Dass bald Bundestagswahl ist, merkt man nicht nur an den vielen Wahlplakaten. Auch bei "maischberger. die woche" ist die Wahl am Mittwochabend das Hauptthema. Dabei erhebt "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann schwere Vorwürfe gegen Armin Laschet. Ein AfD-Politiker macht derweil bei seinem Lieblingsgedicht eine unglückliche Figur - schon wieder.

Christian Vock
Eine Kritik
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Eigentlich bietet "maischberger. die woche" traditionell eine kleine Melange aus den wichtigsten Themen der Woche - der Name der Sendung kommt ja nicht von ungefähr. Das war auch an diesem späten Mittwochabend so, doch weil in nicht allzu ferner Zukunft Bundestagswahlen sind, hatten alle ausgesuchten Themen genau damit zu tun.

Mit diesen Gästen diskutierte Sandra Maischberger

Das waren die Themen des Abends

Verlierer der Woche. Hier hat Ullrich Wickert eine klare Meinung: Armin Laschet. In Bayern, so Wickert, überklebe die Union die Wahlplakate Laschets mit Plakaten von einzelnen Kandidaten, "weil sie den Kandidaten verstecken will". Für Ulrike Herrmann ist Laschet viel mehr als nur der Verlierer der Woche, weil sie ihm das Kanzleramt generell nicht zutraut: Das Kanzleramt sei der "Ort in der Republik, wo permanent Krisen gemanagt werden müssen", erklärt Herrmann und sagt: "Laschet kann keine Krise. Das hat sich auch dramatisch gezeigt bei der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz."

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Herrmann geht aber noch weiter: Die CDU glaube nicht an ihren eigenen Kanzlerkandidaten: "Sie weiß eben, dass Laschet es nicht kann." Niemand außer Schäuble habe Laschet als Kandidaten gewollt und jetzt mache die CDU etwas, was es noch nie gegeben habe: "Die CDU macht Wahlkampf gegen die eigene Basis."

Ganz so düster sieht Wolfram Weimer die Lage für die Union nicht. Nach dem Triell erkennt er ein "Comebackchen" von Laschet, außerdem mache jetzt Angela Merkel Wahlkampf für ihn. Weimers Fazit: "Er hat auf einmal wieder eine Chance."

Bei Annalena Baerbock sind die Ansichten geteilt. Herrmann hält sie für eine Gewinnerin der Woche, weil sie das Triell sehr gut gemeistert habe. Weimer widerspricht ihr in diesem Punkt auch gar nicht, verweist aber auf die sinkenden Umfragewerte. Baerbocks Satz "Jedes Verbot ist auch ein Innovationstreiber", hält Weimer für Quatsch, woraufhin Ulrich Wickert dazwischen geht und die Einführung des Katalysators durch eine strenge Regel als Beispiel bringt.

Ulrike Herrmann sieht Baerbocks Satz aus einer geweiteten Perspektive: "Es ist doch inzwischen so, dass die Mehrheit der Wirtschaftsführer möchte, dass die Grünen an der Regierung beteiligt sind – und das stand nicht in der "taz", sondern das stand im "Handelsblatt". Was dahinter steht, ist: Die Wirtschaft weiß auch, dass es den Klimawandel gibt, und die wollen jetzt investieren."

Dafür brauche man aber klare Pläne, auch klare Verbote, klare Ordnungspolitik. Die Wirtschaft brauche jetzt eine Richtung. "Was die gar nicht gebrauchen können, ist das, was Herr Laschet macht, nämlich: Ich sag' nichts Konkretes und dann warten wir mal und dann beschleunigen wir mal die Genehmigungsverfahren. Es geht nicht nur um Genehmigungen, es geht um die Richtung. Und das fehlt bei der CDU, das will aber die Wirtschaft."

Der Schlagabtausch des Abends

In einer Art Mini-Wahlduell knöpft sich Sandra Maischberger Tino Chrupalla von der AfD und Marco Buschmann von der FDP vor. Maischberger muss dabei aber eigentlich nur Stichpunkte und Nachfragen liefern, ansonsten nehmen die beiden Politiker das mitunter hitzige Duell selbst in die Hand.

Als Chrupalla beispielsweise einfach mal die Behauptung fallen lässt, die FDP überhole "mittlerweile auf der linken Seite die Grünen", entgegnet Buschmann lachend: "Glauben Sie eigentlich, dass das jemand glaubt, was Sie gerade sagen?" Es war also gleich von Beginn an Musik drin, die bis zum Ende der Diskussion nicht verklingen sollte.

