Ausweichstandorte: Neues Leben in alten Schachteln: Für baufällige Schulen braucht es Ausweichstandorte. Ein Projekt in Frankfurt zeigt, wie man Bürogebäude an die Bedürfnisse von Schulen anpassen kann.

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Kabel hängen aus der Decke, der Bodenbelag liegt unter einer Schutzschicht, und einige Wände müssen noch gestrichen werden. Aber der Umbau des Bürogebäudes, das in Sachsenhausen zwischen dem Mittleren und dem Großen Hasenpfad liegt, zu einer Schule ist schon weit vorangeschritten. Neben dem Bürohaus wurde eine Ein-Feld-Sporthalle in Modulbauweise errichtet. Und auf dem künftigen Schulhof werden schon die ersten Spielgeräte montiert.

Die Chancen sind gut, dass die beiden Schulen pünktlich einziehen können, die das alte Bürogebäude vorübergehend nutzen werden, bis ihre endgültigen Standorte fertig sind. Die Oberstufe der KGS Niederrad, einer Kooperativen Gesamtschule, soll schon in den Osterferien umziehen. Sie wird den westlichen Trakt nutzen, der zum Mittleren Hasenpfad weist, und voraussichtlich sieben oder acht Jahre bleiben. So lange dauert es mindestens noch, bis der Neubau der KGS fertig sein wird. Das bisherige Domizil der Oberstufe, die ehemalige Salzmannschule, wurde inzwischen zu eng.

Zum Schuljahreswechsel bezieht dann die Martin-Buber-Schule den östlichen Trakt. Die Grundschule ist eigentlich auf dem Sachsenhäuser Berg beheimatet, doch das alte Schulgebäude wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Drei bis vier Jahre werden dafür angesetzt. In dem Interimsquartier wird es auch ein Ganztagsangebot geben.

"Überrascht über die hohe Aufenthaltsqualität"

Dass in dem fünfgeschossigen Bürogebäude einmal mehr als 1000 Schüler lernen werden, haben sich die Architekten Anfang der Neunzigerjahre sicherlich nicht träumen lassen. Und doch lässt sich das Gebäude aus der späten Postmoderne verhältnismäßig leicht umnutzen.

Die Decken wurden akustisch gedämmt, die Beleuchtung auf LED umgestellt und die Belüftung verbessert. Die Büroetagen wurden in Klassenräume und offene Lernlandschaften unterteilt. Zusätzliche Treppentürme zur Entfluchtung wurden angebaut. Die Fensterbrüstung musste an einigen Stellen erhöht werden. Die Experimentiertische in den naturwissenschaftlichen Fachräumen werden über die Decke mit Gas und Strom versorgt. Aber darüber hinaus konnte vieles beim Alten bleiben.

Das ist nicht selbstverständlich. Auf der Suche nach Ausweichstandorten für baufällige Schulen prüft die Stadt regelmäßig auch Bürogebäude, die von privaten Eigentümern angeboten werden. Nicht jedes eigne sich so gut für schulische Zwecke wie die Immobilie am Südbahnhof, erläutert Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD). Entscheidend seien hohe Decken, breite Flure, große Treppenhäuser und ein großes Außengelände.

Im Fall der "Hasenpfade" sind diese Voraussetzungen erfüllt. Vorteilhaft ist zudem, dass das Gebäude schon über eine Kantine verfügt, die als Schulmensa genutzt werden kann. Ein weiterer Vorteil für die Stadt ist laut Weber, dass der Vermieter die Baumaßnahmen übernimmt. Die Umbaukosten werden auf die Miete umgelegt, die sich auf 5,8 Millionen Euro im Jahr beläuft. Die Hälfte der Summe entfällt auf die Umbaukosten.

Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet, die Fassade zu erneuern. Sollte die Stadt das Gebäude über die vereinbarten acht Jahre hinaus nutzen – eine Verlängerung um zwei Jahre ist möglich –, entfallen für die Restlaufzeit die Umbaukosten, denn die sind dann schon abgegolten. Die Miete würde sich halbieren.

Das Amt für Bau und Immobilien hat in den vergangenen Monaten eng mit dem Eigentümer der Immobilie zusammengearbeitet, um "in Tüftelarbeit", wie Weber sagt, das Gebäude an die Bedürfnisse der Schulen anzupassen. Er sei "überrascht über die hohe Aufenthaltsqualität", sagt Abteilungsleiter Roland Hatz und schwärmt von der "Mordsaussicht" aus dem vierten Obergeschoss auf die Skyline. Nach seinen Angaben handelt es sich um das größte derartige Umnutzungsprojekt in Deutschland. Hatz hebt auch die gute Ökobilanz hervor, denn durch das Bauen im Bestand lasse sich viel Beton einsparen.

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Das Gebäude gehört jeweils zur Hälfte dem Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen und einer Projektgesellschaft, an der die Unternehmen Merkur und Bauwens beteiligt sind. Dessen Geschäftsführer Volker Geenen meint, dass die Stadt in Zeiten, in denen die Nachfrage auf dem Büromarkt sinkt, ein attraktiver Mieter sei. Die Abstimmung mit dem Amt sei konstruktiv gewesen: "Das hat in kurzer Zeit gut geklappt."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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