Eine große Hochzeits-Woche liegt hinter uns – gleich zwei TV-Urgesteine haben sich getraut. Und dann gibt es ja auch noch eine neue Dschungel-Legende.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Fleur Georgina Barbara Julia Charlotte Dorothea Bülowius wurde 1990 in Heidelberg geboren und hat damit mehr Vornamen als die Kandidaten des diesen Sonntag in Südafrika zu Ende gegangenen Ekel-TV-Spektakels "Ich bin ein Star - Showdown der Dschungel-Legenden" zusammen.

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Die im Trash-TV als Georgina Fleur bekannt gewordene Influencerin konnte die Legendenstaffel überraschend gewinnen und ist nun über den Umweg "Promi Big Brother", "Der Bachelor", "Das große Promi Boxen", "Kampf der Realitystars", "Sommerhaus der Stars" und "Festspiele der Reality-Stars" um 100.000 Euro reicher. Eine stattliche Summe, die sie als Wahl-Dubaierin steuerfrei am deutschen Fiskus vorbei direkt in die menschenrechtsoriginellen Vereinigten Arabischen Emirate transferieren lässt.

Der unverhoffte Triumph im weitestgehend aus Spielen wie Gnu-Hoden-Wettessen oder Rinder-Urin-Trinken bestehenden Grimmepreis-Format beschert Georgina Fleur einen dankbaren Geldsegen ("Ich kann die Kohle gut gebrauchen, ich bin alleinerziehende Mutter, ich habe keine Immobilien"), aber auch eine schlechte Nachricht: Langsam wird es eng auf dem Reality-TV-Markt. Die Topformate hat sie alle bereits abgegrast, seriöse Formate scheint sie konsequenter zu meiden als der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk seriöse Berichterstattung über den Nahostkonflikt.

Was bleibt der amtierenden Legendenkönigin also? Abstieg in zweitklassige Trash-Formate wie "Ex on the Beach" oder "Temptation Island"? Oder konzentriert sie sich auf ihre Shitstorm-Karriere auf Instagram. Vor ihren inzwischen 471.000 Followern spart sie keine Gelegenheit aus, sich dem pöbelnden Mob der Social-Media-Kommentarspalten auszusetzen.

Schnell mal ein hübsch arrangiertes Foto vor Sandsäcken nach dem Hochwasser in Heidelberg, auf dem sie im kurzen Kleidchen einen schönen Abend wünscht. Oder nebenbei mal kurz ein Posting aus einem Privatzoo eines Scheichs, der zum Galadinner geladen hat und dabei Tiger und Löwen an kurze Leinen gebunden als Attraktionen um den Tisch drapiert hat. Die Trash-Ikone hat ein goldenes Händchen für deplatziertes Fotomaterial, das den handelsüblichen Wutbürger schneller eskalieren lässt als Gendern und Klimakleber zusammen.

Fleur de Selbstvermarktung

Ähnlich gut ist ihr Händchen offenbar bei Männern. In der just beendeten Sommeredition des Dschungelcamps berichtete sie ihren Camp-Mitstreitern schonungslos, wie sie von ihrem Ex-Verlobten Kubilay Özdemir krankenhausreif geschlagen wurde.

Özdemir steht übrigens in keinerlei familiärer Verbindung zu Namensvetter Cem Özdemir und war schon vor Bekanntwerden seiner Vorliebe für das Verprügeln junger Frauen im TV verhaltensauffällig geworden, als Georgina Fleur und er 2020 das Erfolgsformat "Sommerhaus der Stars" vorzeitig verlassen mussten, nachdem Kubilay Özdemir einem anderen Kandidaten ins Gesicht gespuckt hatte.

Dass sich dieser Traummann nicht um die gemeinsame Tochter kümmert und auch keinen Unterhalt bezahlt, wie Georgina ebenfalls während ihres Siegeszuges durch die Dschungelstaffel berichtete, erscheint im Kontext seiner bisherigen Vita nicht unbedingt verblüffend.

Um zu versuchen, das Gute in allem zu sehen, was uns so widerfährt, möchte ich anmerken: Wenigstens hat Georgina Fleur zwar sehr spät, aber immerhin noch rechtzeitig die Kraft aufgebracht, sich aus dieser toxischen Höllenliaison zu befreien. Zu einer Hochzeit kam es glücklicherweise nie.

Anders als zum Beispiel bei zwei alten Schlachtrössern des deutschen TV-Olymps: Johannes Baptist Kerner und Thomas Johannes Gottschalk. Beide Fernsehurgesteine mit ZDF-Hintergrund haben vergangene Woche einer weiteren Partnerin das Ja-Wort gegeben. Auf beiden Festivitäten war ich aus unerfindlichen Gründen nicht geladen, sonst könnte ich an dieser Stelle mit brandheißem Insider-Gossip aufwarten. Um diese skandalösen Fauxpas im Einladungsmanagement entsprechend zu würdigen, folgen an dieser Stelle eine beleidigte Kurz-Vita von Thomas Gottschalk und von Johannes B. Kerner.

Thomas Gottschalk

Der als Promibein-Tätschler bekannt gewordene Zotenonkel wurde 1950 in Bamberg geboren und in den 70er Jahren zunächst als Radiomoderator bekannt. Trotz vieler Stimmen, die ihn daran erinnerten, dass ein Radiogesicht auch im Radio am besten aufgehoben wäre, strebte der blondgelockte "Servus"-Onkel nach Größerem.