Der härteste Vorwurf des Abends

Als es um die staatsanwaltschaftliche Durchsuchung im Bundesfinanzministerium von Olaf Scholz geht, die Armin Laschet im Triell thematisierte, spricht Ulrike Herrmann deutliche Worte: "Aus meiner Sicht, um das mal ganz hart zu sagen, ist das ein Justiz-Skandal. Das, was die Staatsanwaltschaft Osnabrück gemacht hat, ist völlig überzogen. Sie hat eine überzogene Pressemitteilung herausgegeben nach dem Motto: 'Wir machen jetzt eine Durchsuchung im Finanzministerium'", erklärt Herrman. In Wahrheit sei es nur um die Identität von zwei Mitarbeitern der Geldwäsche-Einheit in Köln gegangen. "Das ging überhaupt nicht um das Finanzministerium." Dabei sieht sie ganz spezielle Gründe hinter der Aktion.

"Dass die Staatsanwaltschaft Osnabrück da eine Razzia macht, ist aus meiner Sicht klarer Wahlkampf dieser Staatsanwaltschaft für die CDU. Der Oberstaatsanwalt ist auch aktives CDU-Mitglied, das heißt, er war auch politisch aktiv. Das alles geht aus meiner Sicht überhaupt nicht", so Herrmann weiter, woraufhin Maischberger dazwischenspringt: "Sie merken schon, das ist total komplex."

Das sieht auch Herrmann so: "Das ist eben auch die Idee: Es bleibt was hängen. (…) Die CDU kämpft mit unfairen Mitteln und populistisch, denn ich meine: Herr Laschet weiß das alles auch. Dass er das dann aber im Triell so markant rüberbringt, und das sind falsche Tatsachenbehauptungen, das ist tatsächlich bedenklich. Denn so einen Kanzler, das muss ich jetzt mal ganz deutlich sagen, will ich gar nicht haben: Der bei Bedarf immer lügt. Es ist auch nicht so, dass Herr Laschet da zum ersten Mal gelogen hätte im Triell. (...) Herr Laschet lügt."

Der persönlichste Moment des Abends

Als Dieter Hallervorden gegenüber Maischberger zum Einzelinterview Platz nahm, war der harte Teil des Abends bereits vorüber und sollte es auch bleiben - zumindest weitgehend. Und so erzählte Hallervorden von seinem Leben in der DDR, von seiner persönlichen Beziehung zur Freiheit, über seine politische Heimat, die FDP, über die Lage seines Theaters und seine Sicht über die AfD.

So schlug sich Sandra Maischberger

Insgesamt gut, denn sie ging dort, wo es notwendig war, mit Nachfragen hinterher. "Das ist ein harter Vorwurf", erklärt Maischberger beispielsweise nach Herrmanns Lügen-Vorwurf und bittet um Beispiele – die Herrmann dann aber auch aufzählt. Genauso hartnäckig bleibt Maischberger bei Tino Chrupalla. Zuerst befragt ihn Maischberger nach seiner Haltung zum Maske-Tragen. Im März war er dafür, zwei Monate später plötzlich dagegen. "Hauptsache dagegen - wie soll das eine glaubwürdige Politik sein?", will Maischberger wissen.

Ebenfalls Nachfrage-Bedarf sieht Maischberger bei einem ganz anderen Thema. Die Kindernachrichtensendung "logo!" veröffentlichte unlängst ein Interview mit Tino Chrupalla. Dort forderte er, dass an Schulen mehr deutsche Volkslieder und deutsche Gedichte gelernt werden. Als ihn der Kinderreporter dann nach seinem deutschen Lieblingsgedicht fragt, fällt Chrupalla allerdings nichts ein. Immerhin kann er noch Heinrich Heine als Lieblingsdichter nennen.

Nun ist es nicht besonders originell von Sandra Maischberger, diese Episode aufzugreifen und Chrupalla und Buschmann ebenfalls nach ihrem Lieblingsgedicht zu befragen. Diesmal ist Chrupalla aber besser vorbereitet – zumindest scheint es so. "Denk ich an Deutschland in der Nacht – bin ich um den Schlaf gebracht", zitiert Chrupalla aus seinem Lieblingsgedicht von Heinrich Heine und fährt fort: "Das, was wir in Deutschland gerade aktuell erleben, zielt es ja genau daraufhin", behauptet Chrupalla.

"Wissen Sie, wie das Gedicht weitergeht?", hakt Maischberger deshalb nach. "Natürlich weiß ich …", beginnt Chrupalla und stoppt dann: "Das ist ja jetzt nicht das Thema, wie es weitergeht." "Doch, das ist das Thema, weil: Es geht nicht um Deutschland", bleibt Maischberger unnachgiebig. "Doch, es geht um Deutschland", will Chrupalla noch intervenieren, macht es damit aber nur schlimmer, denn Maischberger klärt den AfD-Politiker auf: "Nein, es geht um die Mutter. Die kranke Mutter von Heinrich Heine."

Das Fazit

Es war eine gute Ausgabe von "maischberger". Viel Klartext, viel Erhellendes, viel Entlarvendes.

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