Liederabend: Mit Brigitte Fassbaender als Rezitatorin und dem Bariton Konstantin Krimmel ist der Liederzyklus "Die schöne Magelone" von Brahms in der Oper Frankfurt zu einer Sternstunde geworden.

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Als Brigitte Fassbaender vor drei Jahrzehnten ihre Karriere als Sängerin beendete, stand auf dem Programm ihres letzten Liederabends "Die Schöne Magelone", der einzige Liedzyklus (op. 33) von Johannes Brahms. Wenn sie die 15 Romanzen aus Ludwig Tiecks "Wundersamer Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter aus der Provence" sang, rezitierte sie gewöhnlich selbst aus Tiecks eigener, seine Gedichte verbindenden Prosa. Das tat sie auch jetzt beim Liederabend der Oper Frankfurt, wo die längst als Regisseurin erfolgreiche Künstlerin am Rezitationstisch Platz nahm und die Lieder dem 31 Jahre alten Bariton Konstantin Krimmel überließ. Die künstlerische Symbiose, die da zu spüren war, Fassbaenders große Kunst, mit der Intensität ihres Vortrags die Konzentration nicht auf sich, sondern auf den um zwei Generationen jüngeren Bariton zu lenken, ließ die pausenlose Aufführung zu einer Sternstunde der Liederabend-Reihe werden.

Jener Peter, der als provenzalischer Grafensohn allerlei Irrungen in der äußeren und inneren Welt durchlebt, bis er durch glückliche Fügung die geliebte Königstochter Magelone wiederfindet und zuletzt ein Hohelied der Gattenliebe anstimmt, ist bei Tieck groß, stark und hat glänzendes blondes Haar. Das wurde in Fassbaenders Rezitation und im Angesicht Krimmels kurzerhand zur braunen Mähne deklariert. Doch das war’s an Äußerlichkeiten und Koketterien auf dem Podium. Was folgte, war die Kunst, die auf einen spätmittelalterlichen Roman zurückgehende Geschichte im Zusammenwirken von Text, Gesang und Klavierbegleitung zu erzählen: Brigitte Fassbaender gelang das mit ihrer dunklen, klaren, sonoren Sprechstimme, die manchmal enorm behände die Szenerie vor das innere Auge führte und sich dabei punktuell, wie in einem Melodram, mit dem Spiel des Pianisten Wolfram Rieger vereinte.

"Schöne Magelone"

Riegers Klavierbegleitung, gleichermaßen dezent, sensibel und darum beinahe so unmerklich wie unverzichtbar, trug ganz vorzüglich Krimmels Gesang. Der Bariton gestaltete nie mit einer Tendenz zum Deklamieren, sondern entwickelte schon das viril vorwärtsdrängende Eingangslied ("Keinen hat es noch gereut") ganz aus den Gesangslinien, mit prächtigen Vokalfarben, die das "golden Geschmeide" leuchten ließen, mit perfekt sitzendem Stimmkern, der mühelos an "Lorbeer und Rosen" vorbeieilte, mit einer ganz exakten, aber nie überartikulierten Aussprache.

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Die Dramaturgie der 15 Romanzen, in deren Verlauf es auch um Trennung und Zweifel geht, legte Krimmel als Verdichtung der Intensität und nicht bloß der Lautstärke, als Steigerung des inneren Glühens und nicht etwa einer äußerlichen Gestik aus. Dass die durch ferne Lande und die Weite des Ozeans führende Reise als einziger Sog zu erleben war, lag auch an der Kunst der Übergänge zwischen Gesang und Rezitation, die Fassbaender und Krimmel als Facetten des Poetischen verstanden. Denn an Poesie war diese "schöne Magelone" besonders reich.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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