- Bei der Open-Air-Reihe "Schlagerinsel" sprang Nino de Angelo Ende Juli in Hamburg für Giovanni Zarrella ein.
- Wir waren vor Ort und haben mit dem "Jenseits von Eden"-Interpreten gesprochen.
- Im Interview berichtete der 58-Jährige über sein geplantes Karriereende, seine Lebenserwartung und seinen Kollegen Jürgen Drews.
Herr de
Nino de Angelo: Nein, in diesem Fall nicht. Wäre es ein Künstler gewesen, der musikalisch aus einer ganz anderen Ecke kommt, hätte ich das nicht gemacht. Zum Beispiel würde es wenig Sinn machen, wenn ich DJ Ötzi vertrete, weil das Publikum von ihm Stimmungssongs erwartet. Bei
Wie stressig ist so ein unerwarteter Auftritt für Sie?
Morgens um neun Uhr habe ich auf die Uhr geschaut und gesagt, dass wir in sechs Stunden vor Ort sein werden. Am Ende saßen wir fast elf Stunden im Auto. Das war also ein harter Ritt. Von daher ist es wichtig, dass der Auftritt auch dem jeweiligen "Ersatzkünstler" Spaß macht – und für Giovanni bin ich gerne eingesprungen.
Vor knapp einem Jahr startete "Die Giovanni Zarrella Show". Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus? Sie waren zweimal zu Gast …
Wir kennen uns schon ewig. Und die Tatsache, dass wir beide Italiener sind, verbindet uns ja auch. Ich freue mich für ihn, dass er Erfolg hat und dass das ZDF ihn auserwählt hat. Seine Show hat eine neue Farbe in die Unterhaltungsmusik gebracht. Dort läuft alles sehr professionell ab, und ich bin begeistert von den Live-Performances. Ich werde ganz bestimmt noch mal in seiner Show auftreten – ob dieses oder nächstes Jahr, weiß ich noch nicht.
Übernächstes Jahr vermutlich nicht mehr, da Sie für 2024 Ihr Karriereende angekündigt haben. Wie ernst meinen Sie das?
Also: Ich habe gesagt, dass ich noch ein Album veröffentlichen werde. Aktuell schreibe ich die Songs dafür. Das raubt mir sehr viel Energie. Inhaltlich geht es im wahrsten Sinne um Gott und die Welt. Bei "Gesegnet und Verflucht" habe ich mich vor allem der Vergangenheit gewidmet, diesmal geht es eher um die Zukunft. Wenn ich dieses neue Album fertig habe, weiß ich echt nicht, worüber ich noch singen sollte. Vielleicht wird es noch eine abschließende Tour zu dem Album geben, die dann 2024/25 vonstattengehen würde.
Sie verfügen doch aber über ein großes Repertoire, um weiterhin auftreten zu können – auch ohne neue Alben. Warum wollen Sie das nicht?
Ich möchte mich zurückziehen. Seit 40 Jahren stehe ich nun schon auf der Bühne. Diesen Drang, mehr Geld anzuhäufen, verspüre ich nicht. Ich versuche einfach zu leben. Mein Gefühl sagt mir, dass meine Lebenserwartung nicht allzu hoch ist. Alleine meine Krankheiten, ob COPD oder die Bypässe am Herzen, nehmen mir auf jeden Fall 15 bis 20 Jahre weg. Das ist sicher. Alles andere wäre ein Wunder.
Mit welcher Lebenserwartung rechnen Sie genau? Sie werden Ende nächsten Jahres 60 Jahre alt ...
Ich gehe davon aus, dass ich in etwa noch zehn Jahre zu leben habe. Damit habe ich mich abgefunden. Sollte ich 70 werden, wäre das schon hammermäßig. Das Wichtigste ist für mich, dass ich nicht lange leiden muss. Seit meinem 32. Lebensjahr wurde ich von vielen gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen. Ich hatte auch mehrmals Krebs. Von daher bin ich froh, dass ich überhaupt so weit gekommen bin.
Wie stellen Sie sich Ihren "Ruhestand" denn vor?
Die Jahre, die mir noch bleiben, möchte ich genießen und nicht nur mit Arbeit verbringen, um irgendwann auf der Bühne tot umzufallen. Ich möchte einfach noch ein paar Jahre relaxen, vielleicht ein bisschen angeln und Segelboot fahren (lacht). Aufgrund des Erfolgs, den ich aktuell Gott sei Dank habe, ist die Basis dafür vorhanden.
Die Arbeit ist ein Teil Ihres Lebens, der Ihnen heute mehr denn je Spaß zu machen scheint. Oder täuscht der Eindruck?
Nein, der Eindruck täuscht nicht. Ich werde der Musik auch weiterhin treu bleiben, etwa als Songwriter für Roland Kaiser, Howard Carpendale oder andere Kolleginnen und Kollegen. Es geht mir eher um die vielen Auftritte. Ich möchte nicht mehr jedem Termin hinterherhetzen, weil es mitunter sehr anstrengend ist.
Nimmt man die Strapazen nicht gerne in Kauf, wenn einem die Anerkennung des Publikums sicher ist? Sie haben sich komplett neu erfunden, singen bei Ihren Auftritten fast ausschließlich neue Songs – und werden dafür gefeiert. Ein Privileg?
Stimmt, ich spiele eigentlich nur noch meine neuen Songs – mit Ausnahme von "Jenseits von Eden". Natürlich bin ich sehr dankbar dafür, dass dieses neue Konzept funktioniert. Ich wollte einmal etwas machen, bei dem mir niemand reinredet. Damit habe ich mein Ziel schon erreicht, das neue Album ist dann die Kür.
Mit
Na ja, irgendwann ist es nun einmal an der Zeit. An seiner Stelle hätte ich es schon vor 15 Jahren gemacht. Ich kenne Jürgen seit seinem 16. Lebensjahr und habe mich immer gefragt, warum er sich das überhaupt so lange antut. Ist das Eitelkeit? Braucht er die Bühne wirklich so sehr? Jürgen soll sich doch einfach zurücklehnen und die letzten Jahre seines Lebens in vollen Zügen genießen. Ich wünsche ihm das von ganzem Herzen.
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