Für Güterschifffahrt: Der Rhein ist an vielen Stellen nicht tief genug für den Güterverkehr. Doch das soll sich bald ändern – das Amt für Wasserstraßen und Schifffahrt will den Rhein vertiefen.

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Der Rhein ist die bedeutendste deutsche Wasserstraße, auf der jedes Jahr Millionen Tonnen von Gütern transportiert werden. Nach Auskunft des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt wird allein der Niederrhein jährlich von knapp 200.000 Schiffen befahren.

Im Mittelrhein haben die Binnenschiffer jedoch ein Problem: Die Fahrrinne ist an einigen Stellen nicht tief genug. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein (WSA) will daher das Flussbett ausbaggern und informiert Anwohner, Wassersportler und Naturschützer.

"Unser ganz großes Ziel ist die Erhöhung der Fahrrinnentiefe im Projektgebiet von 1,90 Meter auf 2,10 Meter, weil dies einen großen Engpass für die Schifffahrt darstellt", sagte Mathias Münch, Projektleiter des WSA Rhein, am Rande einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus Oestrich-Winkel.

Einige Zentimeter reichen bereits

Er wies darauf hin, dass schon die Steigerung der sogenannten Abladetiefe für Binnenschiffe um zehn Zentimeter eine zusätzliche Ladung von 100 bis 150 Tonnen ermögliche. Die geplanten 20 Zentimeter würden daher – je nach Schiffstyp – in Niedrigwasserzeiten eine Zuladung von bis zu 300 Tonnen pro Schiff ermöglichen.

Um das Nadelöhr zwischen Mainz-Budenheim und St. Goar zu entschärfen, wurde die 50 Kilometer lange Projektstrecke in drei Abschnitte unterteilt.

Im Teilabschnitt 1 (Rheingau) befindet sich das Verfahren in der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung. Münch kündigte an, dass im nächsten Jahr die naturschutzfachliche Betrachtung beginnen solle. Dann folge noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung, bevor das Planfeststellungsverfahren beginnen kann.

Baubeginn noch in ferner Zukunft

In Teilabschnitt 3 (St. Goar) sind die Planungen weiter. Dort könne laut Münch schon 2025 das Planfeststellungsverfahren beginnen, und im Teilabschnitt 2 (Lorcher und Bacharacher Werth) soll das 2026 der Fall sein. "Unser Ziel ist, dass wir Ende der Zwanzigerjahre mit dem Bau in Teilabschnitt 3 beginnen können", sagte Münch. Dann sollen sukzessive die Arbeiten an den anderen Teilabschnitten beginnen.

Eine der Rheingauer Stellen, die nicht tief genug ist, liegt bei Oestrich-Winkel. Während es laut Münch bei vorherigen Info-Veranstaltungen zu kontroversen Wortwechseln kam, verlief die Diskussion in Oestrich-Winkel ruhig und sachlich.

Nur einzelne Stellen werden vertieft

Auf dem rund 20 Kilometer langen Abschnitt im Rheingau sollen nur zwei Stellen ausgebaggert werden, es ist nicht geplant, die komplette Länge oder die gesamte Breite des Fahrwassers zu vertiefen. Neben der Oestricher Stelle handelt es sich dabei um eine Untiefe im Kemptener Fahrwasser. Da der Grund des Stroms im Rheingau überwiegend aus einem Sand-Kies-Gemisch bestehe, könne man die Sohle gut ausbaggern. Dort, wo Felsen sind, wird eine Fräse eingesetzt.

Insgesamt sollen nur zwei bis drei Prozent der gesamten Gewässersohle ausgebaggert werden und der Wasserspiegel sich bei Niedrigwasser um maximal 2,6 Zentimeter verändern. Münch: "Es handelt sich um chirurgische Eingriffe im Flussbett." Gleichwohl meldeten sich Bürger zu Wort. Franz Fuchs von der Geisenheimer Echterquelle wies darauf hin, dass eine Wasserader dieser Quelle unter dem Rhein verlaufe und sich Niedrigwasser im Rhein schon heute auf die Quelle auswirke. Er äußerte, dass die Quelle im schlimmsten Fall versiegen könnte. Das war den Planern in der Tat neu, es wurden weitere Gespräche vereinbart.

Ein anderer Teilnehmer äußerte seine Sorge, dass die Winkeler Bucht am Oestricher Kran aufgrund einer geringeren Strömungsgeschwindigkeit verlanden könnte. Das, so versicherte Ingenieur Sven Wurms vom WSA Rhein, sei nicht der Fall.

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Werner Fladung vom Rheingauer Kanu-Club Erbach fragte, ob es aufgrund der vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen, die das WSA Rhein zu leisten habe, möglich sei, bestimmte Abschnitte des Rheinufers zu renaturieren. Münch sagte, dass sei dann denkbar, wenn die zuständige Kommune die Renaturierung vornehme und die Finanzierung durch das WSA gesichert sei.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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