Die Fashionweek ist endgültig vorbei. Der letzte Tag war facettenreich - die Labels bewiesen ein gutes Händchen für die Auswahl der Models. Promis vom Vortag wurden recycelt. Um Valentina Pahde kocht die Gerüchteküche. Und Lena Meyer Landrut bildet mit ihrer minimalistischen Herbst/Winter-Kollektion den Abschluss.

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Wenn man vom Kanzleramt zum Kraftwerk an der Köpenicker Straße möchte, sind das nur rund fünf Kilometer. Wenn es nicht gerade regnet, wie am letzten Tag der AYFW, sogar eine recht interessante und geschichtsträchtige Strecke. Kurz den nordöstlichen Tiergarten gestreift, am Reichstagsgebäude vorbei (immer sehr schön dort, seit man weiß, dass nirgendwo Attila Hildmann mit einem Megafon lauert, um dir überteuerte Schrott-Goldmünzen gegen Corona und die Merkel-Diktatur aufzuschwatzen) und schon ist man am Brandenburger Tor. Dann Unter den Linden hinunter, vorbei an der Komischen Oper, der Humboldt-Universität, Bebelplatzt und Museumsinsel. Scharf rechts runter Richtung Auswärtiges Amt, am Märkischen Museum vorbei und dann ist man quasi schon am Roten Teppich.

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Die Überschneidungen beider Orte sind überschaubar. Im Kanzleramt wird über die Zukunft des Landes entschieden, im Kraftwerk dagegen lediglich über die Zukunft des Taschengeldes. Versickert das Fashion-Budget der modeinteressierten Post-Millennials zukünftig in nachhaltige Trendmode statt in Verbrennungsmotoren und in Taschen aus recyceltem Plastik statt in Zigaretten ist das aber durchaus auch ein Beitrag, der selbst im Kanzleramt auf Gegenliebe stoßen müsste.

Zwischen Zentrum der Macht und Zentrum der Mode liegen also nur 12 Minuten auf einem E-Roller. Wer als Nachfolger von Angela Merkel ins Kanzleramt einziehen wird, ist noch unklar. Wer nach der MBFW das Kraftwerk übernommen hat, ist dagegen bereits entschieden: Der Modehändler About You holt jede Menge Influencer und eine interessante Melange aus Labels in das ehemalige Heizkraftwerk Berlin-Mitte. Zum Abschluss nach fünf Tagen mit jeweils drei Shows feiern Jack & Jones, Tom Tailor und Lena Meyer-Landrut den Ausstand.

Nun sind die Babylon Berlin Tage der Fashionbranche endgültig vorbei. Und wer weiß, wie es im kommenden Januar aussehen wird? Das Coronavirus hält sich nicht an Modezyklen und wie wir leidvoll aus dem vergangenen Jahr wissen, wird es in der kälteren Jahreszeit nicht unbedingt einfacher, der Pandemie das zu zeigen, was der Einzelhandel schon längst den Camp David Polohemden von Dieter Bohlen hätte zeigen sollen: die Rote Karte.

Valentina Pahde ist schwanger! Also, vielleicht …

Gleich am Vormittag präsentiert sich Jack & Jones in farbenfroher Gelassenheit. Ein bisschen internationale Metropole, ein bisschen Aprés-Ski, so richtig einig ist man sich auf dem Laufsteg nicht. Oder wohlwollender formuliert: Man zeigt sich facettenreich. Ein gutes Händchen bei der Auswahl der Models hingegen muss man zweifelsfrei attestieren. Da hat es während Berliner Fashion Weeks wahrlich schon einige dramatische Cast-Totalschäden gegeben. Bei Jack & Jones absolviert mit DJane Alyssa Cordes sogar eine der schillerndsten Berliner Szene-Damen den Runway-Parcours.

Beobachtet wird sie dabei von den Ehrengästen des Vormittags. Auf der berühmten Front Row nehmen unter anderen Platz: Noah Becker und "Let´s Dance"-Entdeckung Nicolas Puschmann. Und natürlich die längsten Beine der Fashion Week, ich berichtete bereits. Ob Celine Bethmann ihren Beinen inzwischen Namen gegeben hat, so wie Heidi Klum ihren Brüsten, ist nicht überliefert.

