• Die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl soll zügig vorangehen. Während die SPD eine Ampel-Koalition mit Grünen und FDP anstrebt, setzt die Union ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit gelb und grün.
  • Nach einem Treffen mit den Unionsspitzen stellte Grünen-Chefin Annalena Baerbock schon in den nächsten Tagen Entscheidungen in Aussicht; der CDU-Vorsitzende Armin Laschet lobte den Austausch, wie aber auch auf die deutlich gewordenen Gegensätze hin.

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Grüne und FDP wollen nach ersten Sondierungen mit SPD und Union als möglichen größeren Partnern zügig ihr weiteres Vorgehen für eine Regierungsbildung klären. Grünen-Chefin Annalena Baerbock stellte am Dienstag nach einem Treffen mit den Spitzen von CDU und CSU in Berlin Entscheidungen für die nächsten Tage in Aussicht. Bundesvorstand, Parteirat und das 24-köpfige erweiterte Sondierungsteam wollen am Mittwochmorgen um 9:00 Uhr eine Zwischenbilanz ziehen.

Mit der SPD hatten die Grünen am Sonntag sondiert, zuvor gab es Treffen mit der FDP. Die Union wirbt für ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP in Konkurrenz zu einer SPD-geführten Ampel-Koalition.

Der Vorstand der FDP will an diesem Mittwoch ebenfalls über den Kurs beraten. Die Union warb erneut für ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP in Konkurrenz zu einer SPD-geführten Ampel-Koalition. Die Grünen äußerten sich zurückhaltend. Das schwarz-grüne Treffen beendete einen ersten Durchlauf mit getrennten Sondierungsgesprächen nach der Wahl.

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet sprach von einer guten Atmosphäre und einem offenen Austausch mit den Grünen. Es seien auch Gegensätze deutlich geworden. Es sei aber nicht so, dass diese nicht überwindbar seien. Dies müsste man vertiefen. "Es würde lohnen." Ein Bündnis mit FDP und Grünen könne eine Breite in der Gesellschaft haben, die es möglich mache, das Land zu modernisieren und voranzubringen. "Aber ob der weitere Weg so geht, das entscheiden natürlich FDP und Grüne."

Eine Jamaika-Koalition - benannt nach den Flaggenfarben Schwarz, Gelb, Grün - gilt als einzige Chance für Laschet, für die Union trotz schwerer Einbußen bei der Wahl doch noch das Kanzleramt zu retten. Die SPD als neue stärkste Kraft strebt eine Ampel-Koalition mit Grünen und FDP an. Die Grünen bevorzugen dies, haben aber auch ein Bündnis mit Union und FDP nicht ausgeschlossen. Die FDP zeigte sich der Union zugeneigt, hat sich allerdings bislang nicht festgelegt.

Grünen-Chef Robert Habeck sagte, in dem Gespräch mit der Union seien mögliche Schnittmengen ausgelotet worden, es habe aber auch Trennendes gegeben. "Heute und morgen" - also am Dienstag und Mittwoch - solle nun intern abgeglichen werden, was möglich sei. Baerbock sprach von einem konstruktiven und ernsthaften Gespräch. In gesellschaftspolitischen Bereichen lägen Grüne und Union eher weiter auseinander, in anderen Bereichen gebe es dagegen gemeinsame Anliegen, etwa bei der Digitalisierung und der ökologischen Transformation. Mit der SPD hatten sich die Grünen am vergangenen Sonntag getroffen.

Die FDP will am Mittwoch den Stand der Gespräche erörtern, wie es am Dienstag aus der Partei hieß - erste Sondierungen mit Union und SPD hatte es ebenfalls am Sonntag gegeben. Grüne und FDP haben wiederholt bekräftigt, nach der Wahl gemeinsam Grundlagen für einen politischen Aufbruch und Veränderungen schaffen zu wollen.

