Hamburg - Knapp neun Monate nach beinahe tödlichen Schüssen in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter vor dem Landgericht begonnen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der 28 Jahre alte Angeklagte am Ostersonntag vor einem Lokal am Steindamm mindestens fünfmal auf einen Mann geschossen haben. Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt und überlebte dank einer Notoperation.
Sowohl das Opfer als auch der Angeklagte sollen jeweils mit Begleitern am 31. März gegen 4.30 Uhr in das Restaurant gekommen sein und sich begrüßt haben. Erst nach dem Verlassen des Lokals kam es laut Anklage zum Streit und zu einer körperlichen Auseinandersetzung.
Opfer ging auf Angeklagten zu
Der später verletzte Mann - nach Polizeiangaben damals 23 Jahre alt - soll einem dritten Mann einen Faustschlag versetzt haben und dann auf den Angeklagten zugegangen sein. Dieser schoss, doch schon nach dem ersten Schuss soll sich der 23-Jährige abgewandt haben. Dennoch feuerte der Angeklagte nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier weitere Male mit einem Revolver. Schwer verletzt schleppte sich der Getroffene bis zur Kreuzung Steindamm/Adenauerallee, wo er in Sichtweite von Hauptbahnhof und Busbahnhof zusammenbrach.
Festnahme am Flughafen Frankfurt
Passanten hatten die Schüsse gehört und die Polizei alarmiert. In Begleitung eines Notarztes brachte eine Rettungswagenbesatzung den Verletzten in ein Krankenhaus, wo er mehrere Tage in Lebensgefahr schwebte. Eine Fahndung nach dem Täter blieb zunächst erfolglos. Die Polizei suchte mit zwölf Streifenwagen nach ihm und veröffentlichte dann einen Zeugenaufruf. Im April hängten Beamte im Umfeld des Tatorts zahlreiche Plakate an Schaufenstern, Bushaltestellen und Laternenpfählen auf, um nach Zeugen zu suchen. Der Angeklagte wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft am 18. Juni am Flughafen Frankfurt festgenommen.
Verteidiger kündigt Statement an
Die Anklage gegen den Deutschen lautet auf versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Der Beschuldigte äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger kündigte eine Stellungnahme zu den Ermittlungen für den nächsten Verhandlungstag an. Dabei werde es auch um die Frage eines möglichen Falls von Nothilfe gehen. Die Strafkammer hat 20 weitere Verhandlungstermine angesetzt. Der bei der Tat lebensgefährlich verletzte Mann lässt sich als Nebenkläger von einem Anwalt vertreten.
Mehr Gewaltkriminalität in St. Georg
Der Stadtteil St. Georg gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. Nach Angaben des Senats nahm die Gewaltkriminalität im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 33 Prozent zu. Die Zahl der Schusswaffendelikte stieg von sechs auf zehn. Als wesentliche Ursache des Anstiegs nennt der Senat die erhöhte Polizeipräsenz in der Innenstadt unter anderem im Rahmen der "Allianz sicherer Hauptbahnhof", wodurch mehr Taten zur Anzeige kämen. © Deutsche Presse-Agentur
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.