Im Blitzlicht-Inferno des Red Carpet jedenfalls knipsen sich die Agenturfotografen wieder ihre Lichtakkus leer. Das Motto der Show lautet "Denim looks good on everyone" – und während ich noch rätsle, wer dieser Denim wohl ist und ob er wirklich noch heißer ist als Rúrik Gíslason, verrät mir ein kurzer Sprachfaktencheck, dass mit Denim wohl Jeans gemeint ist. Stichwort Rúrik Gíslason: Wo ist eigentlich Valentina Pahde?

Die als Sunny Richter bei GZSZ berühmt gewordene Zwillingsschwester von Cheyenne Pahde gehört normalerweise zum Inventar jeder Berliner Modewoche. Das nur als Serviceinfo für die Klatschpresse-Redakteurinnen, die heute Gerüchte-Dienst haben: Warum fehlt sie unentschuldigt? Ist Valentina Pahde womöglich schwanger?

Promis auf Wiedervorlage

Der Nachmittag gehört dann dem Hamburger Label Tom Tailor, das zwar nach wie vor in meiner schönen Heimatstadt residiert, sich inzwischen aber nach einem Insolvenzverfahren in chinesischer Hand befindet. Die Mode bleibt dennoch recht europäisch und eher auf die kälteren Jahreszeiten ausgerichtet. Was den Promifaktor angeht, da operiert man am Abschlusstag offenbar nachhaltig und recycelt die Promis vom Vormittag.

Nicolas Puschmann und Noah Becker zum Beispiel haben sich zwischen den Shows nur kurz umgezogen und stehen pünktlich wieder vorne am Roten Teppich. Erstaunlich, wie die so schnell einen Outfit-Wechsel hingelegt haben. Vielleicht ja im Iglo-Zelt von Trixi Giese. Eigentlich ein ganz angenehmer Job: Red Carpet Blickfang. Einfach den ganzen Tag über den Roten Teppich flanieren, kurz durch eine Fashion-Show geschleust werden, umziehen, kurz nachfrisieren und zack – wieder vorne angestellt.

Vor allem Nicolas Puschmann kennt das Spiel der Presse und präsentiert sich nach der ersten Show jetzt in einem vollkommen anderen Outfit. In einem Anfall von totalem Fashion-Überschwang trägt er sogar einen Sommerhut mit Aufschrift. Ich lese zunächst "Moet" und denke: Cool, endlich Champagner. Aber da geht es mir wie Annalena Baerbock beim Deutschen Literaturpreis: Man kann nicht alles haben.

Die Aufschrift lautet: "Poet". Vermutlich ist er jetzt auch Rapper oder so. MC Nic Push Man bleibt aber nicht alleine. Für den Nachmittag hat er sich Tanz-Kollegin Lola Weippert und Influencerin Anna Wilken mitgebracht. Die beiden haben aber zum Glück keinen eigenen Rapsong im Gepäck.

Lena ist nicht Nena

Die sogenannte Closing-Show geht dann am Abend an Lena Meyer Landrut. Ihre Kollektion "A Lot Less" bildet den Abschluss der AYFW. Ein letztes Mal flutet About You die eigens im Kraftwerk errichtete Promi-Tribüne mit reichlich aftershowwilligem Celebrity-Material. Das letzte Fashion-Feuerwerk in diesem Jahr macht den Schlussakkord im Kraftwerk zu einem Schaulaufen der Hauptstadt-Prominenz. "A Lot Less" gilt heute Abend jedenfalls nicht für die durchschnittliche Followerzahl der Gäste.

Ein wenig gilt es jedoch, jedenfalls wenn man im vergangenen Jahr den Boulevard verfolgt hat, für Namensgeberin Lena. Ganze Armadas von Gossip-Volontärinnen waren die letzten 12 Monate damit beschäftigt, herauszufinden, ob Lena Meyer-Landrut nun Mutter geworden ist, geheiratet hat oder ob sie auch schon doppelt geimpft ist. Blöd natürlich, dass Lena "A Lot Less" mit der Öffentlichkeit geteilt hat. Ein ganzer Geschäftsbereich in der Regenbogenpresse lag auf dem Trockenen.

