Roland Kaiser feiert 50 Jahre auf der Bühne mit einer großen Show im ZDF. Mit unzähligen Hits sowie über 100 Millionen verkauften Tonträgern gehört er bis heute zu den größten Schlagerstars der deutschen Musiklandschaft.
50 Jahre
Das ZDF feiert dieses Berufsjubiläum gebührend. Am 24. Februar heißt es ab 20:15 Uhr: "Giovanni Zarrella präsentiert: 50 Jahre Roland Kaiser". In der dreistündigen Samstagabendshow werden neben dem Jubilar Freunde und Weggefährten wie
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Vom Findelkind zum Schlagerstar
Vor 50 Jahren startete Roland Kaiser seine Karriere. 1974 erschien seine erste Single "Was ist wohl aus ihr geworden?" Da war er 22 und hieß noch Ronald Keiler. Sein bisheriges Leben hatte nichts mit der heilen Schlagerwelt zu tun, denn seine Geburt am 10. Mai 1952 war offensichtlich ein Akt der Verzweiflung, seine 17-jährige Mutter hatte ihn als Findelkind in einem Korb vor einem Westberliner Nonnenstift ausgesetzt.
Die Ersatzmutter arbeitete als Reinigungskraft im Kurt-Schumacher-Haus, eine SPD-Zentrale, in der auch die legendäre Partei-Ikone
Die alleinerziehende Pflegemutter war "eine sehr liebevolle, geradlinige, ehrliche Frau, die mir die Werte von Recht und Unrecht vermittelt hat", erinnert sich der Sänger. Ella starb an den Folgen eines Schlaganfalls, als Roland 15 war. Er brach die Realschule ab, kam zu einer Tante und machte eine kaufmännische Lehre in einem Autohaus, wo er bald Werbeleiter wurde.
Anfangs hatte er nichts mit Musik am Hut. Den Musikunterricht in der Schule sabotierte er mit vorsätzlich falschem Gesang, bis es dem Lehrer reichte und er ihn rausschmiss, so erinnert sich Kaiser später in einem ZDF-Film: "Damit war Musikunterricht für mich eine der schönsten Unterrichtsformen, weil ich frei hatte."
Dass er es dann aber doch noch zur Musik geschafft hat, war reiner Zufall. Im Scherz mit Freunden tönte er, dass er mindestens so gut sei wie die Typen in der "ZDF-Hitparade". Drei Minuten singen, ohne umzufallen, was ist da schon dabei?
Die Freunde waren zufällig Musikproduzenten, die ihn für Probeaufnahmen ins Studio schleppten. Die sahen in dem blonden, gutaussehenden jungen Mann, Typ Surfer, den idealen Schlagermenschen, während er mehr an angloamerikanische Popmusik dachte. Immerhin: Er sang, und das nicht schlecht. Am Abend trat er in Berliner Kneipen und bei Familienfesten auf, tagsüber jobbte er als Telegrammbote bei der Post.
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Der große Durchbruch war der größte Zufall
Daneben nahm er weiter Platten auf und hatte 1976 mit "Frei, das heißt allein" einen ersten Verkaufserfolg: Platz 14 in den deutschen Charts. Ein Jahr später kam er mit "Sieben Fässer Wein" schon auf Platz 7. Mittlerweile war aus Ronald Keiler Roland Kaiser geworden, "das fließt besser", meinte sein Produzent. Es folgten erste Auftritte in der "ZDF-Hitparade", er nahm sogar mit "Hier kriegt jeder sein Fett" am deutschen Vorentscheid zum Grand Prix Eurovision teil (Platz 8 von 12 Teilnehmern), bis 1980 der große Durchbruch erfolgte.
In einem Interview mit "Superillu" sagte er, dass auch dieser Erfolg sein bislang größter Zufall gewesen sei. Er habe mit seinem Texter eine Flasche Rotwein getrunken, aus Frust, weil man gerade die ursprüngliche Form von "Santa Maria" abgelehnt habe. "Da haben wir uns gedacht: So, nun kriegt ihr eure Packung Romantik, und haben es auf die Spitze getrieben. Kommentar der Plattenfirma: 'Das ist genial! Das nehmen wir auf.'"
"Santa Maria" wurde die neue Nummer eins - und Roland Kaiser der neue Star am Schlagerhimmel. Es folgten weitere Hits wie "Lieb mich ein letztes Mal", "Dich zu lieben", "Schach Matt", "Die Gefühle sind frei", "Joana", "Midnight Lady" oder "Ich glaub es geht schon wieder los". Roland Kaiser produzierte 28 Studioalben und verkaufte über 100 Millionen Tonträger, war 67 Mal bei Dieter Thomas Heck (1937-2018) in der "ZDF-Hitparade" - Rekord. Und er schrieb Liedtexte auch für andere, etwa für Milva, Nana Mouskouri, Peter Maffay oder Karat. Er selbst schätzt, dass es "300 bis 400 Songs" sind.
