Am 8. Oktober wählt Hessen einen neuen Landtag. Kann die CDU das Amt des Ministerpräsidenten behaupten? Wie schneidet die Bundesinnenministerin Faeser als Spitzenkandidatin in Hessen ab? Und bekommen die Berliner Ampel-Parteien einen Dämpfer? Hier die wichtigsten Aspekte zur Wahl.

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Wie ist die Ausgangslage in Hessen?

In Hessen bilden CDU und Grüne seit 2014 zusammen die Landesregierung. Neben den Regierungsparteien sind noch SPD, FDP, Linke und AfD in Fraktionsstärke im Landtag vertreten. Erst im vergangenen Jahr ist der langjährige Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zurückgetreten und hat seinem Parteifreund Boris Rhein Platz gemacht, der nun die Landesregierung anführt. Für die CDU geht es darum, einen ihrer deutschlandweit sechs Ministerpräsidentenposten zu verteidigen. Die SPD hingegen will endlich wieder in Hessen regieren. Seit 1999 stellt die CDU in dem Land den Chef der Landesregierung, davor wurde das Bundesland fast ausschließlich von SPD-geführten Kabinetten regiert.

Für die Linke ist diese Wahl von besonderer Bedeutung, weil die hessische Linke der Heimatverband der Bundeschefin Janine Wissler ist. Zudem ist die Linke in Hessen, anders als in anderen westlichen Bundesländern, seit ihrer Gründung immer im dortigen Landesparlament vertreten gewesen. Für die AfD wird sich zeigen, ob sich ihr bundesweiter Umfragetrend auch in Hessen fortsetzt. Und nicht zuletzt wird diese Wahl auch für die Grünen wichtig werden, da sie dort seit nun fast zehn Jahren an der Regierung beteiligt sind, der Bundestrend aktuell aber keinen Rückenwind verleiht. Aktuell genießen sie in Umfragen in Hessen sogar mehr Zustimmung als im Bund.

Wer sind die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten?

Für die CDU tritt Ministerpräsident Boris Rhein auf Platz eins der Landesliste seiner Partei an. In seiner Rolle als Chef der Landesregierung könnte er von einem Amtsbonus profitieren, obwohl er das Amt erst kurze Zeit innehat. Bundesinnenministerin Nancy Faeser tritt für die hessische SPD als Spitzenkandidatin an. Sie war bis zu ihrem Amt in Berlin Fraktionsvorsitzende der SPD in Hessen. Für die Grünen steht Angela Dorn-Rancke, die derzeitige Ministerin für Wissenschaft und Kunst, an der Spitze der Landesliste. Der aktuelle stellvertretende Ministerpräsident Tarek Al-Wazir folgt auf Platz zwei. Für die Linke tritt die Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kula als Spitzenkandidatin an. Ebenfalls Fraktionschef seiner Partei ist der AfD-Spitzenkandidat Robert Lambrou. Die FDP führt der Landtagsabgeordnete Stephan Naas in die Wahl.

Bei der Landtagswahl treten 21 verschiedene Parteien und Gruppierungen an. Dies sind zwei weniger, als bei der letzten Wahl. Auf den Listen kandidieren 745 Bewerber, 261 davon sind Frauen. Das entspricht etwas mehr als einem Drittel, wie der Hessische Landeswahlleiter mitteilte.

Unentschlossene Wählerinnen und Wähler können den Wahl-O-Mat für die Hessen-Wahl nutzen. Alle Informationen zu der Online-Entscheidungshilfe finden Sie hier.

Wie sehen die letzten Umfragen aus?

Die bisher letzten veröffentlichten Umfragen sehen die CDU mit knapp 30 Prozent vorne, gefolgt von der SPD mit etwas über 20 Prozent. Darauf folgen die Grünen, deren Wert bei unter 20 Prozent gemessen wird. Die AfD in Hessen liegt nach letzten Erhebungen bei etwa 13 Prozent, die FDP bei 7 Prozent und die Linke bei 4 Prozent.

Zu den Themen, die den Wählerinnen und Wählern am wichtigsten sind, zählen Bildung, Migration, Mobilität und Umweltschutz, wie Infratest Dimap noch im März dieses Jahres ermittelt hat. Welche Koalition am Ende herauskommen wird, ist bisher nicht klar absehbar. Selbst wenn es für die bisherige Zweierkoalition reicht, stellt sich die Frage, ob beide miteinander weiterregieren wollen. Möglicherweise könnte auch eine Dreierkoalition oder gar eine "Große Koalition" gebildet werden.

Inwieweit die Dynamiken aus der Bundesebene wie etwa die geringen Beliebtheitswerte der Ampelparteien und das aktuelle Umfragehoch der AfD in Hessen durchschlagen werden, bleibt abzuwarten. Auch innerhessische Entwicklungen könnten im Laufe des Wahlkampfes für die Wählerinnen und Wähler vor Ort noch an Bedeutung gewinnen. Die heiße Wahlkampfphase hat in Hessen ohnehin noch gar nicht begonnen. Es wäre nicht überraschend, wenn sich in den letzten Wochen vor der Wahl die Stimmung noch dreht, wie es bei vergangenen Landtagswahlen häufiger der Fall gewesen ist.

Wann findet die Wahl statt und wann kommen die Ergebnisse?

Die Hessen können am Sonntag, 8. Oktober, von 8 bis 18 Uhr wählen. Die ersten Prognosen werden in ARD und ZDF von den Umfrageinstituten Infratest Dimap und der Forschungsgruppe Wahlen um 18 Uhr, pünktlich zur Schließung der Wahllokale, veröffentlicht. Im Laufe des Abends kommen immer weitere Hochrechnungen hinzu, bis am späten Abend oder in der Nacht das vorläufige amtliche Endergebnis mitgeteilt wird. Im Anschluss daran werden sich die Parteien zusammensetzen und versuchen, eine Regierungskoalition zu bilden.

Wie kann man per Brief wählen?

Die Briefwahl kann jede in Hessen wahlberechtigte Person beantragen, die mindestens sechs Wochen vor dem Wahltag in Hessen ihren Wohnsitz angemeldet hat. Die Briefwahlunterlagen müssen mithilfe der Wahlbenachrichtigung beantragt werden, die den Wählerinnen und Wählern vor der Wahl von ihrer zuständigen Kommune zugesandt wird. Möglich ist die Briefwahl ab dem 41. Tag vor der Wahl. Das ist in diesem Fall der 28. August. Beantragt werden können die Briefwahlunterlagen bis zwei Tage vor der Wahl und damit bis zum 6. Oktober. Der Rückversand der ausgefüllten Unterlagen innerhalb Deutschlands ist kostenfrei. Die Wahlunterlagen müssen spätestens bis um 18 Uhr am 8. Oktober bei der zuständigen Kommune eingegangen sein. Also bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Wahllokale in ganz Hessen schließen.

Am 8. Oktober wählt auch Bayern einen neuen Landtag. Alle Informationen zur Bayern-Wahl finden Sie hier.

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Teaserbild: © picture alliance / Geisler-Fotopress/Peter Back