Wirklich unkollegial von Lena. Das kostet ja auch Arbeitsplätze. Was soll man sonst auch den ganzen Tag machen in den Redaktionen. Sauber recherchiert wird ja nicht mehr – und zum Durchzählen, wie viele Fotos von Models Mats Hummels heute wieder auf Instagram geliked hat, braucht man ja kein 20-Mann-Team.

Naja, ein bisschen ist Lena ja nun zurück. Zumindest in ihrer Eigenschaft als Designerin. Und Privatsphäre und Familienauszeit ist ja jetzt erstmal nichts Schlechtes. Im Gegenteil. Deutsche Sängerinnen haben ja zuletzt mit ganz anderen Moves auf sich aufmerksam gemacht. Grüße an Nena an dieser Stelle. Apropos "99 Luftballons": Die Silikondichte ist überraschend hoch. Irgendwie scheint sich die "A Lot Less"-Festivität auch bei der Klientel von Influencerinnen rumgesprochen zu haben, die ihre Freizeit primär unter Sonnenbänken und chirurgischen Messern verbringen.

Nur nach Hause, nur nach Hause, nur nach Hause geh´n wir nicht …

Aber auch für Freude der familientauglichen Promi-Brigade ist noch genug klischeefreies Hochglanz-Material vor Ort. "Promi Big Brother"-Aussteigerin Mimi Gwozdz etwa. Ihren zuletzt großflächig im "Playboy" präsentierten Körper hält sie auf der Fototour quer durch die Paparazzi-Enklave Red Carpet zwar weitestgehend bedeckt, beliebtes Ablicht-Motiv ist sie aber trotzdem. Ebenfalls an der modischen Entwicklung von Lena Meyer-Landrut interessiert zeigt sich Catharina Maranca. Die einzige deutsche Promifrau, die fast so heißt wie das berühmteste Fußballstadion Brasiliens.

Außerdem entdecke ich Kevin Prince Boateng und seinen Hertha BSC Kollegen Davie Selke. Beide komplett in Schwarz. Und das, obwohl Hertha ja inzwischen sogar mal ein Spiel gewonnen hat und Trauerflor daher gar nicht mehr nötig erscheint. Flankiert werden sie von Fata Hasanovic. Noch immer ist es mir ein Rätsel, warum Fata nicht schon längst den Boxweltmeister Arthur Abraham geheiratet und seinen Nachnamen angenommen hat.

Außerdem natürlich dabei: Noah Becker. No Noah, no Runway möchte man meinen. Der Boris Becker Sprössling hat heute mehr Outfit-Changes hinter sich als die Models auf dem Laufsteg. Eigentlich fehlt in diesem Promi-Reigen nur Deutschlands Schauspiel-Hoffnung Merle Collet. Aber die ist vermutlich noch damit beschäftigt, die Tochter von Ed Sheeran um den Lietzensee zu scheuchen.

Lena Meyer-Landruts "A Lot Less" Kollektion kommt a lot lässiger daher als die eher denimlastigen Shows des Schlusstages der AYFW. Die als "New Territory" überschriebene Herbst/Winter Auswahl kommt minimalistisch daher. Warme Erdtöne beherrschen das Blild, vor allem Grau, Grün und Braun. Das macht Lust auf die nächste AYFW und natürlich Hunger. Die After Show Party bietet Fingerfood und diverse Getränke in abendfüllender Menge.

Lediglich der Nachtisch ist nach fünf Minuten vergriffen. Das sorgt für temporäre Entrüstung bei der Schnittmenge an Partygästen, die in erster Linie für die Gratisverköstigung hier sind. Ich persönlich erfreue mich an der großen Auswahl veganer Köstlichkeiten und frage mich, ob Noah Becker und Trixi Giese jetzt einfach bis Januar hier auf dem Gelände bleiben. Dann geht es ja wieder los mit den Modewochen in der Hauptstadt. Ich werde da sein. Bis dann!

Lesen Sie hier Marie von den Benkens Fashion-Week-Tagebuch:

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