CSU-Chef Markus Söder sagte, das erste Treffen mit den Grünen sei vom Willen geprägt gewesen, auch zu erkunden, welche "Brücken" man gemeinsam beschreiten könne. Bei vielen Punkten habe man sich "gut angenähert", auch beim wichtigen Thema Klima. In anderen Bereichen gebe es dagegen noch eine Menge Gesprächsbedarf - etwa beim Thema Migration. "Wenn alle bereit wären, aufeinander zuzugehen, gäbe es, glaube ich, große Chancen, so ein Gespräch fortzusetzen", sagte Söder.

Inhaltliche Streitpunkte zwischen Union und Grünen

Finanz- und Steuerpolitik

Hier gibt es besonders viele Klippen. Die Grünen wollen hohe Einkommen und Vermögen stärker belasten, das lehnt die Union ab. CDU und CSU wollen dagegen den Solidaritätszuschlag für alle schrittweise abschaffen. Die Grünen wollen eine Reform der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse, damit der Staat mehr investieren kann, etwa in den klimagerechten Umbau der Wirtschaft. In der Union gibt es viele, die eine "Aufweichung" der Schuldenbremse ablehnen.

Energie- und Klimapolitik

Die Grünen wollen, dass Solaranlagen auf Dächern zur Pflicht werden. Von 2030 an sollen nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden - das wäre das Aus für den klassischen Verbrennungsmotor, der mit fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel angetrieben wird. Die Union lehnt Verbote ab, setzt auf Anreize. Sie will etwa für mehr Solardächer ein Förderprogramm mit zinslosen Darlehen für Eigentümer. Umstritten zwischen Union und Grünen ist auch, ob der CO2-Preis im Verkehr- sowie im Wärmebereich schneller steigen soll - so wie es die Grünen wollen.

Einig sind sich Union und Grüne im Prinzip darin, dass der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne beschleunigt werden muss, um klimaschädliche Emissionen zu verringern. So sollen Planungsverfahren schneller gehen. Auf dem Weg dorthin gibt es aber viele Fallstricke, dazu gehört etwa der Konflikt zwischen Klima- und Artenschutz. Generell besteht Einigkeit über Entlastungen beim Strompreis.

Kohleausstieg

Bisher ist der bis spätestens 2038 geplant. Die Grünen wollen einen Ausstieg bis 2030. In der CDU stößt ein mögliches Vorziehen vor allem bei den Ministerpräsidenten im Osten auf Widerstand. Söder hat im Gegensatz dazu schon wiederholt ein deutliches Vorziehen des Kohleausstiegs gefordert: auf 2030.

Verkehr

Sowohl Union als auch die Grünen wollen die Schiene und den öffentlichen Personennahverkehr ausbauen, damit mehr Menschen vom Auto umsteigen. Die Grünen wollen auf Autobahnen ein generelles Tempolimit. Das zählt zu den Knackpunkten, auch wenn Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter zuletzt Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. Vor allem die CSU ist hier strikt dagegen, auch in der CDU gibt es große Vorbehalte.

Außen- und Sicherheitspolitik

Dem Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, stehen die Grünen ebenso skeptisch gegenüber wie einer weiteren Stationierung der US-Atombomben in Deutschland. Stattdessen unterstützen sie den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen, den die Union für den falschen Weg zur atomaren Abrüstung hält. Zur Frage, ob die Bundeswehr mit Kampfdrohnen ausgerüstet werden soll, haben sich die Grünen noch nicht positioniert. Die Union will das in einem Koalitionsvertrag festschreiben.

Migration und innere Sicherheit

Fast schon traditionell gibt es in diesen Bereichen große Differenzen. So stehen CDU und CSU etwa der Festlegung einer bestimmten Zahl von Migranten, die von Deutschland aufgenommen werden könnten, skeptisch gegenüber. (dpa/Andreas Hoenig/Sascha Meyer/Jörg Blank/Michael Fischer/dh)

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