Bei "maischberger. die woche" trafen am Mittwoch Kevin Kühnert und Friedrich Merz aufeinander. Ein Schlagabtausch blieb aber aus, weil sich der CDU-Mann zahm präsentierte und sogar Angela Merkel lobte. Die Journalistin Kristina Dunz sprach sich derweil für eine Impfpflicht aus.

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Olaf Scholz wurde am Mittwoch zum neunten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt, die Ampelkoalition übernahm die Regierungsgeschäfte. Und das mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie, die Deutschland und die Welt nach wie vor in Atem hält und die sich durch die neue Omikron-Variante nochmals verschärfen könnte. An Themen mangelte es am Mittwochabend bei "maischberger. die woche" ganz sicher nicht, es gab viel zu besprechen.

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Mit diesen Gästen diskutierte Sandra Maischberger:

Kevin Kühnert: Der designierte Generalsekretär der SPD zeigte sich erfreut darüber, dass Vermieter in angespannten Wohnungsmärkten in den nächsten drei Jahren die Miete nur noch um maximal elf Prozent erhöhen dürfen. "Das ist ein Erfolg der SPD in den Koalitionsverhandlungen gewesen, das lasse ich mir auch nicht kleinreden", sagte Kühnert.

Friedrich Merz: Der Kandidat für den Parteivorsitz der CDU gab sich skeptisch, was die angestrebten Änderungen der Ampelkoalition in der Sozialpolitik und speziell bei Hartz 4 angeht. "Nachjustieren ist immer nötig, aber der Grundsatz muss bleiben: Wer staatliche Leistungen erhält, hat auch die Verpflichtung, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "

Jonas Schmidt-Chanasit: Der Virologe äußerte sich am Ende der Sendung im Einzelgespräch mit Sandra Maischberger zu den leicht sinkenden Zahlen bei den Neuinfektionen. "Wir müssen jetzt abwarten, wie nachhaltig diese Entwicklung ist", sagt Schmidt-Chanasit und forderte vom neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine massive Booster-Kampagne: "Das wird ganz entscheidend, um zu verhindern, dass es nicht wieder nach oben geht."

Oliver Kalkofe: Der Satiriker machte keine Späße, sondern äußerte sich beunruhigt über die Spaltung in der Gesellschaft und das Misstrauen gegen die Politik. "Was mich verwundert, dass ein solches Misstrauen entsteht. Viele denken, dass die auf jeden Fall etwas Böses mit uns vorhaben", sagte Kalkofe.

Einen Grund dafür sieht der Komiker in der langen Amtszeit Angela Merkels, die zu einer gewissen Trägheit geführt habe. Eine Begrenzung der Amtszeit für das Kanzleramt würde er deshalb begrüßen.

Stefan Aust: Auch der Herausgeber der "Welt" sprach sich mit Blick auf die Langzeitregierenden Helmut Kohl und Angela Merkel für eine Begrenzung der Amtszeit aus. "Demokratie lebt vom Wandel", sagte Aust.

Der Journalist freute sich, dass Cem Özdemir zum neuen Landwirtschaftsminister ernannt wurde. "Ich finde es gut, dass Özdemir hereingekommen ist. Das ist er wahrscheinlich nur, weil er Migrationshintergrund hat. Dabei wäre er auch so hereingekommen, er kann so viel", erklärte Aust.

Kristina Dunz: Die stellvertretende Leiterin des Parlamentsbüros des "RedaktionsNetzwerks Deutschland" war der Meinung, dass Karl Lauterbach ohne die Corona-Pandemie nicht Bundesgesundheitsminister geworden wäre. "Da haben auch Umfragen und Präsenz eine Rolle gespielt", sagte die Journalistin, die dem Gesundheitspolitiker aber zutraut, den Job gut zu erledigen.

"Fachlich gibt es nichts zu zweifeln. Was nun entscheidend ist, ob er eine große Behörde leiten kann. Aber da kann man sich ja Hilfe holen. Es kommt darauf an, welche guten Leute er um sich schart."

Der Spruch des Abends:

Stefan Aust hatte den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach schon vor ein paar Tagen als "Ein-Mann-Panikorchester" bezeichnet, bei Maischberger legte der Journalist nochmal nach. "Scholz hat gezeigt, wie pragmatisch er ist, indem er Lauterbach zum Gesundheitsminister gemacht hat. Damit er ihn nicht in jeder zweiten Talkshow als Kritiker des Gesundheitsministers sitzen hat", sagte der Journalist.

Der ausgebliebene Schlagabtausch des Abends bei "maischberger. die woche":

Kevin Kühnert, der vermutlich neue starke Mann in der SPD, und Friedrich Merz, der schon bald in der CDU das Sagen haben könnte, saßen sich direkt gegenüber. Zwei Männer, die von ihren Ansichten und ihrem Werdegang kaum unterschiedlicher sein könnten, das versprach Konfliktpotenzial. Doch der Schlagabtausch blieb aus, vor allem weil sich Merz äußert zahm und gütig präsentierte.

Merz lobte den "friedlichen Regierungswechsel", der selbst in Europa nicht mehr in allen Ländern selbstverständlich sei. "Da kann man einfach mal sagen: Wir sind dankbar, in dieser Demokratie zu leben", bemerkte der Unions-Politiker, die neue Regierung habe nun einen Vertrauensvorschuss verdient.

Er lobte sogar die scheidende Kanzlerin Angela Merkel, die lange als seine politische Gegnerin galt. "Ich finde, wir haben Angela Merkel viel zu verdanken. Sie übergibt das Land in einem im Großen und Ganzen guten Zustand", sagte der 66-Jährige: "Das sind Maßstäbe, die sie gesetzt hat. Die muss der Nachfolger erstmal erfüllen. Das sind große Schuhe. "

Etwas angriffslustiger wurde Merz erst, als es um Außenpolitik ging. Er lobte den Tennisverband WTA dafür, keine Turniere mehr in China auszutragen und sprach sich auch für einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking im Februar aus.

Auch in Richtung Russland forderte er von der neuen Regierung eine klare Ansage, gleichzeitig befürchtete er aber, dass die Situation der Ukraine die Welt noch länger beschäftigen wird. "Krise wird der Dauerzustand der Regierungen in den nächsten Jahren sein", sagte er.

Das sagten die Gäste bei Maischberger zu einer möglichen Impfpflicht:

Während sich Stefan Aust gegen eine allgemeine Impfpflicht aussprach, plädierte Kristina Dunz dafür. "Ich finde es bedauerlich, dass wir dreistellige Milliardenbeiträge ausgegeben haben, um die Pandemie in den Griff zu kriegen und am Ende haben wir es nicht geschafft, weil die Impfquote nicht hoch genug war und wir zu viel Eigenverantwortung vorausgesetzt haben", erklärte die Politikjournalistin.

Dunz verwies auf Impfgegner, die in einer Sackgasse stecken würden. "Die sagen selbst: Wenn der Staat das vorgibt, dann mache ich es halt. Sie könnten durch so eine Pflicht gesichtswahrend aus der Situation herauskommen", vermutete Dunz.

Das Fazit zu "maischberger. die woche":

Es ging erstaunlich ruhig in der Sendung zu, die Themen wurden sachbezogen diskutiert. Streitereien gab es nicht, weshalb auch Talkmasterin Sandra Maischberger nicht wirklich gefordert wurde. Wirklich neue Erkenntnisse oder Denkanstöße hatte "maischberger. die woche" am Mittwochabend aber auch kaum zu bieten.

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