Unerlässlich arbeitete er an einer Bewegtbild-Karriere und wurde schließlich vom Bayerischen Rundfunk erhört, der den damals noch recht jungen und partiell wilden Moderator vornehmlich für Musikformate einsetzte. Nach Ausflügen in die Autorenfilm-Branche mit Meisterwerken wie "Die Supernasen" oder "Zwei Nasen tanken super" landete er als Moderator der von Frank Elstner für das ZDF erfundenen Promi-Show "Wetten, dass..?" seinen größten Coup.

Jahrzehntelang empfing er als Grandseigneur der deutschen TV-Landschaft Weltstars auf seiner Couch. Große Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine vor allem am Samstagabend live zur Primetime ausgelebten Affinität zum Anfassen nackter Körperteile seiner weiblichen prominenten Gäste.

Seine letzte "Wetten, dass..?"-Show im November 2023 schloss er mit einem Abschiedsmonolog, in dem er sich darüber echauffierte, in der heutigen Welt öffentlich nicht mehr so sprechen zu dürfen, wie zu Hause auf der Couch und dass es deswegen für ihn kein Zurück auf die große Showbühne gäbe.

Vergangene Woche hat er seine zweite Frau Karina Mroß geheiratet, damit ihm wenigstens irgendwer zu Hause auf der Couch noch zuhört, wenn er seine für die breite Öffentlichkeit nicht mehr ausreichend politisch korrekten Gedanken herausposaunt.

Johannes Baptist Kerner

Johannes Baptist Kerner wurde 1964 in Bonn geboren und ist somit 14 Jahre jünger als Thomas Gottschalk, durfte aber dennoch seine TV-Karriere nicht wie Gottschalk als junger Wilder beginnen.

Da Kerner offenbar deutlich weniger von Populärmusik versteht als Gottschalk, mieden die Sender ihn als Moderator von Musikformaten. Kerner musste den beschwerlichen Umweg über den Sender Freies Berlin als Sportmoderator nehmen, bis er 1992 die Bundesliga-Sendung "ran" auf Sat.1 moderieren durfte und fortan auch einem größeren Publikum bekannt wurde.

Ab 1996 moderierte er auf demselben Sender die nach Nena Kerner benannte tägliche Talkshow "Kerner" im Vormittagsprogramm. Ein wichtiger Karriereschritt, der ihm einen signifikanten Zielgruppen-Vorteil gegenüber Gottschalk einbrachte. Wer kann werktags um 11:00 Uhr regelmäßig fernsehen? Genau: Arbeitslose und Hausfrauen. Wobei arbeitslos und Hausfrau für viele Männer aus der Generation Gottschalk ja ohnehin identisch ist.

Zur Hochzeit mit seiner zweiten Frau Alina Schiess empfing Promimagnet Johannes Baptist Kerner diese Woche auf Sylt unter anderen Marcel Reif, Günther Jauch, Jürgen Klopp, Michael Ballack, Veronica Ferres und Verona Pooth.

Janina Youssefian - Teppichluder

Auch beim in den Nullerjahren als Teppichluder zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen Ex-Model Janina Youssefian läuten zeitnah die Hochzeitsglocken. Ehemann wird überraschenderweise nicht ihr damaliger Teppich-Koitus-Kollege Dieter Bohlen, sondern ihr Verlobter Andreas.

Youssefian glänzte in ihrer rauschenden Karriere bereits zweimal auf dem Cover des deutschen "Playboy" und schaffte es über eine angebliche Affäre mit "Richter Gnadenlos" Ronald Schill 2022 sogar bis ins Dschungelcamp, musste dort aber aufgrund einer rassistischen Äußerung gegenüber ihrer Mitcamperin Linda Nobat vorzeitig das Format verlassen.

Kompromisslos konsequent hielt RTL allerdings an diesem Statement gegen Rassismus nicht fest, denn Janina Youssefian durfte im Anschluss an das Dschungelcamp in diversen weiteren RTL-Formaten wie "Turmspringen" oder "Ich bin ein Star - die Stunde danach" auftreten. Ob Dieter Bohlen zu ihrer Hochzeit eingeladen ist, ist bislang unklar. In jedem Fall aber wird sich die Haute-Volee der Berliner Trash-TV-Community einfinden, darunter Julian F. M. Stoeckel, Sarah Knappik, Micaela Schäfer und Djamila Rowe.

Nächste Woche verrate ich dann an dieser Stelle exklusiv, wer in diesem Jahr sonst noch heiraten wird und welche prominenten Hochzeitsgäste jeweils zu erwarten sind. Dankesschreiben, dass sich diese Kolumne damit zu Deutschlands wichtigster Hochzeits-Begleitpresse nach "Freizeit Revue" entwickelt, senden Sie gerne jederzeit an danke@marievdb.de.

Dort können Sie selbstverständlich ebenfalls die Termine zu ihrer eigenen Hochzeit durchgeben, sofern zu den Feierlichkeiten mindestens ein prominenter Hochzeitsgast erwartet wird. Die Ansprüche sind da glücklicherweise nicht so hoch. Zuletzt hatte RTL beispielsweise sogar Hanka Rackwitz als "prominent" eingeordnet. Für den Promifaktor auf Ihrer Hochzeit würde also beispielsweise ein Taxifahrer reichen, der schon mal Lena Meyer-Landrut zum Flughafen gefahren hat. Ich freue mich! Bis Montag!

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