Er war "ein wilder Hund", sagt sein Produzent Gerhard Kämpfe (75), er habe "das Leben geliebt, in jeder Beziehung ..." Roland Kaiser glaubt, er sei "ein Arschloch" gewesen, "ein ziemlich unleidlicher Mensch, wenig bis gar nicht kritikfähig. Das, was ich tat und sagte, war einfach immer richtig. Aber zum Glück bin ich irgendwann wach geworden".
Seine dritte Ehe beschert ihm das große Glück
Zwei gescheiterte Ehen hat er hinter sich. Bei der ersten (1980-1990) mit Christina sei er noch ein "unsteter Mensch" gewesen, der "Verführungen" nicht widerstehen konnte. Die zweite, von 1990 bis 1995 mit der Schauspielerin Anja Schüte (59, 1990-1995) ging an seiner Arbeitswut in die Brüche. Die dritte Ehe (seit 1996) mit Silvia wurde das große Glück. Das Paar lebt mit den beiden gemeinsamen Kindern in Münster.
Anfang 2010 kam der Moment, als nichts mehr ging und Roland Kaiser spürte: "Ich sitze auf der Wartebank des Todes". Der frühere starke Raucher bekam keine Luft mehr, lief blau an, konnte sich auf der Bühne kaum mehr bewegen. In einigen Medien war sofort von schlechtem Lebenswandel und Suff die Rede, die Ärzte diagnostizierten: COPD, eine unheilbare Lungenkrankheit, der Sauerstoffaustausch funktionierte nicht mehr.
Fast zehn Jahre lang hat Roland Kaiser die Krankheit verschwiegen. Er hatte Angst, dass er die Gunst der Fans verliert: "Zu einem kranken Mann will doch keiner ins Konzert." Im Januar 2010 sprach er vom Ende seiner Bühnenkarriere, kurze Zeit später bekam er eine neue Lunge. Bei der fünfstündigen Operation sollen die Ärzte eine Playlist mit Kaiser-Musik gehört haben.
Comeback mit neuer Lunge
Die erfolgreiche Transplantation ist der Beginn eines zweiten Lebens. Noch im selben Jahr feiert der Sänger in der Show von Carmen Nebel (67) ein Comeback. So beginnt ein glanzvoller zweiter Teil seiner Karriere, mit neuen Hits ("Warum hast du nicht nein gesagt" mit
Kaisers Liedtexte handeln nicht ausschließlich von der Liebe, sondern immer wieder auch von "verstörenden Emotionen von Sehnsucht, Sex und Seitensprüngen", wie er dem WDR gesagt hat. Das hat die "taz" zu einer ungewöhnlichen Überschrift über einen Kaiser-Artikel animiert: "Der Philosoph gefangen im Körper eines Schlagersängers".
Was er nicht singen kann, das sagt er, da nimmt er kein Blatt vor den Mund: Der Sänger, seit über 20 Jahren SPD-Mitglied und mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68) befreundet, sagte kurz vor Weihnachten in einer ARD-Show: "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es in unserem Land wieder anfängt mit Antisemitismus, das ist für mich etwas ganz Furchtbares. Und ich glaube, das ist etwas, was uns alle wachrütteln und entsetzen sollte."
Ein Künstler mit Haltung
Das war nicht das erste Mal, dass er seine Stimme unmissverständlich gegen rechtsradikale Umtriebe erhoben hat. 2015 hielt er in Dresden, wo er die beliebten "Kaisermania"-Konzerte gibt, vor der Frauenkirche eine Rede: "Inhumane Flüchtlingspolitik fördert weder Verständnis noch Toleranz ... Wir sollten stolz darauf sein, dass wir Männern, Frauen und Kindern aus Krisengebieten ein Leben und eine Zukunft in Sicherheit und Freiheit ermöglichen können."
Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb unter der Zeile "Mutbürger": "Kaiser war tatsächlich der Einzige, der etwas gewagt hatte und das Risiko eingegangen war, jede Menge Fans zu verlieren. Die stille Angst davor hatte ihn nicht überwältigt."
Natürlich haben sie ihn dafür beschimpft, das kennt er. Das hat er schon mal vor über 30 Jahren erlebt, als er bei einem Konzert ein Lied von Wolfgang Niedecken (72) gegen Hass und Ignoranz gesungen hat und einer aus dem Publikum brüllte: "Sozischwein!" Roland Kaiser unterbrach den Song und sagte: "Da vorne an der Kasse können Sie Ihr Eintrittsgeld abholen. Für Leute wie Sie möchte ich nicht singen."
Der Mann ging, und Roland Kaiser sang weiter. (ln/spot/mak) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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