Anschlagspläne: Taylor Swift symbolisiert, wovor sich islamistische Machos fürchten: Frauen, die selbstbewusst für ihre Freiheiten kämpfen. In Wien trotzen ihre Anhängerinnen nun mutig dem Terror.

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Die Videos und Bilder der Taylor-Swift-Fans, die nach der Absage der drei Wiener Konzerte der amerikanischen Sängerin am Stephansplatz zusammenkommen und dort gemeinsam ihre Lieder singen, rühren mich. Für die jungen Frauen ist ein oft jahrelanger Traum, ihr Idol live auf der Bühne zu sehen, geplatzt. Doch gegen den Hass der Islamisten setzen sie ein starkes Zeichen.

Sie sind fröhlich, sie sind laut, sie sind trotzig. Und sie sind furchtlos. Denn obwohl für Wien nach der Festnahme der jugendlichen, anscheinend im Eiltempo radikalisierten Islamisten, die vor dem Ernst-Happel-Stadion ein Blutbad anrichten wollten, noch immer eine Terrorwarnung gilt, versammeln sie sich zu Tausenden in der Innenstadt. Dem todbringenden Dschihadismus setzen die "Swifties" Pop und Lebensfreude entgegen. Ihr Mut und ihre Haltung sind imponierend.

"safe spaces" für junge Frauen

Das Wiener Konzert von Swift dürfte kein zufällig ausgewähltes Anschlagsziel gewesen sein. Die Sängerin symbolisiert, wovor sich die islamistischen Machos fürchten: Frauen, die selbstbewusst auftreten, die für ihre Freiheiten kämpfen, Feministinnen. Taylor-Swift-Konzerte sind "safe spaces" für junge Frauen und für die queere Community, ihre Auftritte ein Statement für das Recht auf Individualität, auf ein eigenes Leben. All das ist den religiösen Radikalen ein Dorn im Auge. Davor fürchten sie sich.

Die befreiende Kraft, die in der Popmusik zu finden ist, stellt für ihr Weltbild eine Bedrohung dar. Darum wüteten die Hamas-Terroristen am 7. Oktober so unbarmherzig auf dem Supernova-Festival, darum überfielen islamistische Extremisten das Konzert der Band Eagles of Death Metal im Pariser Bataclan-Club und töteten 90 Besucher.

22 Menschen und der Attentäter selbst starben, als ein Islamist 2017 bei einem Auftritt der Sängerin Ariana Grande im Foyer der Manchester Arena eine selbst gebaute Bombe zündete. Auch Grande ist wie Swift eine selbstbewusste Künstlerin, die vielen jungen Frauen zum Vorbild geworden ist. Auch ihr Konzert wurde sicherlich nicht zufällig als Angriffsziel ausgewählt. Frauenfeindlichkeit schweißt die Radikalen zusammen.

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Umso bizarrer wirkt es, mit welcher Vehemenz mancher Linke den Islamismus in diesen Tagen noch immer in Schutz nimmt. In Frankfurt etwa protestieren Palästina-Aktivisten gegen das Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg, sie verurteilen die Schließung der Moschee als rassistisch – und verteidigen so eine Außenstelle des iranischen Mullah-Regimes, das gerade erst wieder zahlreiche Gegner hingerichtet hat. Die trotzig singenden Taylor-Swift-Anhängerinnen in Wien dagegen wissen, dass von den Islamisten nichts als Unheil zu erwarten ist.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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