nach den Olympischen Spielen von Paris in vollem Gange. Eine Goldmedaille bringt für die deutschen Athletinnen und Athleten 20.000 Euro ein. Andere Nationen greifen da deutlich tiefer in die Tasche. Ein Überblick.

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Der Anreiz, in Deutschland Profisport zu betreiben, ist zu gering, findet Kristina Vogel. Die zweifache Olympiasiegerin fordert "eine Million Euro, steuerfrei" für eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen. Der derzeitige Betrag wurde seit zehn Jahren nicht angepasst, trotz Inflation.

20.000 Euro für einen Olympiasieg, 15.000 Euro für eine Silbermedaille, 10.000 Euro für einen dritten Platz: Auch Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler hat dafür kein Verständnis: "Ich finde, es kann nicht sein, dass Leute beim 'Sommerhaus der Stars' 50.000 Euro gewinnen und Athleten, die eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen gewinnen, nur 20.000 Euro", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur nach den Spielen von Paris.

In der Tat sind die ausgeschütteten Prämien der Deutschen Sporthilfe im internationalen Vergleich eher gering. Auf insgesamt 515.000 Euro kommen die deutschen Athletinnen und Athleten bei den diesjährigen Spielen. Andere Nationen zahlen deutlich mehr für Medaillen. Das Forbes-Magazin hat nun eine Liste der zehn Länder mit den höchsten Prämien für die jeweiligen Sieger veröffentlicht:

Olympia-Prämien: Italien an der Spitze

Italien: An der Spitze der Preisgelder befindet sich Italien. Insgesamt 9,7 Millionen Euro schüttete das Land an seine Athleten aus. 178.000 Euro bekommen die italienischen Goldmedaillen-Gewinner, 89.000 Euro gibt es für den Zweitplatzierten eines Wettbewerbs und 65.000 Euro für den Dritten. Italien liegt im Medaillenspiegel von Paris einen Platz vor Deutschland auf Rang neun.

Frankreich: Die Franzosen erreichten mit insgesamt 64 Medaillen das zweitbeste olympische Ergebnis ihrer Geschichte, nur übertroffen von den 102 Medaillen der Pariser Spiele im Jahr 1900. Durch die Prämien von 79.000 Euro, 39.000 Euro und 20.000 Euro für jeweils Gold, Silber und Bronze wurden dabei insgesamt mehr als 8,5 Millionen Euro an die erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler vergeben.

Prämien: USA bewegen sich auf deutschem Niveau

USA: Der Dauergewinner des Medaillenspiegels steht in Sachen Prämien insgesamt nur auf dem dritten Rang. In den USA sind die einzelnen Boni vergleichsweise gering, umgerechnet 34.000 Euro bekommen US-Athletinnen und -Athleten für eine Goldmedaille. 20.400 Euro sind es für Silber, für Bronze gibt es immerhin noch 13.600 Euro. Damit liegen die USA fast auf dem deutschen Niveau. Dennoch liegt die Gesamtprämie aufgrund der Vielzahl an Medaillen bei rund 7,5 Millionen Euro.

Ungarn: Im Kanufahren, Schwimmen und Fechten konnten die Ungarn in Paris große Erfolge feiern. Und das lohnt sich für die Athletinnen und Athleten: Rund 150.000 Euro bringt der Gewinn einer Goldmedaille ein. Die Zuschüsse für Silber (107.000 Euro) und Bronze (85.000 Euro) können sich ebenfalls sehen lassen. Eine ungarische Bronzemedaille ist also fast vier Mal so viel wert wie eine deutsche Goldmedaille.

700.000 Euro für eine Goldmedaille

Hong Kong: Zwei Gold- und zwei Bronzemedaillen gewann die kleine Nation in diesem Jahr. Und die lohnen sich vor allem für die beiden Sieger im Fechten so richtig: Umgerechnet fast 700.000 Euro erhalten Vivian Kong und ihr männlicher Kollege Cheung Ka Long. Für die Gewinner der Bronzemedaillen gibt es 174.000 Euro. Insgesamt kommen die Athleten aus Hong Kong damit auf 1,72 Millionen Euro.

Ukraine: Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine konnte das Land nur eine dezimierte Delegation zu den Spielen in Paris schicken. Die zwölf gewonnenen Medaillen wurden nicht nur gefeiert, sondern auch gut bezahlt: Insgesamt 1,36 Millionen Euro wurde an die Athleten ausgezahlt, davon etwa 113.000 Euro an die Gewinnerinnen und Gewinner einer Goldmedaille. 72.500 Euro gab es für die Zweitplatzierten und knapp 50.000 Euro für die Bronze-Gewinnerinnen und -Gewinner.

Die Niederlande zahlt ähnlich viel – oder wenig – wie Deutschland

Israel: Ein Windsurfer darf sich als einziger Athlet der 2024er-Spiele den israelischen Höchstgewinn auszahlen lassen: Fast 243.000 Euro erhält Tom Reuveny für seinen Olympiasieg. Weiter fünf Silber- und eine Bronzemedaille bringen die Gesamtprämie der israelischen Athletinnen und Athleten auf ebenfalls rund 1,36 Millionen Euro.

Niederlande: Die deutschen Nachbarn kommen auf insgesamt 1,18 Millionen Euro. Die Prämien sind dabei allerdings ähnlich niedrig wie in Deutschland: 30.000 Euro für Gold, 14.500 Euro für Silber und 7.250 Euro für Bronze. Im Medaillenspiegel landeten die Niederländer allerdings auf Platz sechs, wodurch eine hohe Summe zustandekommt.

Wohnung und Gemälde für polnischen Olympiasieg

Polen: Polen schüttet insgesamt knapp über 900.000 Euro an seine zehn Medaillengewinnerinnen und -gewinner aus. Doch damit ist es nicht getan: Die polnischen Athleten erhalten laut Forbes "ein Gemälde von 'talentierten und respektierten' polnischen Künstlern, einen Anlagediamanten und einen Urlaubsgutschein für zwei Personen." Außerdem bekommen Goldmedaillengewinner in Einzelsportarten eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Großraum Warschau. Für Athleten, die in Mannschaftssportarten eine Goldmedaille gewinnen, gibt es immerhin eine Ein-Zimmer-Wohnung.

Neuseeland: Ebenfalls knapp über umgerechnet 900.000 Euro zahlt Neuseeland aus. 36.250 Euro Prämie gibt es für Gold, jeweils etwas über 27.000 Euro für Silber und Bronze. In Neuseeland werden die Boni jedoch bis zu den nächsten olympischen Spielen in Los Angeles jährlich ausgeschüttet, Athleten erhalten also insgesamt den vierfachen Betrag.

Lebenslange Rente für serbische Olympioniken

Viele Nationen haben sich abgesehen von reinen Einmalzahlungen noch andere Belohnungen einfallen lassen – so wie die Verantwortlichen in Polen. Alle serbischen Sieger, wie beispielsweise Tennis-Star Novak Djokovic, erhalten ab 40 eine lebenslange staatliche Rente. In Litauen bekommen erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler ebenfalls bis ans Lebensende die Miete gezahlt. Das könnte in Deutschland zumindest als Denkanstoß dienen.

Verwendete Quellen:

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