Nordkorea testet seit geraumer Zeit seine Atomwaffen und droht der Welt mit einer Atombombe. Präsident Kim Jong Un ist und bleibt unberechenbar. Aber welche Zerstörung können moderne Kernwaffen eigentlich anrichten und welche Länder haben die meisten?

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Insgesamt 14.935 Atomwaffen waren Anfang 2017 in der Hand von neun Ländern, so das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri.

Fünf dieser Staaten sind amtlich anerkannte Atommächte, sie besitzen also offiziell Kernwaffen: USA, Russland, England, Frankreich und China.

Dazu kommen die vier sogenannten faktischen Atomstaaten Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel. Sie verfügen zwar ebenfalls über Kernwaffen, sind aber dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten.

Dieser 1970 in Kraft getretene internationale Vertrag verbietet die Verbreitung von Kernwaffen, die Unterzeichner verpflichten sich zur Abrüstung.

USA und Russland besitzen über 90 Prozent aller Atomwaffen

Zum Vergleich: In den 1980er-Jahren existierten weltweit rund 70.000 Atomwaffen. Seit dem Ende des Kalten Krieges rüsten vor allem die USA und Russland ab.

Atombombe
Die nordkoreanische Bombe mit 150 Kilotonnen würde 143.000 Menschen töten. © Nukemap

Aber welches Land hat wie viele Kernwaffen in seinem Arsenal? Das kann Sipri nur schätzen, die Zahlen sind dennoch erschreckend.

Mit weitem Abstand liegen Russland mit 7.000 und die USA mit 6.800 Atomwaffen vorne.

Frankreich hat 300, China 270, Großbritannien 215, Pakistan bis zu 140, Indien bis zu 130, Israel 80 und Nordkorea bis zu zehn.

Diese Arten von Atomwaffen gibt es

Man unterscheidet zwei Typen von Kernwaffen: Atombomben und Wasserstoffbomben. Erstere entfalten ihre Zerstörungskraft aus der Energie, die bei der Spaltung der Atomkerne freigesetzt wird.

Plutonium oder Uran als spaltbares Material werden bei der Zündung mit TNT-Sprengstoff so zusammengepresst, dass eine Kettenreaktion entsteht.

Hitze, Druck und radioaktive Strahlung können in kurzer Zeit Hunderttausende Menschen töten.

Wasserstoffbomben oder H-Bomben setzen Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen frei. Ihre Vernichtungskraft ist deutlich größer als die von Atombomben.

Auch hierbei verursacht normaler Sprengstoff eine Kernspaltung, die dann eine Kernfusion entfacht.

Nordkorea behauptete, bei seinem jüngsten Test eine Wasserstoffbombe gezündet zu haben, doch die Experten von Sipri bezweifeln das.

Denn das ist wesentlich komplexer als "nur" eine Atombombe zu bauen. Außerdem ist es fraglich, ob das Land die technische Ausrüstung besitzt.

Es gibt keine Angaben dazu, welches Land welche Art von Kernwaffen besitzt.

Die Zerstörungskraft der Kernwaffen

Die Zerstörungskraft einer Kernwaffe misst man in Kilotonnen und nennt sie auch TNT-Äquivalent - sie wird also mit der Sprengkraft von TNT verglichen.

Das Ausmaß des Schadens hängt laut Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte bei Greenpeace, von mehreren Faktoren ab: zum Beispiel von der Höhe, in der die Bombe gezündet wird oder ob die am Boden reflektierte Druckwelle sich mit der direkten Welle verstärkt oder abschwächt.

Auch der TNT-Vergleichswert spielt eine Rolle, also die Menge an spaltbarem Material.

Zum Vergleich: Die Atombomben, die die USA 1945 über Hiroshima und Nagasaki abwarfen, zündeten in einer Höhe von 500 und 600 Metern.

Sie hatten eine Sprengkraft von 13 bis 20 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Bis zu 80.000 Menschen waren sofort tot.

Die Bombe tötete 90 Prozent der Bewohner im Radius von 500 Metern um das Explosionszentrum, immer noch 59 Prozent starben im Umkreis von bis zu einem Kilometer.

Ein Feuerball mit 450 Metern Durchmesser

Heute messen die Atommächte ihre Stärke schon in Megatonnen: Eine Megatonne entspricht 1.000 Kilotonnen. Die bislang größte je getestete Wasserstoffbombe, die 1961 von der UDSSR gezündet wurde, hatte 50 Megatonnen TNT-Äquivalent.

Die Zerstörungskraft wird mit der Web-App NukeMap anschaulich simuliert: In einer Google-Maps-Karte wählt man eine Stadt aus, etwa Frankfurt am Main, sowie einen Bombentyp.

Anschließend wird der Zerstörungsradius angezeigt. Die nordkoreanische Bombe mit 150 Kilotonnen, die angeblich 2017 gezündet wurde, würde 143.000 Menschen töten, wenn sie direkt über dem Stadtzentrum abgeworfen würde.

Der Feuerball hätte einen Durchmesser von 450 Metern, und auf einer Fläche von 3,17 Quadratkilometern würden bis zu 90 Prozent der Menschen innerhalb von Stunden oder Wochen sterben.

Aber wie groß ist die Gefahr, dass eine der Atommächte tatsächlich eine Kernwaffe zündet? Wollten die Staaten nicht eigentlich abrüsten und wie viele Atombomben sind einsatzbereit?

Diese Fragen hat Greenpeace-Experte Heinz Smital im Interview beantwortet.



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