Der Astronaut hat "The Masked Singer" gewonnen - und der ist Max Mutzke! Kurz nach Mitternacht wurde seine Maske gelüftet. Bei Wikipedia war Mutzkes Eintrag allerdings schon vor der Demaskierung geändert worden. Ein Fake? Egal, denn das war wenigstens eine echte Überraschung.

Eine Kritik
von Jürgen Winzer
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Am Ende ist "The Masked Singer" ein Wettbewerb. Und wer gewinnen würde, war wenigstens bis zum dramatischen Showdown um Mitternacht noch völlig offen. Was man von den Identitäten der Promis hinter den fantastischen Masken indes nicht behaupten konnte.

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"The Masked Singer": Diese Promis steckten hinter den Masken

Mit Ausnahme der heillos verwirrten Juroren war sich der Großteil der Fans an den Bildschirmen und im Internet sicher, wer sich unter den Masken verborgen hat. Als Erster entpuppte sich die tapfere ProSieben-Allzweckwaffe Daniel Aminati als Kudu. Es folgten Ex-Boxerin Susi Kentikian als Monster, Comedian Bülent Ceylan als Engel und Sänger Gil Ofarim als Grashüpfer.

Mit Ofarim und Mutzke kamen die beiden besten Sänger ins finale Duell um den "The Masked Singer"-Pokal. Und nicht - und das war dann doch überraschend - die beiden Publikumslieblinge "Monsterchen" und Engel.

Ganz klar: Alle Kandidaten boten eine tolle Leistung. Aber am Ende stellte sich dann doch das Gefühl ein, dass mit wenigen Ausnahmen - Schenkenberg, Hoenig, Hertel - dann doch vor allem sendernahe Gesichter herangezogen wurden. "ProMi ist die Abkürzung von ProSieben-Mitarbeiter", schrieb ein Nutzer bei Twitter treffend.

Der krasse Kudu Aminati ist ProSieben-Moderator ("taff") und dellte sich beim "TV total Turmspringen" den Rücken, Bülent Ceylan wechselte erst Ende 2018 die Senderfamilie: von RTL zu ProSieben/Sat.1.

Monsterchen Kentikian boxte schon zu aktiven Ring-Zeiten vor laufenden ProSieben-Kameras und schepperte im Wok talwärts. Grashüpfer Gil durfte bei "Schlag den Star" 2018 Pietro Lombardi abkochen und der überirdische Max Mutzke startete seine Karriere einst in Stefan Raabs Castingshow "SSDSGPS", die ihn letztlich bis zum Eurovision Song Contest führte (2004).

"Einen Überraschungseffekt gibt es nur noch, wenn Matthias Opdenhövel seine Maske vom Kopf zieht und plötzlich Sylvie Meis da steht." Witzige Idee aus dem Netz, leider verpufft.

Süßer die ProSieben-Kassen nie klingen

Neben Astronaut Max Mutzke, dessen Karriere durch den Auftritt neuen Schub erfahren dürfte, dürfen sich noch andere als Sieger von und durch "The Masked Singer" fühlen - vor allem die Zuschauer. "Wer hätte vor einigen Wochen noch gesagt, dass man einer Box-Weltmeisterin gerne beim Singen in einem rosa Plüschkostüm zuhören würde? Das ist die Magie von TheMaskedSinger!", schrieb ein begeisterter Fan.

Ja, es wurde mitgefiebert, mitgeraten, Fingernägel geschreddert, Fernsehgenerationen wieder vor den Bildschirmen zusammengeführt. Da hatte Gil Ofarim Recht, als er zum Showende sagte: "Es gibt so viel im deutschen Fernsehen. Und so viel Langeweile. Aber so was wie 'The Masked Singer' gab's bisher nicht."

Freuen darf sich zudem ProSieben: Der Sender hat dem Konkurrenten RTL das Format vor der Nase weggeschnappt und damit einen Quotenknüller gelandet. Und trotz des "Zu viel Werbung"-Bashings hat ProSieben außerdem den Nerv des Publikums getroffen: "'The Masked Singer' bietet das Lagerfeuergefühl, das wir seit dem Ende von 'Wetten, dass..?' so vermissen", meinte ein Fan bei Twitter. Senderherz, was willst du mehr?

