Beim "Schlagabtausch" trafen am Donnerstagabend im ZDF sechs Parteienvertreter aufeinander. Im Fokus standen die Themen Migration und Wirtschaft. Während Linkspolitiker Jan van Aken AfD-Mann Tino Chrupalla an einer Stelle mächtig zurechtstutze, inszenierte sich Christian Lindner plötzlich als Vermittler und Sahra Wagenknecht fand eine These "so was von absurd".

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Das Thema der Runde

Am Donnerstagabend trafen sich im "ZDF-Schlagabtausch" Vertreter all jener Parteien, die beim TV-Duell am kommenden Sonntag (9. Februar) nicht dabei sind. Sie diskutierten vorrangig über die Themen Wirtschafts- und Migrationspolitik. Wie wollen FDP, BSW, Linke, Grüne, CSU oder AfD den Wirtschaftsstandort wieder stärken und die Migration unter Kontrolle bringen?

Wahlkampf - ZDF-Livesendung "Schlagabtausch"
Moderator Andreas Wunn (M.) begrüßte Christian Lindner (v.l.n.r.), Sahra Wagenknecht, Jan van Aken, Felix Banaszak, Tino Chrupalla und Alexander Dobrindt zum ZDF-"Schlagabtausch" - Applaus der Zuschauer gab es nur für einzelne Gäste. © Christoph Soeder/dpa

Die Gäste

  • Christian Lindner (FDP): Der FDP-Vorsitzende und ehemalige Bundesfinanzminister meinte: "Wir haben viel zu lange hingenommen, dass es einen Kontrollverlust gegeben hat. Wir müssen es denen leichter machen zu kommen, die wir dringend in unserem Arbeitsmarkt brauchen und wir haben es zu lange denen leicht gemacht, die irregulär in unseren Sozialstaat eingewandert sind."
  • Sahra Wagenknecht (BSW): Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken gründete 2024 das "Bündnis Sahra Wagenknecht", für das sie als Kanzlerkandidatin antritt. Sie befand: "Bei uns hier in Deutschland sind die Zahlen zu hoch, sie überfordern unser Land auf ganz vielen Ebenen – das kann man nur bestreiten, wenn man zu den Privilegierten gehört, die nicht betroffen sind."
  • Alexander Dobrindt (CSU): Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe und frühere Verkehrsminister meinte: "Wir sind in Deutschland vor einem dritten Jahr der Rezession. Alle um uns herum haben wirtschaftliches Wachstum – aber die Außenbedingungen sind für alle gleich. Alle haben die gleichen Schwierigkeiten, Rahmenbedingungen, das gleiche Gas-Thema – es ist hausgemacht."
  • Jan van Aken (Linke): Der ehemalige UN-Biowaffeninspekteur ist seit Ende 2024 einer von zwei Vorsitzenden der Linkspartei. Er sagte: "Die ganze Migrationsdebatte ist eine Ablenkungsdebatte davon, dass dieses Land kaputtgespart worden ist. Deshalb werden wir in den nächsten zwei Wochen über soziale Fragen reden – zum Beispiel über den Mietendeckel."
  • Felix Banaszak (Grüne): Der Bundestagsabgeordnete ist seit vergangenem November Bundesvorsitzender seiner Partei. Er befand: "Wir haben uns von Russland in der Energieversorgung abhängig gemacht und sollten uns jetzt bei den Zukunftstechnologien fragen: Wollen wir uns gleichermaßen von China abhängig machen? Mein Gefühl ist: Das ist keine gute Idee."
  • Tino Chrupalla (AfD): Chrupalla ist einer der AfD-Bundessprecher sowie einer der Fraktionsvorsitzenden. Er war stellvertretend für Kanzlerkandidatin Alice Weidel da. Er war sich sicher: "Die unsägliche Brandmauer muss weg, das spaltet. Sie treibt die Spaltung immer weiter voran."

Der Schlagabtausch

Jan van Aken wollte über Fehler in der Migrationspolitik sprechen – etwa über Einsparungen bei Integrationskursen. Als ihm der AfD-Politiker Chrupalla ins Wort fiel, giftete Aken ihn an: "Jetzt halten Sie doch mal Ihren rechten Rand!" Er fuhr fort: Man müsse mehr in Integration investieren und Menschen müssten nach dem Asyl-Antrag direkt arbeiten dürfen.

"Sie regen sich auf, Herr Chrupalla?", fragte Moderator Andreas Wunn sodann. "Nein, ist doch Wahlwerbung für uns, so wie der sich aufführt", entgegnete der AfD-Politiker. Dann schaltete sich Wagenknecht ein: "Das ist leider wirklich das Problem: Dieses Wegreden dessen, was die Menschen real in ihrem Leben sehen an Problemen." Die These, dass die Debatte über Migration verantwortlich sei, dass es Probleme gebe, sei "so was von absurd".

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Die Offenbarung des Abends

In der Schnell-Frage-Runde wollte ein User wissen: "Warum sollte ich die Linke wählen und nicht das BSW?" Die Antwort von Jan van Aken: "Weil das BSW gegen Bürgergeldempfänger und Migranten hetzt. Wir brauchen endlich wieder eine starke Kraft in Deutschland für die, die sich den ganzen Tag krummlegen und am Ende des Monats nicht genug Geld in der Tasche haben."

Die Reaktionen

Schon während der Sendung munkelten die Teilnehmenden, ob das Publikum aus Mitgliedern der Grünen Jugend bestehe – denn auffällig häufig bekam Grünen-Kandidat Banasczak Applaus. Auch in den sozialen Netwerken wurde das mehrfach diskutiert. So merkte beispielsweise X-User "Matti" an:

Dieselbe Kritik kam von dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jan-Marco Luczak. Er postete auf X: "Die Einseitigkeit von eingeladenem Publikum, Moderation und Gesprächsführung des ZDF Formats #Schlagabtausch spottet der verfassungsrechtlich geforderten Neutralität. Hohn. Merkt Ihr noch was? So macht Ihr die AfD erst richtig groß."

Lindner selbst hob im Nachgang der Sendung eins seiner Zitate hervor, mit dem er Sahra Wagenknecht gekontert hatte:

Der Erkenntnisgewinn

Lindner bot sich in der Migrationsdebatte als Vermittler an. "Die AfD wird man nicht kleinmachen mit Lichterketten", mahnte er in Richtung von Grünen-Mann Banaszak. Man müsse hingegen die Probleme kleinmachen, mit denen die AfD einst groß geworden sei. "Hier ist das Angebot", so Lindner. Es brauche einen "parteiübergreifenden Schulterschluss", um die AfD kleinzumachen.

Darin könne man die Forderungen der Union in den rot-grünen Gesetzentwurf einarbeiten und gemeinsam beschließen. Bislang sei so etwas insbesondere an den Grünen gescheitert, die den Familiennachzug noch ausweiten wollten, so Lindner weiter. Banaszak reagierte: "Man macht die AfD vor allem nicht klein, indem man die Narrative übernimmt, die diese Partei seit Jahren durchs Land treibt."