Apropos: Mehr Geld natürlich! Die ProSieben-Kassen dürften ebenfalls mächtig klingeln. Einerseits durch die Telefon-Voting-Einnahmen. Die Fans konnten, für einen eigentlich auf Leistung basierenden Wettbewerb völlig widersinnig, schon seit einer Woche vor dem Finale für ihre Favoriten abstimmen. Da kommt sicher was zusammen bei dem Zuspruch, den die Show erfahren hat.

Und dann - ja, ja - die Werbung! Zwischen den einzelnen Werbeblöcken versteckte ProSieben die Gesangsdarbietungen recht geschickt. Aber die Fans waren nicht zu täuschen: "Ich bin 40. Als die Werbung begann, war ich 18", hieß es im Netz, oder "In einer Werbung habe ich die Wäsche gewaschen, aufgehängt, gebügelt, nebenbei den BER alleine und nur mit einem Zahnstocher hochgezogen."

Max Mutzke zur Jury: "Ich wusste nicht, warum ihr da seid"

Für die bereits angekündigte zweite Staffel hat es aber noch die eine oder andere Großbaustelle, allen voran die Jury. Am Ende meinte Sieger Max Mutzke: "Ich wusste erst nicht, warum ihr da seid." Ruth Moschner, Collien Ulmen-Fernandes und Max Giesinger sowie der wöchentlich wechselnde Gast-Juror (diesmal Sänger Adel Tawil, der somit als Astronaut schon mal ausschied) hatten wohl einen klaren Sender-Auftrag: "Sorgt für Verwirrung! Bei den Zuschauern und bei euch selbst." Letzteres ist prächtig gelungen

Noch in der Finalshow lenkten sie mit atemberaubend wahnwitzigen Ideen vom allzu Offensichtlichen ab. Max Giesinger schlug Sven Hannawald als Grashüpfer vor, weil "beide springen". Ruth Moschner sah Tom Beck in beinahe jedem Kostüm, mindestens aber im Engel. Collien brachte Jella Haase als Monster ins Spiel.

Alles wahre Geistesblitze gegen die Ideen von Adel Tawil. Der sehnte zunächst den praktizierenden Comedian Eckart von Hirschhausen als Engel herbei: "Wissen wir denn, ob Hirschhausen nicht heimlich daheim Heavy Metal hört?".

Und legte dann noch absurd nach, als er Jorge Gonzalez als Grashüpfer vermutete: "Ich glaub, der kann auch in Highheels stöckeln." Aus dem Netz hallte Häme zurück: "Jorge hat sich jahrelang seinen Akzent bewahrt, nur um für 'The Masked Singer' auf Hochdeutsch umzuschulen." Dreifache Einfältigkeit statt heiliger Dreifaltigkeit?

Wikipedia schneller als ProSieben erlaubt?

Um 23.50 Uhr war der musikalische Mummenschanz dann fast vorbei. Als Sieger stand der der Astronaut fest - seine Identität allerdings noch nicht. Die Maske fiel erst nach Mitternacht. Aber schon vor Zwölf machte im Netz ein vermeintlicher Wikipedia-Eintrag bei Max Mutzke die Runde, in dem stand "...2019 gewann er die ProSieben-Show 'The Masked Singer'." Egal ob es ein Fake war, im Netz wurde der Post gern aufgenommen: "Wikipedia ist schneller als ProSieben. Klar, da läuft auch keine Werbung."

Jetzt heißt es Warten. Auf die zweite Staffel. Und Hoffen auf Stars, die nicht in Unterföhring ein- und ausgehen. CDU-Politiker Philipp Amthor als Lurch? Til Schweiger als Erdmännchen? Helene Fischer als Goldkehlchen? Wie sagte das Monsterchen: "Ich habe mir gewünscht, dass meine Fantasie Realität wird."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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